Zusammenfassung
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts begann die mächtige Idee der individuellen Freiheit das Weltbild des Mittelalters allmählich abzulösen.2 Die Vorstellung einer natürlichen harmonischen Ordnung freier Bürger drängte den Staat in eine subsidiäre Rolle und wurde die Basis für die Befreiung des Individuums von seiner „selbstver-schuldeten Unmündigkeit“ (Kant). Den Ideen der Zeit folgend griffen Ökonomen den von politischen Philosophen entwickelten Gedanken auf und machten ihn unter dem Schlagwort „laisser-faire“ zu einer nützlichen Waffe gegen den Merkantilismus und für den Freihandel. Doch wie so oft in der Ideengeschichte ist in der Folge der richtige Kern des Gedankens durch seine Verallgemeinerung überzogen worden. Aus der Forderung nach Liberalisierung des internationalen Handels folgte bald die Forderung nach einem Rückzug des Staates aus der „Privatökonomie“ überhaupt. Die Nichtintervention des Staates wurde als ein Gebot ökonomischer Einsicht verstanden. So verbanden sich politischer und ökonomischer Liberalismus, stützten sich gegenseitig und wurden schließlich als Einheit verstanden. Diese fortdauernde und oberflächliche Symbiose ist nicht nur ablesbar an wirtschaftspolitischen Grundsatzentscheidungen, sie reicht bis zu scheinbar pragmatischen Tagesfragen der Wirtschaftspolitik. Insbesondere im Zusammenhang mit der Politik zum Schutze der Umwelt tritt die aus ihr folgende Sichtweise unübersehbar hervor. Der gebremste Gestaltungswille des politisch-administrativen Systems in bezug auf den Umweltschutz hat in diesem falsch verstandenen Liberalismus seine geistigen Wurzeln.
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Literatur
Heinrich Heine, Über Deutschland, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, Hamburg 1861, S. 183.
Arthur C Pigou, The Economics of Welfare, (1920), London 1952.
AlfredSchüller (Hrsg.), Property Rights und ökonomische Theorie, München 1983, S. VII. Einführung.
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Maier-Rigaud, G. (1988). Theoretische Aspekte des „laisser-faire“. In: Umweltpolitik in der offenen Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-84145-2_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-84145-2_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-11941-0
Online ISBN: 978-3-322-84145-2
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