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Literaturwissenschaft und ökologisches Bewußtsein

Eine mühsame Verflechtung

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Perspektiven der Germanistik
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Zusammenfassung

Da ich auch literaturtheoretische Probleme — wie alle Probleme — nur entwicklungsgeschichtlich behandeln kann, muß ich bei einem Thema wie „Literaturwissenschaft und ökologisches Bewußtsein“ zwangsläufig etwas zurückgreifen und kann nicht einfach von meinem gegenwärtigen Bewußtseinsstand ausgehen. Schließlich war der Weg vieler Vertreter meiner Generation zu einem kollektiven Verantwortungsgefühl, das auch die Schonung der Natur in sich einschließt, ein besonders langwieriger. Ich möchte daher mit der Frage beginnen: Was bedeutete es für einen jungen Menschen wie mich, in den frühen fünfziger Jahren, genauer gesagt zwischen 1950 und 1955, an einer elitären Provinzuniversität wie Marburg an der Lahn Germanistik, Geschichte, Philosophie und Kunstwissenschaft zu studieren, als dort geistig und politisch — nach der kurzen, aber tiefeingreifenden Phase des Nationalsozialismus — wieder einmal der Zustand der oft beschworenen „machtgeschützten Innerlichkeit“ herrschte?1 Wir Studierenden gehörten zu jenen 3,1 Prozent, die damals die westdeutschen Universitäten bezogen, und interessierten uns als Germanisten — unter dem Einfluß der Poetiken Emil Staigers und Wolfgang Kaysers — nur für die höchsten Formen der Literatur, also die Werke Goethes, Hölderlins, Kafkas, Trakls, Benns usw. Dagegen verachteten wir alle sogenannten Massenmedien, sprachen nie über Politik, standen unseren Professoren weitgehend kritiklos gegenüber und promovierten mit dem nötigen Fleiß im 8. oder 9. Semester.

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References

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Anne Bentfeld Walter Delabar

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© 1997 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Hermand, J. (1997). Literaturwissenschaft und ökologisches Bewußtsein. In: Bentfeld, A., Delabar, W. (eds) Perspektiven der Germanistik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85101-7_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85101-7_8

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-12990-7

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