Zusammenfassung
Das mit dem Thema „Atomenergie und Grundrechte“ angesprochene Problem hat drei ganz verschiedene Aspekte. Im Vordergrund steht natürlich die Frage, wie die staatliche Zulassung der Risiken wirtschaftlicher Nutzung der Kernenergie mit den Grundrechten auf Leben und körperliche Unversehrtheit des Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG vereinbar ist1. Darüoer hinaus sind gewisse lästige ßedenken nicht gänzlich zu unterdrücken, ob die Grundrechte derartigen Aktivitäten wegen ihrer unabsehbaren Langzeitwirkung — Stichwort: atomare Entsorgung — nicht auch zugunsten unserer Nachwelt gewisse Schranken setzen. Und schließlich haben wir uns mit der Frage auseinanderzusetzen, ob eine politische Ordnung nicht zwangsläufig in einer die grundrechtlichen Freiheiten gefährdenden Weise ihre Qualität ändern muß, wenn sie eine weithin oder gar hauptsächlich auf Atomenergie bauende Elektrizitätswirtschaft im Griff behalten will.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Die verfassungsrechtlich weniger schwierige Frage der Vereinbarkeit mit der Eigentumsgarantie des Art. 14 GG kann demgegenüber vernachlässigt werden.
Vgl. jetzt W. Hoffmann: Brüter — nein danke! in: Die Zeit, Nr. 45 v. 5.11.1982, 25 f.
BT-DrS 8/4341 v. 27.6.1980, 80.
R. Jungk, Der Atom-Staat, 1977.
Die Zeit, Nr. 25 v. 15.6.1979, 6.
Vgl. dazu H. Hofmann, Ist die Festlegung auf Kernenergie mit einer freiheitlich-demokratischen Verfassung vereinbar? in: Atomkraft (Fn 6), 327 ff. (335 f.).
Vgl. dazu H. Hofmann, Ist die Festlegung auf Kernenergie mit einer freiheitlich-demokratischen Verfassung vereinbar? in: Atomkraft (Fn 6), 327 ff. (335 f.).
Zit. nach: Die Windscale-Untersuchung, hrsg. v. Deutschen Atomforum e.V. (1979), 29.
NJW 1977, 2173.
In dems. Sinne wie der BGH J. Schwabe, Zur Geltung von Rechtfertigungsgründen des StGB für Hoheitshandeln, NJW 1977, 1902 ff.; R. Lange, Terrorismus kein Notstandsfall? NJW 1978, 784 ff. Krit. dazu K. Amelung, Erweitern allgemeine Rechtfertigungsgründe, insbesondere § 34 StGB, hoheitliche Eingriffsbefugnisse des Staates? NJW 1977, 833 ff.; ders., Nochmals: § 34 StGB als öffentlich-rechtliche Eingriffsnorm? NJW 1978, 623 f.; A Roßnagel, Der alltägliche Notstand, KJ 1977, 257 ff.; F. Sydow, § 34 StGB — kein neues Ermächtigungsgesetz, JuS 1978, 222 ff.; E.-W. Böckenförde, Der verdrängte Ausnahmezustand, NJW 1978, 1881 ff.; E. Denninger, Verfassungstreue und Schutz der Verfassung, VVDStRL 37 (1979), 7 ff. (44 ff.). Vermittelnd M. Schröder, Staatsrecht an den Grenzen des Rechtsstaates, AöR 103 (1978), 121 ff.
In: Energiediskussion, hrsg. v. BMFT, 1/2/79, 31 ff. (32).
Vgl. dazu H.-M. Evers, Das besondere Gewaltverhältnis, 1972; H.J. Wolff/O. Bachof, Verwaltungsrecht I, 9. Aufl. 1974, 212 f.; K. Hesse, Grundzüge des Verfassungsrechts der Bundesrepublik Deutschland, 13. Aufl. 1982, 129 ff.
H Wagner, Bedrohen moderne Technologien die Grundrechte? Dargestellt am Beispiel der Kernenergie, ZRP 1979, 54 ff.
Vgl. Chr. Degenhart, Kernenergierecht, 2. (unveränderte) Aufl. 1982, 107 ff., 113.
Dazu H. Hofmann, Rechtsfragen der atomaren Entsorgung, 1981, 143 ff.
Vgl. J. Radkau, Kernenergie-Entwicklung in der Bundesrepublik: Ein Lernprozeß? Zeitschr. f. Hist. Sozialwissenschaft 1978, 195 ff.
Dazu Hofmann (Fn 15), 21 f., 25, 27, 295 f.; Degenhart (Fn 14), 113, 186.
BVerwG DVB1 1972, 678 ff. (680).
So schon N. Pelzer, Opferschutz im Haftungsverbund nach dem europäischen Haftungsübereinkommen, in: Drittes Deutsches Atomrechtssymposium, 1975, 251 ff. (252 Fn 2).
BVerfGE 39, 1 ff.
BVerfGE 49, 89 ff. Vgl. neuestens die Fluglärm-Entscheidung des BVerfG NJW 1981, 1655 (1656).
Vgl. Degenhart (Fn 14), 147. Die beliebten Risikovergleiche sprechen lediglich dafür, daß der Gesetzgeber uns jene neuen Risiken unter Beachtung der verfassungsrechtlichen Formvorschriften auferlegen darf. Die Frage ist, ob er diese Formen bei Schaffung des AtomG gewahrt, hat. Dazu weiter im Text. Sicher ist jedenfalls, daß der Gesichtspunkt der Zumutbarkeit, auch wenn er durch Vergleiche wohl begründet ist, für sich genommen im Atomverwaltungsrecht so wenig wie sonst eine ausreichende Rechtsgrundlage für belastende Verwaltungsakte darstellt. Näher dazu Hofmann (Fn15), 87 f., 311 ff.
Vgl. Hofmann (Fn 15), 339 f.
Vgl. F. Ossenbühl, Die Bewertung von Risiken kerntechnischer Anlagen aus rechtlicher Sicht, in: Technische Risiken und Recht — KfK 3275, Nov. 1981, hrsg. v. W. Blümel u. H. Wagner, 45 ff.; Degenhart (Fn 14), 145 ff., und dazu meine Kritik in BayVB11983, 33 ff.
Zu dieser seit den Arbeiten F.R. Farmers gebräuchlichen Risikoformel näher Hofmann (Fn 15), 330 ff.
Vgl. zuletzt P. Marburger, Rechtliche Grenzen technischer Sicherheitspflichten, Wirtschaft und Verwaltung 1981, 241 ff. (251).
Vgl. Deutsche Risikostudie Kernkraftwerke, Hauptbd., hrsg. v. BMFT, 2. Aufl. 1980, 206 ff.
Eingehende Kritik bei W. Baumann, Betroffensein durch Großvorhaben — Überlegungen zum Rechtsschutz im Atomrecht, BayVBl 1982, 257 ff.
Vgl. BVerfGE 49, 89 (130). S. dazu jetzt P. Badura, Die verfassungsrechtliche Pflicht des gesetzgebenden Parlaments zur „Nachbesserung“ von Gesetzen, in: FS für Kurt Eichenberger, Staatsorganisation und Staatsfunktionen im Wandel, 1982, 481 ff.
Hierzu und zum folg. näher Hofmann (Fn 15), passim.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1984 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Hofmann, H. (1984). Atomenergie und Grundrechte. In: Roßnagel, A. (eds) Recht und Technik im Spannungsfeld der Kernenergiekontroverse. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83941-1_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83941-1_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-11694-5
Online ISBN: 978-3-322-83941-1
eBook Packages: Springer Book Archive