Psychoanalytikerin in einer Child Guidance Clinic

Zusammenfassung

A. FREUD und ihre Mitarbeiter haben mit ihrer Hamstead Clinic in London eine psychoanalytische Institution zur Abklärung und Durchführung von Kinderanalysen geschaffen. An diesem Vorbild orientieren sich viele junge Kinderpsychoanalytiker, wenn sie, meist mit grossem Enthusiasmus, eine Stelle in einer öffentlichen Institution annehmen. Auch der Autorin des folgenden Kapitels erging es nicht anders. In ihrem Beitrag schildert sie ihre Erfahrungen am Alltag eine Child Guidance Clinic und weist, in zwei Fallbeispielen negativ verlaufender Kindertherapien, auf institutionelle Schwierigkeiten bei dieser Tätigkeit hin. Die Reflexion dieser Erfahrungen führt sie u.a. zu den historischen Vorfahren, zu Psychoanalytikern wie August AICHHORN und Siegfried BERNFELD im “roten Wien” der Zwanziger Jahre. “Die ersten Schwierigkeiten, mit denen die Psychoanalyse in Institutionen konfrontiert war, sind denen, die wir heute vorfinden, nicht unähnlich…” Ähnlich ist auch die Motivation heutiger Kinderanalytiker, sich in Institutionen wie Child Guidance Kliniken zu engagieren: Sie wissen, daß sie sich damit in ein schwieriges Problemfeld begeben, indem sie z. B. auch nicht ein spezifisches, kurztherapeutisches Behandlungskonzept generell anwenden können. Für jedes einzelne Kind muß ein individueller Behandlungsplan aufgestellt werden, der sich zwar am psychoanalytischen Wissen zur Diagnostik und der Genese psychischer Störungen orientiert, aber eine Vielzahl sozialpsychologischer und realer Faktoren mitberücksichtigen muß.