Die rheinische Republik 1918/19 — ein Beitrag zur Reichsreform?

Zusammenfassung

Die Ereignisse und Entwicklungen zwischen dem Ende des Krieges und dem Friedensschluß sind kaum auf einen Nenner zu bringen. Zu vieles, oft Gegensätzliches ist miteinander verbunden. Die im Grunde nicht für möglich gehaltene militärische Niederlage, die durch die überstürzte Bitte um Waffenstillstand deutlich wurde, und der Sturz des politischen Systems, das durch die militärische Entwicklung mit in den Strudel gerissen war, bewirkten tiefe Verwerfungen im politischen Bewußtsein der Bevölkerung. Als markantes Beispiel dafür, daß Ursache und Wirkung umgekehrt werden können oder zumindest die eine Entwicklungslinie wesentlich stärker als eine andere, nicht minder wichtige in Erscheinung tritt, können die beiden dominierenden Daten und Ereignisse des Novembers 1918 angeführt werden: der politische Umsturz und der Waffenstillstand. Die „Revolution“, die sich von der Küste ausbreitende Matrosenrevolte, die am 9. November mit dem Sturz der Monarchie in Berlin „siegte“, hatte, weil sie das beherrschende und die Masse der Bevölkerung unmittelbar betreffende Ereignis war, eine weit stärkere Wirkung als die Meldung des zwei Tage später in Kraft getretenen Waffenstillstandes.