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Entwurf einer Typologie des Ideologiebegriffs

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Ideologiebegriff und marxistische Theorie

Zusammenfassung

Ziel der vorliegenden Studie ist eine Analyse des Ideologiebegriffs und seiner historisch-sozialen Träger. Ihr liegt die These zugrunde, daß nur der Marxismus des 19. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Ideologie, die sich zu einer spezifischen Ideologietheorie kristallisierte, hervorgebracht hat1. Ideologie im Sinne Marx’ und Engels’ bzw. des späteren Marxismus kann deshalb nur unter Berücksichtigung des dieser Theorie eigenen Begriffsapparates und seiner Beziehung zu den ihn tragenden politisch-sozialen Gruppen sinnvoll untersucht werden.

Als Einleitung zu einer bisher nicht veröffentlichten Arbeit »Etappen des Ideologiebegriffes« konzipiert.

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Anmerkungen

  1. Für die Rezeption des Begriffs der Ideologie aus der französischen und englischen Aufklärung in der deutschen Philosophie ist Karl Rosenkranz, Wissenschaft der logischen Idee, 2 Bände, Königsberg 1858, ein treffendes Beispiel. Dort heißt es (Band II, S. 206): »Mit der Substantialitätsphüosophie von Descartes, Spinoza und Leibniz hob sich der Ausdruck Idee und wurde durch den Streit mit Locke über die angeborenen Ideen bald populär. Seit dieser Zeit haben die romanischen Völker das Wort Idee nur im Sinn einer subjektiven Vorstellung, eines Aktes der theoretischen Intelligenz gebraucht. Ideologie heißt bei ihnen nicht Ideenlehre als eine Wissenschaft der Idee, sondern die Lehre von der subjektiven Bildung von Vorstellungen.«

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  2. Die Elemente, die den Marxschen und nachmarxschen Ideologiebegriff konstituiert haben, erfordern eine Beschäftigung mit der Geschichte ideologischen Denkens. Aus der Fülle der Literatur sei als immer noch beste Gesamtdarstellung hervorgehoben: Hans Barth, Wahrheit und Ideologie, Zürich 1945, jetzt in 2. verm. Aufl., Zürich 1962, vgl. ferner Hans Joachim Lieber, Wissen und Gesellschaft. Die Probleme der Wissenssoziologie; Tübingen 1952; die kommentierte Textsammlung von Kurt Lenk, Ideologie. Ideologiekritik und Wissenssoziologie (Soziologische Texte, 4), Neuwied 1961; Ernst Topitsch, Vom Ursprung und Ende der Metaphysik. Eine Studie zur Weltanschauungskritik, Wien 1958; und ders., Sozialphilosophie zwischen Ideologie und Wissenschaft (Soziologische Texte, 10), Neuwied 1961; vgl. außerdem: Norman Birnbaum, »The Sociological Study of Ideology (1940–60): A Trend Report and Bibliography«, in: Current Sociology, 9. Jg. (1960), Heft 2; zur Phänomenologie des Ideologischen: Karl Mannheim, Ideologie und Utopie, 3. verm. Aufl., Frankfurt a.M. 1952; zu Ideologie, Utopie und Eschatologie: Hanno Kesting, Utopie und Eschatologie. Ein Beitrag zur Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts, Diss, phil., Heidelberg 1952; zum Problem der Utopie unter Berücksichtigung des Ideologischen vgl. auch: Peter Ludz, Artikel: »Utopie und Utopisten«, in: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. völlig neu bearb. Aufl., Band VI, 1962; zum Problem der ideologischen Elemente im Konservatismus: Karl Mannheim, »Das konservative Denken. Soziologische Beiträge zum Werden des politischhistorischen Denkens in Deutschland«, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 57. Jg. (1927); sowie Samuel P. Huntington, »Conservatism as an Ideology«, in: The American Political Science Review, 51. Jg. (1957), S. 454ff.; zum Funktionswandel von Ideologie: Herbert Marcuse, Soviet Marxism. A Critical Analysis (Studies of the Russian Institute, Columbia University), New York 1958; zur Frage der ideologischen Momente bei Hegel: Peter Ludz, »Dialektik und Ideologie in der Philosophie Hegels. Ein Beitrag zur Ideologienlehre«, in: Archiv für Rechts-und Sozialphilosophie, 47. Jg. (1961), Heft 1-2; zur Diskussion des Ideologiebegriffs in der Sowjetunion: Helmut Fleischer, »The Limits of >Party-Mindedness<: A Selection of Texts«, in: Studies in Soviet Thought, 2. Jg. (1962), S. 119ff.; zur Auseinandersetzung vom Positivismus her: Theodor Geiger, Ideologie und Wahrheit. Eine soziologische Kritik des Denkens (Die Universität, 41), Stuttgart-Wien 1953. Zur Analyse des Ideologiebegriffs aus sozialpsychologischer Sicht vgl. die Arbeit von Milton Rokeach, The Open and Closed Mind. Investigations Into the Nature of Belief Systems and Personality Systems, New York 1960. Diese Arbeit führt methodisch die Ansätze besonders der F-Skala aus T. W. Adorno, Else Frenkel-Brunswik, D. J. Levinson und R. N. Sanford, The Authoritarian Personality, New York 1950, fort.

