Zusammenfassung
Mit der Niederlage der CDU/CSU bei der Bundestagswahl 1969 schien für viele poli tische Beobachter ausgemacht, daß nun zwangsläufig ein Erosionsprozeß der CDU beginnen müsse. Hatte sich doch die CDU jahrzehntelang in erster Linie definiert als Regierungspartei oder auch als Kanzlerpartei, als Staatspartei, als Fraktionspartei. 1969 hatte sie nicht einmal einen halbwegs ausgebauten zentralen Parteiapparat zur Verfügung und auch keinen — etwa der SPD vergleichbaren — Fraktionsapparat, weil diese Apparatfunktionen von ihren Vertretern in Kabinett und Ministerial bürokratie wahrgenommen wurden. Die CDU verfügte darüber hinaus mit 300 000 Parteimitgliedern nur über ein Drittel der SPD-Mitgliedschaft, und sie bestand aus keinem einheitlichen Parteikörper mit einer pyramidenförmigen Willensbildung von unten nach oben, sondern sie glich eher einem Konglomerat mehrerer machtvoller, satzungsmäßig integrierter Vereinigungen (Suborganisationen). In diesen — Junge Union, Frauenvereinigung, Sozialausschüsse der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft, Kommunalpolitische Vereinigung, Mittelstandsvereinigung, Union der Vertriebenen und Flüchtlinge; hinzu kommt noch der formal nicht zur Partei gehörende Wirtschaftsrat der CDU e. V. (Dittberner 1973) — fand der Schwerpunkt der Willensbüdung statt, die eigentliche Parteiebene war im allgemeinen nur Clearing-Stelle für die unterschiedlichen Vereinigungen resp. Interessengruppen in der Partei (Kaack 1971, 545 ff.).
Kommentierte Materialien zur „alten“ und zur „neuen“ CDU
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Scheer, H. (1977). Die nachgeholte Parteibildung und die politische Säkularisierung der CDU. In: Narr, WD. (eds) Auf dem Weg zum Einparteienstaat. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83976-3_6
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