Information unter „falscher Flagge“ — Unterhaltung als Transportmittel

Zusammenfassung

Jeder, der mit Radio oder Fernsehen zu tun hat, weiß — manche geben es sogar zu —, daß das schwierigste Ressort die Unterhaltung ist. Dafür gibt es zahllose Gründe. Einer davon ist der „Deutschaufsatzeffekt“. In der Schule, bei der Prüfung, reden über den Deutschaufsatz alle mit, schließlich kann jeder deutsch und hält sich deshalb für kompetent, auch der Mathematiklehrer. Er würde sich indes das Mitreden des Deutschlehrers in seinem Fach, der Mathematik, strikt verbitten. So ist es auch mit der Unterhaltung in Hörfunk und Fernsehen. Viele, zu viele, glauben, sie könnten mitreden und tun es auch. Unterhaltung, was ist das schon? Lustige Sendungen machen, Witze erzählen — wer hält sich nicht für ein Unterhaltungstalent? Unterhaltung, was ist das schon? — Im Jahre 1929 hielt der damalige Stuttgarter Rundfunkintendant Dr. A. Bofinger ein Referat über Unterhaltungsendungen im Radio, die anscheinend damals schon umstritten waren. Er sagte unter anderem: „Der Unterhaltungsfaktor ist seinem Wesen nach autonom, und er hat auch seine autonomen Werte. Man tut der Kunst keinen Gefallen, wenn man ihre Maßstäbe auf die Unterhaltung überträgt. Der Kunstwille hat in der Unterhaltung wenig Platz.