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Augenblicke

Bürgerschreck und Bohemien (Grosz, Einstein, Heartfield)

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Book cover „Pleite glotzt euch an. Restlos“
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Zusammenfassung

„Früher sah ich noch einen Sinn in meiner Kunst, heute nicht mehr — oder doch nur den, daß ich sie hin und wieder (sehr oft sogar) ausübe (für mich ist’s gemacht), man wird Visionen los - das ist alles.“1 Der sich hier im Jahr 1934 so selbstkritisch, ja resignativ aus dem Exil seinem alten Freund und Verleger, Wieland Herzfelde, gegenüber äußert, ist der Satiriker George Grosz. 1932 war er als Gastdozent nach New York berufen worden, er kehrt im Oktober desselben Jahres noch einmal nach Berlin zurück, um am 12. Januar 1933 endgültig nach Amerika zu übersiedeln. Dort muß er wenig später das Ende der Weimarer Republik erleben. Deren Beginn sieht ihn als einen der wichtigsten Künstler der Berliner Szene. Der Dadaismus tobt sich lautstark aus. Vorneweg das Multitalent George Grosz: Künstler, Bürgerschreck und Bohemien, „der traurigste Mensch in Europa“.2 Dessen Traurigkeit, wiewohl ästhetische Attitüde, korrespondiert mit abgrundtiefer Enttäuschung über die gesellschaftlichen Verhältnisse. „In der Vorkriegszeit ließen meine Erkenntnisse sich derart zusammenfassen: Die Menschen sind Schweine. Das Gerede von Ethik ist Betrug, bestimmt für die Dummen. […] Der Ausbruch des Krieges macht mir klar, daß die Masse, die unter der Suggestion der Presse und des militärischen Gepränges begeistert durch die Straßen zog, willenlos war. […] Den Krieg betrachtete ich als eine ins ungeheuerliche ausgeartete Erscheinungsform des üblichen Kampfes um Besitz.“3

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Literatur

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Haarmann, H. (1999). Augenblicke. In: „Pleite glotzt euch an. Restlos“. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85118-5_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85118-5_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-13295-2

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