Zusammenfassung
Postmodernismus: man kann sich schwerlich einen anderen ebenso zur Polemik herausfordernden Begriff vorstellen, dessen Inhalt mit ähnlichem Erfolg jedem Versuch einer eindeutigen Festlegung spottet — wenn nicht Spott und semantische Ambivalenz letzten Endes die eigentliche rätselhafte Definition darstellen. Die Bezeichnung selber, ‚Postmodernismus‘, wird dann zum besten Beweisstück des freien Spiels der Signifikanten jenseits jeder bloß kommunikativen Sprachtheorie, das manche Diskursteilnehmer diesem wie auch jedem anderen Zeichen in den Konsumgesellschaften der entwickelten Industrieländer (oder sind sie postindustriell?) unterstellen. Bedeutung büßt demnach ihren vormals referentiellen Charakter ein, das heißt sie hört auf, eine Bezugnahme auf eine im Grund nicht hinterfragbare Wirklichkeit zu inszenieren, denn jene Wirklichkeit — einst als Geschichte, Gesellschaft, oder materielle Basis bekannt — wird nun selber als sprachlich konstruiert durchschaut. Stattdessen soll Bedeutung immer nur einem jeweiligen, vorläufigen Inhalt entsprechen, der, ohne Anspruch auf eine fundamentale Realität zu erheben, lediglich durch die Überschneidungen mehrerer kontingenter Diskurse bestimmt wird.
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Anmerkungen
Vgl. Michel Rybalka, „Introduction to,La Nouvelle Philosophie“`, und die folgenden Materialien in Telos H. 33, 1977, S. 93–123
Jean-François Lyotard, The Postmodern Condition. A Report on Knowledge, Minneapolis: University of Minnesota Press, 1984, S. 79.
Vgl. Karen Kramer, New Subjectivity. Third Thoughts on a Literary Discourse, Diss. Stanford University 1984
David Roberts (Hg.), Tendenzwenden. Aspekte des Kulturwandels der siebziger Jahre, Frankfurt: Peter Lang, 1984.
Michel Foucault, The Order of Things, New York: Vintage Press, 1973, S. 387.
Leslie Fiedler, „Cross the Border — Close the Gap“, in The Collected Essays of Leslie Fiedler,New York: Stein and Day, 1971, Bd. 1, S. 461.
Vgl. Herbert Marcuse, One-Dimensional Man, Boston: Beacon Press, 1964, und Hans-Magnus Enzensberger, Einzelheiten, Frankfurt: Suhrkamp, 1962.
Matei Calinescu, Faces of Modernity,Bloomington: Indiana University Press, 1977; Peter Bürger, „The Decline of the Modem Age“, Telos H. 62, 1984/85, S. 117–130.
Alfred Kerr, Die Welt im Drama, Berlin: Fischer, 1917, Bd. 1, S. VI; Ernst Robert Curtius, „Goethe als Kritiker“, in Kritische Essays zur europäischen Literatur, Berlin: Francke Verlag, 1950, S. 30.
Jamesons Aufsatz erschien in New Left Review H. 146, 1984, S. 5392, und ist in deutscher Übersetzung abgedruckt in Postmoderne. Zeichen eines kulturellen Wandels,Hg. Andreas Huyssen u. Klaus R Scherpe, Reinbek: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1986, S. 45–102 („Postmoderne — zur Logik der Kultur im Spätkapitalismus“); Wolins Aufsatz erschien in Telos H. 62, 1984/85, S. 9–30.
Christa Bürger, „Das Verschwinden der Kunst. Die Postmodeme-Debatte in den USA,“ in Postmoderne. Alltag, Allegorie und Avantgarde, Hg. Christa u. Peter Bürger, Frankfurt: Suhrkamp, 1987, S. 47.
Vgl. Jochen Schulte-Sasse, „Modemity and Modernism, Postmodernity and Postmodernism. Framing the Issue“, Cultural Critique H. 5, 1986/87, S. 11–13.
Theodor W. Adorno, Philosophie der neuen Musik, Frankfurt: Ullstein, 1972, S. 33.
C. Wright Mills, White Collar. The American Middle Classes, London: Oxford University Press, 1951, S. 160.
Vgl. Alvin W. Gouldner, The Future of Intellectuals and the Rise of the New Class, New York: Continuum, 1979
Hal Foster, Anti-Aesthetic, Port Townsend: Bay Press, 1983.
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Berman, R.A. (1989). Die Literaturwissenschaft und die Debatte um den Postmodernismus. In: Trommler, F. (eds) Germanistik in den USA. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83847-6_7
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