Zusammenfassung
Seit Ende der sechziger Jahre gibt es die neue Frauenbewegung. Ausgehend von den USA (im Anschluß an die Bürgerrechtsbewegung) hat sie sich im Laufe der siebziger Jahre zu einer starken internationalen Bewegung entwickelt. Wie jede politische Bewegung befaßt auch sie sich eingehend mit. Sprache; vor allem übt sie Sprachkritik in sowohl konstatierend-analytischer als auch in “umstürzlerischer”, d.h. sprach-schöpferischer Weise: Die Herrschaft des männlichen Prinzips in der Sprache wird entweder kritisch festgestellt2 oder durch das Erfinden und Verwenden neuer Regeln und Redeweisen gebrochen.3 Im deutschen Sprachraum dürfte das neue Indefinitpronomen frau anstelle des oder neben dem früher alleinregierenden man die provokanteste und bekannteste Sprachneuerung sein.
Revidierte Fassung eines Vortrags, den ich im März 1982 bei der 4. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft (DGfS) in Köln gehalten habe. Eine gekürzte Fassung erschien am 26.6.1982 unter dem Titel “Eine Wasserfrau ist kein Wassermann — Frauen entpatrifizieren die deutsche Sprache” im Magazin der Basler Zeitung, S. 6 und 7. Den in diesem Aufsatz entwickelten analytischen Raster für sprachliche Innovationsleistungen der Neuen Frauenbewegung in der Bundesrepublik habe ich erstmals vorgestellt im Dezember 1980 in einem Vortrag an der Universität Hannover zum Thema “Frauenbewegung und Sprachwandel”, später an den Universitäten Regensburg, Freiburg, Zürich, Bochum, Aachen und Düsseldorf.
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Pusch, L.F. (1985). Frauen Entpatrifizieren die Sprache-Feminisierungstendenzen im Heutigen Deutsch. In: Hellinger, M. (eds) Sprachwandel und feministische Sprachpolitik: Internationale Perspektiven. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83937-4_4
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