Zusammenfassung
Wir haben im vorigen Kapitel geschildert, wie die Technik individuell erlebt wird und haben beim Vergleich des wissenschaftlichen und des technischen Handelns den sozialen Bezug der Technik ausgeklammert. Nun ist aber gerade die Wechselbeziehung zwischen der Technik und den sozialen Strukturen von hervorragender Bedeutung. Die bahnbrechende Arbeit auf dem Gebiete der Kunst, der Wissenschaft oder der Philosophie ist oft das Werk von Einzelnen, demgegenüber ist das technische Werk immer eine Gemeinschaftsleistung, und mit seinem Umfang und seiner Entwicklungsgröße nimmt die Anzahl und die Untergliederung derer, die unmittelbar daran mitgewirkt haben, zu. Man kann noch einen Schritt weitergehen und feststellen, daß die Technik, diese Fähigkeit des Menschen, die Welt gemäß seinen Wünschen und Bedürfnissen zu verändern, die er seinem situativ angepaßten, individuellen Lern vermögen verdankt, daß diese Fähigkeit nicht nur die Gemeinschaft zur Voraussetzung hat, sondern umgekehrt auch der Träger der Sozialisation ist. Wir hatten bereits die Sprache als ein Kind der Technik bezeichnet, als ein Instrument, das von der Evolution herausgezüchtet worden ist aufgrund der biopositiven Überlegenheit des koordinierten, funktional unterteilten, technischen Handelns. Der große biologische Vorsprung des Menschen beruht auf der Möglichkeit der Bildung situationsgerechter überindividueller Systeme auf der Basis von Spezialisierung und Ergänzung. Mit dieser Form der technisch-sozialen Daseinsbewältigung kommt eine neue biologische Qualität ins Spiel, der die Spezies Mensch ihre vitale Kraft verdankt.
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© 1978 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig
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Sachsse, H. (1978). Technik als soziales Phänomen. In: Anthropologie der Technik. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83849-0_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83849-0_5
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Print ISBN: 978-3-528-08377-9
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