Dokumentation

Zusammenfassung

Seit 1978 häufen sich die Stimmen der tschechischen Selbstkrititik an der Vertreibung der Deutschen aus den böhmischen Ländern. Sie kommen nicht nur aus der Emigration, wo vor allem die in Paris erscheinende Zeitschrift Svědectvi durch den Abdruck eines unter dem Pseudonym „Danubius“ erschienenen Artikels des slowakischen Wissenschaftlers Mlynarek den Stein ins Rollen brachte. Sie kommen aus der Tschechoslowakei selbst. Unter dem Pseudonym Bohemus verfaßten fünf Prager Wissenschaftler 1980 eine Analyse des Verhältnisses von Tschechen und Deutschen in den böhmischen Ländern in der Geschichte bis zur Vertreibung 1945. Diese Darstellung entspricht gewiß nicht in allen Punkten der in diesem Buch vorgetragenen Auffassung. Sie wird aber anschließend deshalb im vollen Wortlaut wiedergegeben, weil sie Zeugnis ist einer ehrlichen Überprüfung des eigenen Standorts und damit Voraussetzung jenes künftigen, eigentlich aber schon begonnenen Dialogs zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken, der für den wirklichen Frieden in Zentraleuropa unerläßlich ist. Die Bohemus-Veröffentlichung (übersetzt und abgedruckt in der in München erscheinenden sozialdemokratischen Zeitung „Die Brücke“) hat zu einer umfangreichen Diskussion in den böhmischen Ländern geführt, die in einer Samisdat-Veröffent: lichung von rd. 200 Seiten zusammengefaßt ist und leider bis heute auf ihre Übersetzung und Veröffentlichung im Westen wartet.