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  3. Richard Kroner, Von Kant bis Hegel, 2. Aufl., 2 Bände in einem Band, Tübingen 1961, Band II, S. 283; neuerdings ähnlich: Ernst Topitsch, »Über Leerformeln. Zur Pragmatik des Sprachgebrauchs in Philosophie und politischer Theorie«, in: Probleme der Wissenschaftstheorie. Festschrift für Victor Kraft,hrsgg. von Ernst Topitsch, Wien 1960, S. 249.

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  4. Neue Funktionen von Ideologie in einem kommunistischen Gesellschaftssystem betont auch Walt W. Rostow in: The Dynamics of Soviet Society, by W. W. Rostow in collab. with Alfred Levin, London 1953, S. 93.

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  5. Sieht man von der zunehmenden Industrialisierung ab, so ist dieser Wandel besonders durch den Zweiten Weltkrieg ausgelöst worden, insofern als der proletarische Internationalismus, ein wesentliches Element des marxistischen Ideologiebegriffs, durch einen neuen Nationalismus ergänzt wurde.

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  6. Vgl. dazu: Walt W. Rostow, Stadien wirtschaftlichen Wachstums. Eine Alternative zur marxistischen Entwicklungstheorie, Göttingen 1960, bes. Kapitel 7, S. 117f., das von der Vergleichbarkeit des wirtschaftlichen Wachstums in der UdSSR mit dem der USA handelt; vgl. auch: François Perroux, Feindliche Koexistenz?, mit einem Vorwort von F. Neumarck, Stuttgart 1961, S. 187-200 und passim. (Titel des franz. Orig.: La coexistence pacifique, Paris 1958.)—Gegenteiliger Auffassung ist etwa Alexander Gerschenkron, »The Changeability of a Dictatorship«, in: World Politics, 14. Jg. (1962), S. 576ff.

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  7. Treffende Bemerkungen dazu bei Hermann Rauschning, Die Revolution des Nihilismus. Kulisse und Wirklichkeit im Dritten Reich, 4. Aufl., Zürich-New York 1938; vgl. außerdem die materialintensive Darstellung von K. D. Bracher im Kapitel »Die ideologische Gleichschaltung«, in: Karl Dietrich Bracher, Wolfgang Sauer, Gerhard Schulz, Die nationalsozialistische Machtergreifung. Studien zur Errichtung des totalitären Herrschaftssystems in Deutschland 1933–34 (Schriften des Instituts für politische Wissenschaft, 14), 2., durchges. Aufl., Köln-Opladen 1962, S. 261ff.; sowie Arthur Schweitzer, »Ideological Strategy«, in: The Western Political Quarterly, 15. Jg. (1962), Heft 1, S. 46ff.

