Zusammenfassung
In der soziologischen, sozialökonomischen und sozialpsychologischen Literatur des Westens ist in den letzten Jahren eine Wiederbelebung der Theorie des sozialen Konflikts bzw. eine Neuorientierung auf eine solche Theorie hin im Gange1. Die Annahme und Entwicklung einer Theorie des sozialen Konflikts impliziert die Annahme eines Gesellschaftsmodells, in dem Phänomene des Konflikts, des sozialen Wandels—und prinzipiell auch solche der politischen und sozialen Revolution—historisch-empirisch beschrieben und theoretisch erf aßt werden können. Ein derartiges Gesellschaftsmodell ist selbst als dynamisch zu begreifen: Es umgreift wesentlich politische und soziale Prozesse. Diese Prozesse müssen allerdings methodisch adäquat erf aßt werden. Sie erfordern zu ihrer Durchdringung auch jene Bereiche theoretischer Reflexion, die neben der Soziologie stehen und mit dieser teilweise bereits enger verknüpft sind: Hier seien die politische Theorie, die philosophische Anthropologie, die Sozialpsychologie und die Volkswirtschaftstheorie genannt. Den in der Soziologie und politischen Ökonomie weitgehend noch herrschenden letztlich ontologisch bestimmten Integrations-, Harmonie- und Gleichgewichtsvorstellungen der menschlichen Existenz und des menschlichen Zusammenlebens, denen etwa die strukturellfunktionale Theorie im Sinne von Talcott Parsons und von Robert K. M ertön 2, in der theoretischen Ökonomie analog das Gleichgewichtstheorem und die Konzentrierung auf die Bedürfnisbefriedigung3 korrespondieren, ist ein dynamisches Leitbild des Menschen, das eine Theorie des sozialen Konflikts zu tragen in der Lage ist, entgegenzustellen.
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Anmerkungen
Vgl. zur Soziologie etwa: Aron, Raymond, Le développement de la société industrielle et la stratification sociale, 2 vols. (Les cours de Sorbonne), Paris 1956f.; ders., Sociologie des sociétés industrielles (Les cours de Sorbonne), Paris 1958; Coser, Lewis A., The functions of social conflict, London 1956; Dahrendorf, Ralf, Zu einer Theorie des sozialen Konflikts, in: Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts-und Gesellschaftspolitik III (1958), S. 76ff.; ders.t Soziale Klassen und Klassenkonflikt in der industriellen Gesellschaft, Stuttgart 1957; ders., Struktur und Funktion. Talcott Parsons und die Entwicklung der soziologischen Theorie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie VII/4 (1955), S. 491ff.; Francis, E. K, Prolegomena to a theory of social change, in: Kyklos XIV/2 (1961), S. 213ff.; Gurvitch, Georges, La vocation actuelle de la sociologie, Tome I, Paris 1957 (vgl. besonders »»Sociologies de l’ordre< et Sociologies du progrès«*, S. 33 ff. sowie »Le problème des lois sociologiques«, S. 55ff.); Lasswell, Harold D., und Abraham Kaplan, Power and society. A framework for political inquiry, London 1952; Stouffer, Samuel A., An analysis of conflicting social norms, in: American Sociological Review XIV/6 (1949), S. 707ff. Zur Sozialpsychologie: Lewin, Kurt, Die Lösung sozialer Konflikte. Ausgewählte Abhandlungen über Gruppendynamik, Bad Nauheim 1953; Lücken, Heinz-Rolf, Konfliktpsychologie. Einführung und Grundlegung, München-Basel 1957; Newcomb, Theodore M., Sozialpsychologie, Meisenheim am Glan 1959. Zur Nationalökonomie vgl. neuerdings: Albert, Hans, Nationalökonomie und Soziologie. Zur sozialwissen-schafdichen Integrationsproblematik, in: Kyklos XIII/1 (1960), S. 1ff. Zur politischen Theorie: Lapierre, Jean W., Pour une théorie dynamique des changements politiques, in: Revue Française de Science Politique XI/1 (1961), S. 118ff.
Vgl. dazu Ralf Dahrendorf, Zu einer Theorie des sozialen Konflikts, a.a.O., S. 8of., sowie ders., Struktur und Funktion …, a.a.O., S. 510f.
Vgl. Hans Albert, Nationalökonomie und Soziologie …, a.a.O., S. 24, S. 29 und passim.
