Industrialized Retail Banking

Zusammenfassung

Die Fusionen in der deutschen Bankenlandschaft vollziehen sich aus Sicht des Retail Banking an zwei genau entgegengesetzten Polen gleichzeitig: Auf der einen Seite stehen die „großen Institute“. Diese vereinen im Retail Banking zwar mehrere Millionen Kunden, verfügen jeder für sich genommen aber über eher geringe Marktanteile. Keines der großen Institute kann auch bei landesweiter Präsenz mehr als 10 Prozent Marktanteil auf sich vereinigen. Auf der anderen Seite stehen Institute mit einem hohen lokalen Marktanteil von bis zu 60 Prozent und mehr, aber geringer absoluter Größe. Soweit es das Retail Banking betrifft, sind auch die (primären) Zielsetzungen von Zusammenschlüssen stark unterschiedlich. Für die großen Filialinstitute stehen Synergien aus der Verdichtung des Filialnetzes im Vordergrund, während fusionierende Institute mit regionaler oder lokaler Präsenz häufig fast vollständig getrennte Marktgebiete bedienen und die Vorteile der Fusion eher in der Stärkung von zentralisierbaren Back-Office-Funktionen, aber auch dem Marketing, der Mitarbeiterqualifikation, der Sortimentspflege oder der Vertriebssteuerung sehen. Gemeinsam ist beiden Polen dieses Prozesses das Streben nach Größe mit dem Ziel der Realisierung von Kostendegressionseffekten. Insofern setzt sich auch im Fusionsprozess der „Wettbewerb der Systeme“ zwischen lokalen Instituten und den Filialbanken fort, indem beide Seiten versuchen, ihre jeweiligen Schwachpunkte zu kompensieren. Mit der Reduzierung der Kosten über wachsende (Unternehmensgesamt-)Größe allein scheint jedoch den Herausforderungen des Retail Banking noch nicht hinreichend Rechnung getragen. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen ist „Größe“ ein bedeutender Faktor, sie ist jedoch weder allein ausschlaggebend, noch zwingend. Vielmehr zeichnet sich die Notwendigkeit nach einem grundsätzlichen Revirement des Verständnisses dieses Geschäftsbereiches ab.