Mikroökonomische Perspektiven

Zusammenfassung

Nachdem die Vorstellung einer gottgegebenen Ordnung in Frage gestellt und damit die Aufklärung eingeleitet war, ist das Individuum mit seinen Wertvorstellungen zum neuen archimedischen Punkt unserer Anschauung der Welt geworden. Die Vision einer Gesellschaft, die auf der Basis freier Individuen, aus sich heraus und zwanglos eine gleichfalls harmonische Ordnimg konstituiert, bereitete den Weg für die Emanzipation des Individuums.¹ Ökonomen haben das neue individualistische Weltbild von Anfang an aufgegriffen und weitergeführt. Augenfällig kommt dies zum Ausdruck in Adam Smiths „invisible hand“, in der axiomatischen Behandlung der individuellen Präferenzen in der ökonomischen Theorie und ganz allgemein im Konzept des methodologischen Individualismus. Auch die moderne wirtschaftliche Grundauffassung ist individualistisch geprägt. Aufgabe der Wirtschaftspolitik ist es danach nicht, Ziele und Inhalte des ökonomischen Prozesses vorzugeben oder zu verfolgen, sondern optimale Bedingungen für die wirtschaftliche Entfaltung des einzelnen zu schaffen. Die Begriffe Ordnungspolitik und Globalsteuerung haben hier ihre ideengeschichtliche Grundlage. Die Norm ist der in wirtschaftlichen Dingen neutrale Staat. Dies aber ist praktisch und theoretisch eine Fiktion. Der in einem interdependenten System agierende Staat kann niemals neutral sein. Er hat einen un-vermeidbaren Einfluß auf die Entscheidimg der Privaten. Gedanklich läßt sich das Neutralitätspostulat nur retten, wenn in allen Handlungen des Staates eine vikarische Funktion² gesehen wird.