Zusammenfassung
Moralisches Argumentieren antwortet primär auf die Erfahrung eines realen oder drohenden Verlustes: Konservative beklagen den Verlust der „Werte“, des „Sinns“ und der „Normen“. Es gehört schon zum Muster frühbürgerlicher Gegenaufklärung, den Anspruch auf unbedingtes Glück durch Berufung auf angeblich höhere Werte wie Fügsamkeit, Disziplin, Selbstbescheidung und aufopferndes Dienen zu bekampfen und umzulenken. In der Wissenschaft gibt es das Moralproblem, seit erkennbar wurde, daß die instrumentelle Vernunft nicht fraglos Mittel für die Realisierung von Freiheit und Glück hervorbringt, sondern auch und vor allem Mittel der Vernichtung. Bis zur Produktion der Kernspaltung schien Wissenschaft fast jenseits von gut und böse zu stehen, nur dem Fortschritt und der Wahrheit verpflichtet. Gerade darin lag und liegt ihre Faszination, ihr Heilsversprechen. Heute dagegen geht es nicht mehr um die harmlose, dem 19. Jahrhundert zugehörige Frage nach den falschen oder richtigen Händen, die die „neutralen“ Mittel zum Wohl oder Wehe der Menschen anwenden, — die wissenschaftlich produzierten Mittel sind keine Mittel, sondern bereits realisierte Zwecke. Für Atom-und Wasserstoffbomben gibt es keine richtigen Hände. Und die Sozialisten und die Moral? Für Marx war der Sozialismus keine Frage des Sollens, keine ethische Maxime — Moral gehörte zum „Elend der Philosophie“ — sondern Resultat der objektiven Entwicklung.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1981 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
König, H., von Greiff, B. (1981). Wissenschaft und Technik und das Problem der Moral. In: von Greiff, B. (eds) Das Orwellsche Jahrzehnt und die Zukunft der Wissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-84101-8_13
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-84101-8_13
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-11545-0
Online ISBN: 978-3-322-84101-8
eBook Packages: Springer Book Archive