Zusammenfassung
„Vor dem Jahr 1914 herrschte noch die Auffassung vor, daß, wer keine Arbeit fand, selbst dafür verantwortlich war. Der Gedanke, daß damit die jeweilige Arbeitsmarktlage etwas zu tun haben könnte, erschien damals absurd“ (Lit. 5, 9).
Wer infolge der technischen Entwicklung (z. B. Ersetzung der Handarbeit durch Maschinenarbeit, des Handwerksbetriebes durch Fabrikbetrieb) oder der konjunkturellen Krisen arbeitslos geworden war und der Unterstützung bedurfte, war auf die „Armenpflege“ der Gemeinden angewiesen. Im Rahmen des Norddeutschen Bundes wurde dann das Gesetz über den Unterstützungswohnsitz erlassen (6. 6. 1870), dem sich die süddeutschen Staaten später anschlossen.
„Nach dem Gesetz hatte jede Person mit Vollendung des sechzehnten Lebensjahres („Armenmündigkeit“) das Recht, sich an einem beliebigen Ort niederzulassen, an dem sie nach einjährigem Aufenthalt ihren Unterstützungswohnsitz begründete; dieser verpflichtete die Gemeinde zur Unterstützung bei Hilfsbedürftigkeit. Nach wie vor war aber, der liberalen Harmonievorstellung entsprechend, Armut ein Zeichen von Minderwertigkeit. Aus diesem Grunde war in fast allen Wahlgesetzen der Länder und des Reiches bis 1918 der zeitweilige Verlust des aktiven und passiven Wahlrechts bei Inanspruchnahme der Armenpflege vorgesehen.“ (Lit. 45, 6).
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© 1975 Leske Verlag + Budrich GmbH, Opladen
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Hartwich, HH., Laatsch-Nikitin, N., Schaal, M. (1975). Die rechtlichen und institutionellen Sicherungen gegen Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik. In: Arbeitslosigkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-84397-5_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-0031-6
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