Zusammenfassung
Mit dem zum Einsturz gebrachten Sowjetsozialismus hat die Frage nach den „inneren“ Vorbedingungen des modernen Kapitalismus und damit eine Frage Max Webers (1864–1920) wieder an Aktualität gewonnen. Ein Versuch, den ‚Geist‘ aufzuspüren, der nach Weber an der qualitativen Prägung und quantitativen Expansion der kapitalistischen Kultur maßgeblich beteiligt war, ist deshalb nicht abwegig. Nach Webers Analysen in der Studie „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“2 ist die Religiosität der Menschen dafür verantwortlich gewesen, daß sich der ‚Geist‘ für eine neue Wirtschaftsordnung entwickeln konnte. Dieser ‚Geist‘ bewirkte eine Verbindung von „Unternehmerseele“ und „Bürgerseele“. Nur in einer bürgerlichen Zivilgesellschaft konnte sich diese Verbindung entfalten. Die bürgerliche Zivilgesellschaft gilt als das ideelle Fundament einer modernen Marktwirtschaft. Sie ist gekennzeichnet durch Werte und Normen, die von den Akteuren verlangen, einander als Gleiche zu behandeln, Toleranz zu üben sowie zu wechselseitiger Solidarität zu ermutigen (vgl. Panther 1998, S. 215). Nach Webers Studie zum ‚Geist des Kapitalismus‘ sind die Akteure durch die Werte einer religiösen Ethik geleitet worden. Die religiöse Gemeinschaft kanalisierte dabei durch verbindliche soziale Normen das Verhalten der Menschen.
Träger des Otto-Beisheim-Förderpreises 1999 für Diplomarbeiten
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Böhmer, R. (2000). ‚Kapitalistischer Geist‘ bei religiösen und ethnischen Minderheiten? — Das Beispiel der katholischen Sorben. In: Blum, U., Cleven, HD., Esswein, W., Greipl, E., Müller, S. (eds) Kundenbindung bei veränderten Wettbewerbsbedingungen. Dresdner Beiträge zu Wettbewerb und Unternehmensführung. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-84803-1_7
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