Zusammenfassung
Im folgenden Kapitel werde ich nachzuweisen versuchen, daß zwischen der Mystik, wie ich sie bisher ausgeführt habe, und Aschenbachs Erlebnis mit Tadzio eine zentrale Gemeinsamkeit besteht. Der Bereich dieser Gemeinsamkeit ist, auf eine kurze Formel gebracht, das, was als „zölibatäre Maschine“ darge stellt wurde, Ich weise nochmals daraufhin, daß dies nicht bedeutet, daß sich die ästhetische Ethik in die bhristliche auflösen ließe, der leitende Gedanke ist vielmehr, daß sich in dem Versuch, die „Frucht“ der jeweiligen Ethik zu greifen, eine gemeinsame Struktur abzeichnet. In den Voraussetzungen zu diesem Versuch läßt sich allerdings schon jetzt eine Übereinstimmung anführen: Durch die christliche Ethik war für die Mystik ein Ziel gesetzt, das jedoch nicht in dieser Ethik aufgeht. Was die Ethik trennt, setzt demgemäß die mystische Offenbarung wieder zusammen als Vorstellung des einen, unteilbaren und in allen Polaritäten gegenwärtigen Gottes. Desgleichen ist durch die Leistungsmoral ein solches Ziel gesetzt, das über sie hinausgeht. Es ist die schöne Form, die einerseits ganz Produkt dieser Moral ist, andererseits von ihr durch das „Wunder der wiedergeborenen Unbefangenheit“ abgesetzt ist.
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© 1984 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Sonner, F.M. (1984). Aschenbach und Tadzio. In: Ethik und Körperbeherrschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83949-7_6
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-11683-9
Online ISBN: 978-3-322-83949-7
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