Zusammenfassung
Die gesellschaftliche Armut hat in der Bundesrepublik inzwischen ein Ausmaß erreicht, das weit über das der letzten zwei bis drei Jahrzehnte hinausgeht. Sprecher der Opposition im Bundestag und vor allem Gewerkschaftsvertreter nehmen die Armutsentwicklung immer mehr zum Anlaß, den von BALSEN u.a. (1984) verbreiteten Begriff der „Neuen Armut“ zu übernehmen. Unser Beitrag soll zeigen, daß die soziale Ungleichheit, die sich hinter der gegenwärtigen Armut verbirgt, ihren Charakter nicht geändert hat, verändert haben sich vielmehr sowohl der Umfang der Armut wie auch die Lebensbedingungen in der Armut. Diese Armut hat jedoch in jüngster Zeit keine grundlegend neuen Merkmale angenommen. Sie ist die konsequente Fortsetzung der für Krisenzeiten typischen gesellschaftlichen Polarisierung, die Arme zwar in besonderem Maße, aber keineswegs allein trifft. Mit der Ausweitung gesellschaftlicher Armut hat deshalb auch das Ausmaß an sozialer Ungleichheit zugenommen, ohne sich jedoch in Form und Inhalt geändert zu haben. Versuche, hier eine neue Qualität von Ungleichheit aufzuspüren, führen in der Konsequenz zur Verharmlosung früherer Armut, die es in der Bundesrepublik unabhängig von der jeweiligen Regierungsmehrheit selbst zu Zeiten der Hochkonjunktur ständig gegeben hat.
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Adam, C., Rohrmann, E., Vahle, A. (1986). Armut. In: Franz, HW., Kruse, W., Rolff, HG. (eds) Neue alte Ungleichheiten. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83755-4_3
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Print ISBN: 978-3-531-11818-5
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