Zusammenfassung
Die ästhetische Ethik Aschenbachs hat die Kritik immer wieder zu moralischen Stellungnahmen veranlaßt. Auch hier vollzieht sich ein „Wunder der wiedergeborenen Unbefangenheit“ durch die „Wucht des Wortes, mit welcher das Verworfene verworfen“ wird. Die Ironie der Verwerfung Aschenbachs ist es, daß die moralische Dimension der Novelle verdoppelt wird, daß also die Kritiker die ästhetische Ethik mit ihrer eigenen Moral konfrontieren und so dem Problem der Moral neue Facetten hinzufügen. Wie auch Aschenbach, so stellt sich die Kritik nicht hinter die „Laxheit des Mitleidssatzes“, daß „alles verstehen alles verzeihen“ heiße. Die Kritiker setzen dabei zumeist voraus, daß die Novelle die Erniedrigung Aschenbachs zeige, und wenn die ästhetische Ethik kritisiert wird, so fast immer deshalb, weil sie eben diese Erniedrigung nicht aufhalten kann. Nur selten wird daher die eigene Erregung unterdrückt, und sie entfaltet sich nach zwei Richtungen: der Tiefe Aschenbachs entspricht die Höhe Thomas Manns. Ich gebe eine Auswahl der Kritiken zum Fall Aschenbach.
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© 1984 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Sonner, F.M. (1984). Der Fall Aschenbach in der Literaturkritik. In: Ethik und Körperbeherrschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83949-7_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83949-7_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-11683-9
Online ISBN: 978-3-322-83949-7
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