Zusammenfassung
Das Phänomen des Brigantentums nach der nationalen Einigung verkörpert in der italienischen Nationalgeschichte weitaus mehr als nur eine bedeutende Episode. Tatsächlich stellt es ein Ereignis dar, in dem auf hervorragende Weise ein Charakterzug der italienischen Gesellschaft in Erscheinung getreten ist, dessen Entwicklungen und Folgen wir noch heute wahrnehmen können: diese charakterisieren einen guten Teil des kulturellen, sozialen und politischen Lebens unseres Landes. Das Brigantentum war keine neue Sache in Mittel- und Süditalien. Über örtlich begrenzte Erscheinungen der vorausgegangenen Jahrhunderte hinaus verdichtete sich dieses Phänomen auf besondere Weise während der Periode französischer Präsenz im Königreich Neapel. Es hatte eine seiner historisch bekanntesten Ausprägungen anläßlich der von Kardinal Ruffo im Jahre 1799 durchgeführten Expedition gegen die Republik Partenopea, die unter französischer Ägide in Neapel gegründet worden war. Unter jenen Umständen bediente sich der bourbonische Kardinal auf breiter Basis der Hilfe zahlreicher Banden von Briganten, die in den Landstrichen Kalabrien und der Basilicata operierten. Die ersten Aufstandsbewegungen fanden in der Folgezeit des nationalen Zusammenschlusses statt, als die Eroberung des Königreiches Neapel von Seiten der garibaldinischen Streitkräfte noch nicht abgeschlossen war. Diese hatten sich im Frühjahr 1860 mit Richtung auf Neapel in Sizilien an Land begeben. Im August desselben Jahres hatte tatsächlich eine gewalttätige und blutige Erhebung in Matera stattgefunden, die sich anschließend auf Apulien und die Basilicata ausdehnte und die gegen die Vertreter des Mittelstandes, gegen Beamte und liberale Eigentümer gerichtet war, die dem Prozeß der nationalen Einigung mit Wohlwollen gegenüberstanden.
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Anmerkungen
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Tullio-Altan, C. (1981). Das Phänomen des Brigantentums in Süditalien Nach der Nationalen Einigung (1860–1870). In: von Alemann, H., Thurn, H.P. (eds) Soziologie in weltbürgerlicher Absicht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83850-6_16
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