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  8. Zum Fehlen der einheitlichen Doktrin im Liberalismus vgl. etwa Franz Schnabel, Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert, Bd. II, 2. Aufl., Freiburg 1949, S. 92f.

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  9. Eine in der Tendenz ähnliche Definition von Ideologie gibt Leszek Kolakowski, Der Mensch ohne Alternative. Von der Möglichkeit und Unmöglichkeit, Marxist zu sein, München 1960, S. 24. Kolakowski sieht den gesamten historischen Zusammenhang von Ideologie und Gesellschaft bedeutend anders als die vorliegende Arbeit. Vgl. dazu seine Beurteüung vom Absterben des ideologischen Zeitalters, a.a.O., S. 37.

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  10. Die Begriffe »official ideology« und »operating ideology« (s.u.) werden von Barrington Moore Jr. übernommen: Soviet Politics—the Dilemma of Power. The Role of Ideas in Social Change, Cambridge (Mass.) 1950, S. 420 und passim. Wir verwenden sie, unserer Definition von Ideologie entsprechend, etwas abgewandelt. Auch Zbigniew K. Brzezinski, Der Sowjetblock. Einheit und Konflikt, Köln-Berlin 1962, S. 410 (Titel des amerik. Orig.: The Soviet Bloc, Unity and Conflict, Cambridge Mass. 1960), gebraucht diese Begriffe. Der von Brzezinski verwandte Ideologiebegriff ist aus der Beobachtung der politischen Praxis des Ostblocks von 1945 bis 1958 gewonnen. Im Vordergrund steht das Aktionsprogramm (»operating ideology«). Deshalb berücksichtigt Brzezinski besonders zwei Aspekte der Ideologie: »Wie immer hatte die Ideologie eine doppelte Aufgabe: sie mußte ein Begriffssystem liefern, das die bestehende Realität erklärte und gleichzeitig den Kommunisten, die dabei waren, diese Realität umzuformen, als brauchbare Anleitung zum Handeln dienen« (a.a.O., S. 43). Dieser Gedanke macht Brzezinskis Definition von Ideologie verständlich: »Die moderne revolutionäre Ideologie ist wesentlich ein Aktionsprogramm, abgeleitet von bestimmten doktrinären Grundvorstellungen über das Wesen der Wirklichkeit und ausgedrückt in bestimmten, nicht allzu komplizierten Aussagen über die Unzulänglichkeit der vergangenen oder gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse. Diese Aussagen geben Methoden zur Änderung der Lage an, sind also ausdrückliche Anleitung zum Handeln; sie enthalten auch einige allgemeine, idealisierte Vorstellungen vom zukünftigen Zustand« (a.a.O., S. 407). Brzezinski irrt jedoch, wenn er behauptet, daß die »official idelogy« »grundsätzlich unverändert bleibt« (a.a.O., S. 410). Es ist eine der wesentlichen Aufgaben dieser Studien, das Gegenteil zu erweisen. Aus dem angegebenen Grund kann auch der von Brzezinski vorgenommenen Ausdehnung des Ideologiebegriffs auf den Nationalsozialismus und Faschismus nicht zugestimmt werden (vgl. a.a.O., S. 408).

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  11. Artikel 1 der Statuten des Bundes der Kommunisten, in: Karl Marx und Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei (Bücherei des Marxismus-Leninismus 1), Berlin 1960, S. 79.

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  12. Arnold Gehlen, »Formen und Schicksale der Ratio«, in: Blätter für Deutsche Philosophie, 17. Jg. (1943–44), Heft 1-2, S. 8. Mit diesem Begriff wird von Gehlen der Irrationalismus, wie ihn bereits Hegels rationales Denken in sich selbst enthält, gekennzeichnet.

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  13. Dies hat auch Rudolf Hernegger in: Ideologie und Glaube. Eine christliche Ideologienkritik, 3 Bände, Nürnberg 1959, Band I, S. 63, gesehen.

