Zusammenfassung
Während der 100-Blumen-Periode hatten sich zahlreiche liberalgesinnte chinesische Schriftsteller vom sowjetischen Tauwetter anregen lassen. Demgegenüber schienen die orthodoxen Vertreter des kulturellen Lebens angesichts der neuen Entwicklung in der sowjetischen Literatur äußerst kritisch zu sein; 1958 kam es schließlich dazu, daß sie die Fahne, unter der die neue sowjetische Literatur segelte, ablehnten: den sozialistischen Realismus. Statt dessen wurde eine neue Formel geprägt, »die Kombination von revolutionärem Realismus und revolutionärer Romantik« (ke-ming ti hsien-shih-chu-i yü ke-ming ti lang-man-chu-i chieh-ho), angeblich von Mao Tse-tung selbst. Wie ehedem war es Chou Yang, der die neue Linie in einem Artikel unter der Überschrift »Die neuen Volkslieder haben einen neuen Weg für die Dichtung geebnet« erklärte. Es ist eine berechtigte Frage, ob Chou Yang, der sich immer nach der Entwicklung in der UdSSR gerichtet hatte, die neue Kulturpolitik, die mit der Einführung der Kombination von revolutionärem Realismus und revolutionärer Romantik zusammenfiel, voll und ganz unterstützte. Die neue Formel, verkündet als eine Zusammenfassung aller literarhistorischen Erfahrung, betonte die Kontinuität in der Entwicklung der chinesischen Literaturgeschichte. Mao Tse-tungs Gedichte in traditionellem Stil wurden als hervorragende Beispiele dessen, was unter dem neuen Schlagwort zu verstehen war, gerühmt. Die neue Formel sanktionierte die Wahl historischer Themen, was besonders für das Drama bedeutend war.
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© 1976 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Fokkema, D.W. (1976). Revolutionärer Realismus und revolutionäre Romantik. In: Franke, W. (eds) China. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83767-7_39
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83767-7_39
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