Zusammenfassung
In unserer Darstellung haben wir uns bemüht, die soziologische Realität zu erfassen, wie sie unter dem Zeichen der Rationalisierung im Betrieb entstanden ist. Es läßt sich nicht behaupten, daß diese Realität besonders erfreuliche Charakteristiken aufweisen würde. Man muß freilich mit der Antwort vorsichtig sein, wenn hier die »Schuldfrage« gestellt wird. Es ist heute gängig, alle Schwierigkeiten, Konflikte und Unvollkommenheiten im gesellschaftlichen Leben, und besonders im Betrieb, dem »kapitalistischen System«, d. h. unserer Sozialordnung, anzulasten. Damit hätte man scheinbar eine plausible Erklärung für die Probleme, die in der Konfrontation der Rationalisierung mit dem Menschen auftreten. Dieser Schein trügt. Das begreift man schnell, wenn man sich fragt: Welche Sanktionen hat der Arbeiter zu erwarten, der Rationalisierungsanforderungen ausweicht, der also z. B. mit seiner Leistung zurückhält, um seine persönlichen Zeitreserven nicht zu verlieren, und der dabei auffällt, »erwischt wird«? Im kapitalistischen System, in dem das Geld der Wertmaßstab ist, da wird er mit Geld bestraft, er bekommt weniger Lohn. In einem Gesellschaftssystem, in dem er »für das Volk« oder »für den Aufbau des Sozialismus« zu arbeiten hat, da ist dieses Verhalten ein moralisches Vergehen und die Sanktionen sind dementsprechend härter.
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© 1974 Westdeutscher Verlag Opladen
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Wiedemann, H. (1974). Die Führungsverantwortung des Meisters. In: Arbeiter und Meister im rationalisierten Betrieb. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-84340-1_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-84340-1_10
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-11204-6
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