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  14. Vgl. zum Begriff der »bürgerlichen Gesellschaft« bei G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, mit den von Gans redigierten Zusätzen aus Hegels Vorlesungen, neu hrsgg. von G. Lasson, in: G. W. F. Hegel, Sämtliche Werke, hrsgg. von G. Lasson, Band VI, 3. Aufl., Leipzig 1930, bes. §§ 191-193, 238; vgl. ferner Goetz Briefs, Artikel »Sozialform und Sozialgeist der Gegenwart«, in: Handwörterbuch der Soziologie, hrsgg. von A. Vierkandt, Stuttgart 1931, S. 160ff.; vgl. ferner Galbraiths Begriff der »countervailing powers«: John K. Gal-braith, Der amerikanische Kapitalismus im Gleichgewicht der Wirtschaftskräfte, Stuttgart-Wien-Zürich, S. 124ff. Zum Begriff der Industrialisierung in der Volkswirtschaftslehre vgl. u.a.: Sigurd Klatt, Zur Theorie der Industrialisierung. Hypothesen über die Bedingungen, Wirkungen und Grenzen eines vorwiegend durch technischen Fortschritt bestimmten wirtschaftlichen Wachstums (Die industrielle Entwicklung, Abt. A, 1), Köln-Opladen 1959. Zur Sektorenanalyse des Industrialisierungsprozesses vgl. besonders Colin Clark, The Conditions of Economic Progress, 3. Aufl., London 1957, S. 326ff.; sowie Jean Fourastié, Die große Hoffnung des 20. Jahrhunderts, Köln-Deutz 1954, S. 41ff.; S. 71; S. 27off.—Zur soziologischen Problematik des sich vom Begriff der »bürgerlichen Gesellschaft« abhebenden Begriffs der »industriellen Gesellschaft« vgl. Ralf Dahren-dorf, Soziale Klassen und Klassenkonflikt in der industriellen Gesellschaft (Soziologische Gegenwartsfragen, N. F.), Stuttgart 1957, passim; ferner Georges Friedmann, Zukunft der Arbeit. Perspektiven der industriellen Gesellschaft, Köln 1953, besonders S. 189-205; S. 263ff. (Titel des franz. Orig.: Où va le travail humain?)—Zum Problem der durch den Industrialisierungsprozeß vergleichbaren Größen im westlichen und östlichen Wirtschafts-und Gesellschaftssystem siehe Reinhard Bendix, Herrschaft und Industriearbeit. Untersuchungen über Liberalismus und Autokratie in der Geschichte der Industrialisierung, Frankfurt/M. 1960, S. 167ff.

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  15. Dies gilt besonders für Marx und Engels, wie ihr Verhältnis zu Europa und Asien demonstriert. Marx und Engels haben in ihren Analysen der bürgerlichen Gesellschaft und des Kapitalismus ebenso wie die übrigen in dieser Arbeit behandelten Theoretiker, mit Ausnahme Lenins, stets den zivilisatorisch fortgeschrittensten Teil der Welt, also Westeuropa, im Auge gehabt. Der radikale und intentional-utopische Gehalt ihrer Analysen kommt, besonders bei Marx, in der Forderung der universalen Revolutionierung Europas zum Ausdruck. Der Gedanke des Umsturzes der alten Ordnungen dehnt sich auch auf Polen aus, wie Marx’ und Engels’ wiederholte Stellungnahmen zum polnischen Problem, besonders in der Selbstverständigungszeit bis 1848, zeigen. Ihre von der europäischen Polenbegeisterung der Jahre nach 1830 sicherlich beeinflußte Haltung gegenüber Polen geht über den radikalen Liberalismus der Zeit hinaus. Vgl. über Marx’ und Engels’ Verhältnis zu Polen jetzt: Helmut Krause, Marx und Engels und das zeitgenössische Rußland (Marburger Abhandlungen zur Geschichte und Kultur Osteuropas, 1), Gießen 1958, S. 18 ff., sowie Karl Marx, Manuskripte über die polnische Frage (1863–1864),hrsgg. und eingeh von Werner Conze und Dieter Hertz-Eichenrode (Quellen und Untersuchungen zur Geschichte der deutschen und österreichischen Arbeiterbewegung, 4),’ s-Gravenhage Mouton, 1961. Das Interesse an Rußland erwacht erst später. Es wandelt sich stark, offenbar unter dem Einfluß der Lektüre von Morgans Ancient Society (Krause, a.a.O., S. 99f.), wie Marx’ Entwürfe zu dem Brief an Vera Zasulitsch vom 8. März 1881 über den Mir zeigen. Marx’ Verhältnis zu Rußland ist, besonders was die Frage der russischen Revolution, der Entwicklung des Mir, den »Sprung« Rußlands in die kapitalistische Entwicklung angeht, bis zu seinem Tod von einer gewissen Unschlüssigkeit und Ambivalenz geprägt.

