Zusammenfassung
In der neueren soziologisch ausgerichteten Jugendkunde wird Jugend vielfach als Teil- oder Subkultur verstanden146, wobei Teil-kulturen als relativ kohärente kulturelle Systeme definiert werden, die innerhalb des Gesamtsystems einer Kultur ein in sich weitgehend geschlossenes Gefüge darstellen147. Das besagt, daß sich die Jugend in ihrem sozialen Verhalten nicht am normativen Bezugsrahmen der Erwachsenen orientiert, sondern daß Jugend als soziale Gruppe sich eigene strukturelle und funktionale Orientierungsmuster gibt, die sich von denen der übrigen Gesellschaft abheben. Tenbruck formuliert: „Man wird sich mit dem Gedanken anfreunden müssen, daß die Sozialisierung der Jugendlichen in wichtigen, gerade auch die Person betreffenden Bereichen zu einer Sozialisierung in eigener Regie geworden ist“148 . Nach Parsons drücken sich die subkulturellen Kriterien vor allem in einem starken, bis zur offenen Opposition neigenden Unabhängigkeitsstreben von den als autoritär und willkürlich empfundenen Gesellschaftsnormen und in einer Manie zur Konformität innerhalb der eigenen Gruppe aus149. Allerdings ist diese These von der jugendlichen Subkultur nicht unwidersprochen geblieben, zumai amerikanische Untersuchungen gezeigt haben, daß zwar einzelne Elemente von Jugendkultur vorfindbar sind, daß aber andererseits den von Parsons als kennzeichnend apostrophierten Kriterien nur eine geringe Allgemeingültigkeit zugeschrieben werden kann150; denn es gelingt meist nur Minderheiten, Sozialisation in einer eigenen Teilkultur zu bewerkstelligen.
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Hüther, J. (1975). Jugend und Gesellschaft. In: Sozialisation durch Massenmedien. Studienbücher zur Sozialwissenschaft, vol 22. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-84217-6_6
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Print ISBN: 978-3-531-21274-6
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