Zusammenfassung
In der bisherigen Diskussion ist kaum beachtet worden, daß die nächsten Jahre für den Übergang zu einer europäischen Einheitswährung denkbar ungeeignet sind. Denn die wirtschaftliche Neuordnung Osteuropas, die deutsche Wiedervereinigung und die Vollendung des EG-Binnenmarktes werden in der Gemeinschaft einen tiefgreifenden Strukturwandel auslösen, der erhebliche relative Preisänderungen zwischen den Warenkörben der verschiedenen EG-Länder — also „reale Wechselkursänderungen“ — erforderlich macht. Zwischen den Anhängern des Keynesianismus und den Vertretern der modernen Klassik besteht Einigkeit darüber, daß die internationale Anpassung der relativen Preise geringere volkswirtschaftliche Kosten verursacht, wenn der Wechselkurs geändert werden kann, als wenn die nationalen Preisniveaus angepaßt werden müssen. Deshalb sind die Kosten einer Währungsunion desto größer, je unterschiedlicher sich die Angebots- und Nachfragebedingungen in den einzelnen Ländern entwickeln. Es wird oft behauptet, zur Vollendung des Binnenmarktes gehöre auch eine gemeinsame europäische Währung. Das Gegenteil ist richtig. Wie Balassa schon in den sechziger Jahren dargelegt hat, sollte man mit der Währungsunion warten, bis die Auswirkungen der Marktintegration abgeklungen sind. Der Zeitpunkt für eine europäische Währungsunion war selten so ungünstig wie gerade jetzt, und es ist auch nicht zu erwarten, daß der bevorstehende Anpassungsprozeß 1996 oder 1999 abgeschlossen sein wird.
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© 1993 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
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Vaubel, R. (1993). Die Politische Ökonomie einer Europäischen Zentralbank Probleme und Lösungsvorschläge. In: Bofinger, P., Collignon, S., Lipp, EM. (eds) Währungsunion oder Währungschaos?. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-84019-6_5
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