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  16. Vgl. im Ansatz dazu die dogmengeschichdiche Studie von B. Huber, Der Begriff des Interesses in den Sozialwissenschaften, Winterthur 1958.

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  17. Dieses Element des Interesses im Marxschen Ideologiebegriff findet sich auch bei dem von Gustav Ratzenhofer zum Teil abhängigen amerikanischen Soziologen Albion W. Small, der seinerseits die Theorie der Interessengruppen in den USA beeinflußt hat. Small definiert Interesse wie folgt: »Ein Interesse ist eine unbefriedigte Fähigkeit, die einer unrealisierten Lage entspricht, und eine Prädisposition für die Schaffung einer Situation, die dahin tendiert, die entsprechende Lage zu realisieren« (zitiert nach Huber, a.a.O., S. 13).

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  18. Karl Kautsky, »Klasseninteresse—Sonderinteresse—Gemeininteresse«, in: Die Neue Zeit, 23. Jg., IL Halbbd., 1902–1903, S. 240ff.; S. 261ff.; s. S. 271.

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  19. A.a.O., S. 261.

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  20. Die Termini »ideologische Gruppen« und »ideologischer Führer« werden hier von Arthur Schweitzer übernommen. Vgl. seinen Aufsatz »Ideological Groups« in: American Sociological Review, 9. Jg. (1944), S. 415ff. Er charakterisiert »ideological groups« wie folgt: »Such groups are characterized by a group ideology, by collective sentiments and social attitudes, a set of inclusive associations, and specific programs of actions« (Schweitzer, »Ideological Strategy«, Anm. 7, S. 46). In dieser Studie wird der Terminus »ideological groups« materialer gefaßt als bei Schweitzer. Für uns sind ideologische Gruppen Träger nur der Primär-und Sekundärideologie (s.u.). Der Terminus ideological groups verbindet gegenwärtig in den Vereinigten Staaten die Gruppentheorie mit dem »behavioural approach« der Politischen Wissenschaft zu einer fundamentalen Fragestellung der Politischen Soziologie. Diese ist zunehmend in der Osteuropa-Forschung, aber auch in der empirischen politischen Erforschung wesdicher Gesellschaftssysteme angewandt worden. Vgl. dazu: Vladimir C. Nahirny, »Some Observations on Ideological Groups«, in: The American Journal of Sociology, 67. Jg. (1962), S. 397ff.; und David M. Minar, »Ideological and Political Behaviour«, in: Midwest Journal of Political Science, 5. Jg. (1961), S. 317ff. Den Begriff »intentionale Gruppen« lehnen wir an Werner Sombarts Begriff des »intentionalen Verbandes« an, ohne jedoch seiner an Hans von Stoltenberg orientierten Begriffsbildung zu folgen; vgl. Werner Sombart, Artikel »Grundformen des menschlichen Zusammenlebens«, in: Handwörterbuch der Soziologie (Anm. 14), S. 233ff.

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  21. Dasselbe gilt für die SDAPR bzw. KPSU um die Jahrhundertwende bzw. in den zwanziger Jahren in Rußland.