L. A. Coser, The functions of social conflict, a.a.O., S. 63.
Georg Simmel, Der Konflikt in der modernen Kultur (Wissenschaf diche Abhandlungen und Reden zur Philosophie, Politik und Geistesgeschichte IV), München-Leipzig 1926, S. 27.
Georg Simmel, Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung. 3. Aufl., München-Leipzig 1923, S. 203f.
G. Simmel, Der Konflikt in der modernen Kultur, a.a.O., S. 26f.
Dieser zentrale Gedanke Simmeis ist zweifellos von der Entfremdungsvision von Marx beeinflußt. In diesem Zusammenhang wäre es reizvoll, einmal die zentrale Grundkonzeption der Entfremdung, wie sie von Hegel auf Marx, von diesem einerseits auf Ferdinand Tönnies, andererseits auf Simmel, den frühen Georg Lukács, Th. W. Adorno und andere gewirkt hat, herauszuarbeiten-besonders unter dem Aspekt ihrer Verwendbarkeit für die theoretische Soziologie.
H.-R. Lückert, Konfliktpsychologie …, a.a.O., S. 446 und passim.
Diese horizontalen Konflikte müßten im Sinne der Simmelschen »Streittypen« (vgl. den Essay über den »Streit«, in: G. Simmel, Soziologie …, a.a.O., S. 186ff., vgl. besonders S. 201 und passim) zunächst einmal typisiert werden.
R. Dahrendorf, Zu einer Theorie des sozialen Konflikts, a.a.O., S. 83.
R. Dahrendorf, Zu einer Theorie des sozialen Konflikts, a.a.O., S. 89.
R. Dahrendorf, Zu einer Theorie des sozialen Konflikts, a.a.O., S. 89f.
R. Dahrendorf, Zu einer Theorie des sozialen Konflikts, a.a.O., S. 90.
Der Begriff »Revolution von oben« ist u. W. zuerst von Hardenberg anläßlich der preußischen Reformen gebraucht worden. Stalin verwendet ihn unabhängig davon in seiner Schrift »Der Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft«, vgl. Anm. 40.
Vgl. dazu: Brzezinski, Zbigniew K., The permanent purge. Politics in Soviet totalitarianism, Cambridge 1956; Friedrich, Carl J., unter Mitarbeit von Z. K. Brzezinski, Totalitäre Diktatur, Stuttgart 1957; ders. (Hrsg.), Totalitarianism. Proceedings of a conference held at the American Academy of Arts and Sciences, March 1953, Cambridge 1954; vgl. zum Ganzen kritisch v. Verf., Offene Fragen in der Totalitarismus-Forschung und die Aufgaben der Politischen Wissenschaft, in: Politische Vierteljahresschrift II/4 (1961), sowie: Totalitarismus oder Totalität, in: Soziale Welt XII/2 (1961).
Erik Roettcher hat in seinem Buch »Die sowjetische Wirtschaftspolitik am Scheidewege« (Tübingen 1959) als einer der ersten neben und teilweise auf der Grundlage von Gustav A. Wetter, Der Dialektische Materialismus (3. Aufl., Freiburg 1953, vgl. S. 246ff., 426ff., 443 ff.), auf den Wandel der Funktion der Ideologie in der Sowjetunion hingewiesen (vgl. besonders Kap. V, Abschnitte 4, 5, 6).
Karl R. Popper, What is dialectic?, in: Mind. A Quarterly Review XLIX/196 (1940), S. 412.
Ernst Topitsch, Über Leerformeln. Zur Pragmatik des Sprachgebrauchs in Philosophie und politischer Theorie, in: E. Topitsch (Hrsg.), Probleme der Wissenschaftstheorie. Festschrift für Victor Kraft, Wien 1960, S. 263. Dasselbe meint Herben Marcuse, wenn er von der »Soviet Marxist hypostatization of dialectic into a universal scientific world oudook« spricht (H. Marcuse, Soviet Marxism. A critical analysis, New York 1958, S. 144).
E. Topitsch, Über Leerformeln …, a.a.O., S. 262.
Es handelt sich also im folgenden nicht um den Widerspruch im Sinne der formalen Logik resp. den ersten logischen Grundsatz des Aristoteles. Auch die Widersprüche im Sinne Kants, die für diesen nur »Widerstreit eines Scheines«, gleichsam optische Täuschungen sind, werden in unserem Zusammenhang nicht berücksichtigt. Vielmehr ist stets die metaphysische Dialektik Hegels gemeint (vgl. besonders G. W. F. Hegel, Wissenschaft der Logik, hrsg. von G. Lasson, IL Teil [Der Philosophischen Bibliothek Band 57], Leipzig 1951, Abschnitt I, Kapitel 2).
