Zusammenfassung
Im Jahre 1933 waren die meisten Landeskirchenleitungen von Personen übernommen worden, die zu den Deutschen Christen gehörten, einer kirchlichen Gruppierung, die dem nationalsozialistischen Gedankengut sehr nahe stand. Es ist daher nicht überraschend, daß die deutschen evangelischen Kirchen keine Gegenposition zum von der nationalsozialistischen Bewegung propagierten Antisemitismus einnahmen. In Übereinstimmung mit altkirchlichen Positionen und Äußerungen des alten Martin Luther wähnte ein Großteil der Theologen die Erwählung Israels beendet und die Kirche an seiner Stelle als Volk Gottes. Israel selbst sei durch die Verwerfung Jesu von Nazareth in den Reigen der Völker zurückgetreten. Einige Theologen sahen auf Israel gar den Fluch Gottes liegen und meinten, in der Diasporaexistenz dieses Volkes einen Beweis dafür vor Augen zu haben. Die Anfälligkeit vieler kirchlich engagierter Menschen für den Antisemitismus rührte von dieser jahrhundertlangen antijudaistischen Tradition der Kirche her. Widerspruch gegen antisemitische Äußerungen oder Maßnahmen war so von vorne herein nur von einer kleinen Minderheit in der Kirche zu erwarten.
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Hermle, S. (1990). Die Evangelische Kirche und das Judentum nach 1945. In: Bergmann, W., Erb, R. (eds) Antisemitismus in der politischen Kultur nach 1945. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83731-8_10
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