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  22. Die systematische Differenzierung in Primär-und Sekundärideologie nimmt wohl erstmals Alexander von Schelting im Anschluß an Karl Mannheim bei seinen Überlegungen zu einem Katalog möglicher Differenzierungen von Ideologie vor (Alexander von Schelting, Max Webers Wissenschaftslehre. Das logische Problem der historischen Kulturerkenntnis. Die Grenzen der Soziologie des Wissens, Tübingen 1934, S. 175). — Zwischen »primärer« und »sekundärer Klassenideologie« unterscheidet Donald G. MacRae, Ideology and Society. Papers in Sociology and Politics, London 1961.

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  23. Karl Marx, 2. These über Feuerbach, in: Karl Marx und Friedrich Engels, Werke, hrsgg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin 1957ff., Band III, Berlin 1958, S. 533.

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  24. Karl Marx, 3. These über Feuerbach, a.a.O., S. 534.

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  25. »Nachmarxscher Ideologiebegriff« und »Sekundär-Ideologie« werden im folgenden synonym gebraucht.

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  26. Vgl. besonders: W. I. Lenin, »Was sind die >Volksfreunde< und wie kämpfen sie gegen die Sozialdemokraten?«, in: W. I. Lenin, Werke, hrsgg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU, ins Deutsche übertragen nach der 4. russ. Ausgabe, besorgt vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin 1956ff., Band I, Berlin 1961, S. 119ff.

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  27. Eine engere und weitere Fassung des philosophischen Begriffs der Parteilichkeit bei Lenin weist David Joravsky, Soviet Marxism and Natural Science, 1917–1932, New York 1961, S. 24ff., nach.

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  28. W. I. Lenin, »Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück. Die Krise in unserer Partei«, in: Lenin, Werke (Anm. 26), VII, Berlin 1956, S. 419f.

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  29. W. I. Lenin, »Die Differenzen in der europäischen Arbeiterbewegung«, in: W. I. Lenin, Marx-Engels-Marxismus. Grundsätzliches aus Schriften und Reden (Bücherei des Marxismus-Leninismus, 50), Berlin 1957, S. 272. (Auszeichnungen vom Verf.)

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  30. J. W. Stalin, »Über die Grundlagen des Leninismus«, in: J. W. Stalin, Werke, hrsgg. vom Marx-Engels-Lenin-Institut beim ZK der KPdSU, deutsche Ausgabe besorgt vom Marx-Engels-Lenin-Institut beim ZK der SED, Berlin 1949ff., Band VI, Berlin 1952, S. 132ff.

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  31. Zur Aufwertung Engels’ vgl. auch: Franz Mehring, »Friedrich Engels«, in: Die Neue Zeit, 23. Jg., II. Halbband (1904–1905), S. 553ff.; sowie ders., Geschichte der Deutschen Sozialdemokratie, 4 Bände, 5. Aufl., Stuttgart 1913, Band IV, S. 223; vgl. ferner: Max Zetterbaum, »Zur materialistischen Geschichtsauffassung«, in: Die Neue Zeit, 21. Jg., IL Halbband (1902–1903), S. 399ff.; S. 498ff.; S. 524ff.; s. besonders S. 498.

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  32. Hermann Bollnow hat in seiner Schrift »Engels Auffassung von Revolution und Entwicklung in seinen Grundsätzen des Kommunismus< (1847)«, in: Marxismusstudien, mit einem Vorwort von Erwin Metzke (Schriften der Studiengemeinschaft der Evangelischen Akademien, 3), Tübingen 1954, S. 77ff., mit Recht darauf hingewiesen, daß die Differenzierung des Revolutionsbegriffs von Engels auch in seiner vorpositivistischen Zeit bereits unter dem Einfluß des Hegeischen Gedankens, »daß sich die epochalen Stufenübergänge der Entwicklung als gewaltsame Umwälzungen abspielen« (S. 95), vorgenommen wird.

