Zusammenfassung
Wir haben mit der vorangegangenen Analyse der Wahl, dem einzig wirklichen politischen Akt, der dem Bürger der bundesrepublikanischen Demokratie zugestanden wird, gezeigt, wie wenig sich die Wähler der Bedeutung ihres Tuns bewußt sind, was wiederum die Bedeutung dieses Aktes selbst schmälert. Da aber die Wahl als reale demokratische Ausdrucksform des Bürgers nicht erkannt wird, bleibt zu fragen, nach welchen Gesichtspunkten der Bürger der Bundesrepublik überhaupt noch feststellen kann, daß er in einer Demokratie lebt. Weil es naheliegend ist, wird diese Frage in den Sozialwissenschaften oft und gerne dadurch erhellt, daß der Demokratie eine Diktatur gegenübergestellt wird, von der ein Befragter dann die Demokratie zu unterscheiden hat. Die Unterscheidungskriterien allerdings werden von den Sozialforschern erdacht und brauchen deshalb nicht die einzig möglichen darzustellen. Es ist darüber hinaus für den Befragten relativ einfach, alle diejenigen Merkmale, die er eindeutig dem diktatorischen System zuordnet, der Demokratie nicht zuzuordnen. Man erhält also eher ein Bild von dem, was Demokratie nicht ist, weniger davon, was sie ist. Wir müssen uns im folgenden jedoch auf solche Umfrageergebnisse stützen, da diese unseres Wissens die einzigen vorliegenden sind.
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Croner, F. (1975). Demokratieverständnis. In: Die deutsche Tradition. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83924-4_19
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-11314-2
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