Zusammenfassung
Die Freie Demokratische Partei (F.D.P.) stellt sich im Wahljahr 1976 als ein außerordentlich kompliziertes Gebilde in einer nicht weniger komplizierten Gesamtsituation dar. Zwar lassen sich die derzeitigen Probleme nicht mit denen des Wahljahres 1969 vergleichen. Nichtsdestoweniger werden die Entscheidungen von 1976 mittelfristig für die F.D.P. von ähnlich existenzieller Bedeutung sein. Die Irritation, die von den heimlichen Dissidenten der SPD/F.D.P.-Koalition in Niedersachsen ausging, die Auseinandersetzung um die Koalitionstaktik in Baden-Württemberg und die Wahlniederlage in diesem Bundesland im April haben überdeutlich gemacht, wie brüchig die überwiegend so stabil erscheinende Position der Partei bereits bei Erschütterungen minderen Ausmaßes werden kann. Die Koalitionsaussage der Bundespartei zugunsten der SPD hat nur noch begrenzte Aussagekraft für die Frage, welche praktische Politik die Partei verfolgt und wie sie sich auf mittlere Frist entwickeln wird. Der folgende Versuch, Elemente zu einer F.D.P.-Analyse zusammenzutragen, kann diese Situation nicht durch eine umfassende und eindeutige Prognose aufhellen. Er soll jedoch dazu dienen, durch Klärung einiger Voraussetzungen und Strukturelementc das Bild der F.D.P. etwas durchsichtiger zu machen.
„Wir sind Garant für liberale Politik und für kontinuierliche Entwicklung. Wir sind die Partei des Bürgers und unabhängig von Interessen. Wir sind eine sachorientierte Partei und kennen keine Dogmen. Wir sind die Partei der kritischen Toleranz. Wir Liberale treiben nicht ideologische, sondern ideologiekritische Politik, wir wenden uns gegen jede einseitige Interessenpolitik und Weltanschauungspolitik, wir wollen den notwendigen Ausgleich und die fällige Erneuerung durch friedliche Veränderun gen sicherstellen. Denn: Wir Liberale bauen auf Fortschritt durch Vernunft, auf Fortschritt in Freiheit.“
Werner Maihofer in: liberal 4/76
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Schiller, T. (1977). Wird die F.D.P. eine Partei?. In: Narr, WD. (eds) Auf dem Weg zum Einparteienstaat. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83976-3_5
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