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  33. Engels schreibt in den »Grundsätzen des Kommunismus« ( 1847): »Die kommunistische Revolution wird daher keine bloß nationale, sie wird eine in allen zivilisierten Ländern, d. h. wenigstens in England, Amerika, Frankreich und Deutschland, gleichzeitig vor sich gehende Revolution sein«, in: Marx/Engels, Werke (Anm. 23), IV, S. 374.

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  34. Zetterbaum (Anm. 31), S. 401.

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  35. A.a.O., S. 499.

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  36. Eugen Dietzgen, »Der wissenschaftliche Sozialismus und J. Dietzgens Erkenntnistheorie«, in: Die Neue Zeit, 22. Jg., I. Halbbd. (1903–1904), S. 233.

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  37. W. I. Lenin, »Der >ünke Radikalismus<, die Kinderkrankheit im Kommunismus«, in: Lenin, Werke (Anm. 26), XXXI, Berlin 1959, S. 10 (Auszeichnungen vom Verf.).

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  38. »Long Live Leninism!« in: Red Flag, Nr. 8 (1960) (translated in Peking Review, Nr. 17 [1960]), abgedr. in: The Sino-Soviet Dispute, documented and analyzed by C. F. Hudson, Richard Löwenthal and Roderick Mac-Farquhar, New York 1961, S. 82ff.

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  39. Mao Tse-tung, »Über den Widerspruch«, in: Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften in vier Bänden, Berlin 1957, Band I, S. 353ff.

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  40. Vgl. dazu: Benjamin I. Schwartz, Chinese Communism and the Rise of Mao, Cambridge 1951, S. 202ff.

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  41. So auch Gustav A. Wetter, Der dialektische Materialismus. Seine Geschichte und sein System in der Sowjetunion, 3. unv. Aufl., Freiburg 1956, S. 249.

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  42. Wir verwenden in diesem Zusammenhang den Begriff »Massengesellschaft« im Sinn von William Kornhauser, The Politics of Mass Society, Glencoe (1ll.) 1959; vgl. seine Definition: »Mass society is a social system in which elites are readily accessible to influence by non-elites and non-elites are readily available for mobilization by elites« (S. 39).

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  43. Hans-Joachim Lieber vertritt wiederholt diese Auffassung, so in: Aspekte der Totalitarismus-Forschung, hrsgg. vom ASTA der Freien Universität Berlin, Berlin 1962; sowie in seinem Aufsatz »Ideologienbildung und Ideologienkritik«, in: Moderne Welt, III/1 (1961-62), S. 4.

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  44. Zum Begriff »Entpolitisierung« im Sinne von »Entideologisierung« vgl. jetzt: Jean Touchard, »L’apparition du terme de dépolitisation<«, in: La dépolitisation. Mythe ou réalités’, hrsgg. von George Vedel (Cahiers de la Fondation Nationale des Sciences Politiques, 120), Paris 1962, S. 27ff.; s. S. 32; sowie »Dépolitisation et transformations de l’économie«, Discussion générale, a.a.O., S. 66f.

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  45. Vgl. zu diesem Gedanken Kornhauser (Anm. 42), Teil I und passim.

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  46. Vgl. z.B. V. P. Rozin und V. P. Tugarinov, »Über Widersprüche und Triebkräfte«, in: Sowjetwissenschaft. Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge, Heft 12 (1957), S. 1575ff.

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  47. Hier ist neben Karl Mannheim auch Hans Freyer zu nennen, der in seiner Soziologie als Wirklichkeitswissenschaft. Logische Grundlegung des Systems der Soziologie, Leipzig-Berlin 1930, Ideologie zu einer besonderen Betrachtungsweise alles Geistigen schlechthin ausbauen wollte.

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  48. Artikel »Ideologie« in: Soziologische Exkurse. Nach Vorträgen und Diskussionen, hrsgg. vom Institut für Sozialforschung (Frankfurter Beiträge zur Soziologie, 4), Frankfurt a.M. 1956, S. 169.

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Ludz, P.C. (1976). Entwurf einer Typologie des Ideologiebegriffs. In: Ideologiebegriff und marxistische Theorie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83715-8_4

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