Zusammenfassung
Ohne Zweifel verbirgt sich hinter einem Begriff, der von der Gesellschaft für deutsche Sprache in die engere Auswahl für das “Unwort des Jahres 1993” gezogen wurde, einige Brisanz und Ambivalenz. Der Begriff ‘Lean Production’ belegte zwar letztlich nicht einen der Spitzenplätze auf der sogenannten ‘Unwörterliste’, wurde jedoch von der Jury als ein Terminus kritisiert, der die Vernichtung von Arbeitsplätzen verschleiert1. Zumindest aber offenbart und bezeugt dieser Sachverhalt zweierlei: zum einen die (ungebrochene) Aktualität und Brisanz des Begriffes in gegenwärtigen Diskussionen — seien sie wissenschaftlicher oder populärwissenschaftlicher Natur — und zum anderen die Problematik, daß mit Lean Production, Lean Management oder Lean Banking die unterschiedlichsten inhaltlichen Ansätze, Methoden und Begriffe gleichgesetzt und darunter subsumiert werden. Diese verwirrende Begriffsvielfalt in Verbindung mit mangelhafter bzw. nicht existierender Definitionspräzision sowie fehlender Transparenz läßt einen idealen Nährboden für Mißverständnisse entstehen, die eine sachliche und fruchtbare Auseinandersetzung mit dem Konzept des Lean Managements erheblich erschweren oder gar vollkommen verhindern. Umso reizvoller erscheint die Herausforderung und Aufgabenstellung, ein bereits mit vielen Inhalten und Implikationen belegtes und vorbelastetes ‘Reizwort’ und mittlerweile mystifiziertes (Mode)Wort in einen klar konturierten wirtschaftswissenschaftlichen Integrationsrahmen und Kontext zu rücken und in der wissenschaftlichen Terminologie entsprechend zu piazieren.
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References
Vgl. O.V.: Unwort, 1994, S. 1, Vgl. kritisch zur Auswahlmethode des Unwortes des Jahres Olt: Wörter, 1994, S. 1.
Einen kurzen Überblick gibt Hauschildt: Organisation, 1991, S. 3.
Bleicher bringt dies plastisch zum Ausdruck: “Wir arbeiten in Strukturen von gestern mit Methoden von heute an Problemen von morgen, vorwiegend mit Menschen, die die Strukturen von gestern gebaut haben und das Morgen innerhalb der Organisation nicht mehr erleben werden”. Bleicher: Management, 1993, S. 31.
Vor dem Hintergrund der Gründung eines Lean Management-Centers durch das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart erscheinen diesbezügliche Erwartungshaltungen durchaus berechtigt und vielversprechend. Die Schaffung eines solchen institutionellen Rahmens für eine sachlich-konstruktive Auseinandersetzung mit Lean Management weist zumindest in die richtige Richtung.
Vgl. etwa den Produktivitätsvergleich deutscher und japanischer Banken von McKinsey durch eine Gegenüberstellung der Kundenanzahl pro Bankmitarbeiter im Privatkundengeschäft. Vgl. Bierer: Weg, 1992, S. 501. Die Art des jeweiligen Bankgeschäfts als Hauptursache für unterschiedliche Mitarbeiterproduktivität, grundlegende Unterschiede zwischen Trennbanken-und Universalbankensystem sowie die Vernachlässigung der Tatsache, daß im Bankgeschäft eben nicht homogene Leistungen wie in der industriellen Massenproduktion verkauft werden, finden keine angemessene Berücksichtigung im Rahmen solcher Vergleiche. Vgl. z.B. Otto: Bank, 1994, S. 4.
Vgl. in diesem Zusammenhang die Bemerkung von Schmidt: “Für meinen Geschmack bietet die Wissenschaft zu selten Visionen”. Schmidt: Wissenschaft, 1993, S. 743.
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© 1996 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
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Türk, B. (1996). Einleitung. In: Von der Lean Production zum Lean Banking. Schriftenreihe für Kreditwirtschaft und Finanzierung, vol 140. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-84590-0_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-84590-0_1
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