Hegel, Wissenschaft der Logik, IL Teil, a.a.O., S. 58; zur Kritik Hegels durch Vertreter des Histo-Diamat, die in diesem Zusammenhang nicht referiert werden kann, vgl. neuerdings: Gottfried Stiehler, Hegel und der Marxismus über den Widerspruch. Zur Frage der kritischen Überwindung der idealistischen Dialektik durch die wissenschaftliche materialistische Dialektik, Berlin 1960.
Karl Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie, 1. Heft (Bücherei des Marxismus-Leninismus, Band 15), Berlin 1951, S. 13. Marx unterscheidet hier nicht korrekt zwischen »Widerspruch« und »konträrem Gegensatz«. Darin gleichen ihm auch Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse-tung. Ebensooft wie Widerspruch und Gegensatz verwechselt werden, werden auch »Einheit« und »Identität« untereinander kritiklos vertauscht. Im folgenden bezeichnen wir die »gesellschaftlichen Widersprüche« als Konflikte, »antagonistische Widersprüche« als »revolutionäre« Konflikte und »nicht-antagonistische Widersprüche« als »soziale« Konflikte.
Vgl. Karl Marx, Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, Volksausgabe, hrsg. von F. Engels, Band I, Berlin 1959, S. 803. Dort heißt es: »Die aus der kapitalistischen Produktionsweise hervorgehende kapitalistische Aneignungsweise, daher das kapitalistische Privateigentum, ist die erste Negation des individuellen, auf eigene Arbeit gegründeten Privateigentums. Aber die kapitalistische Produktion erzeugt mit der Notwendigkeit eines Naturprozesses ihre eigene Negation. Es ist die Negation der Negation.«
R. Dahrendorf, Soziale Klassen und Klassenkonflikt…, a.a.O., S. 221.
Diesen Zusammenhang haben u. E. weder Wetter noch Boettcher richtig gesehen. Beide haben zu großes Gewicht auf Stalins Arbeiten zur »Sprachwissenschaft« gelegt (vgl. G. A. Wetter, Der Dialektische Materialismus, a.a.O., S. 246f., und Erik Boettcher, Die sowjetische Wirtschaftspolitik am Scheidewege, a.a.O., S. 241f.)
G. Stiehler, Hegel und der Marxismus über den Widerspruch …, a.a.O., S. 78.
Engels hat aber auch in dieser seiner Spätphase mitunter noch ganz im Sinne der gemeinsamen Selbstverständigungszeit mit Marx (1843/44–1848) argumentiert: »Der Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und kapitalistischer Aneignung reproduziert sich als Gegensatz zwischen der Organisation der Produktion in der einzelnen Fabrik und der Anarchie der Produktion in der ganzen Gesellschaft« (F. Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft [»Anti-Dühring«], Berlin 1953, S. 337).
E. Topitsch, Über Leerformeln …, a.a.O., S. 254. Freilich ist dieser »Leerformel«-Charakter der Dialektik schon bei Hegel angelegt; indem Hegel die Geschichte selbst zu einem Moment der Entwicklung degradiert, kann sich sein triadisch-dialektisches Formengerüst mit beliebig austauschbaren Inhalten (Ideologien) anfüllen (vgl. dazu v. Verf., Dialektik und Ideologie in der Philosophie Hegels. Ein Beitrag zur Phänomenologie des Ideologischen, in: Arch. f. Rechts-und Sozialphilosophie XLVII/1-2 (1961), S. 133 ff.).—Das historisch-kritische Denken von Marxfreilich ist stets, vielleicht sogar über Hegelhinzus, so stark vom Denken der französischen Aufklärung, des französischen sozialistischen Utopismus und der moralistischen Kritik des Linkshegelianismus beeinflußt, daß der Historische Materialismus Marxscher Prägung des »Leerformel«-Charakters weitgehend enträt.
F. Engels, Anti-Dühring, a.a.O., S. 147.
F. Engels, Anti-Dühring, a.a.O., S. 146.
W. I. Lenin, Aus dem philosophischen Nachlaß. Exzerpte und Randglossen, Berlin 1954, S. 145.
W. I. Lenin, Aus dem philosophischen Nachlaß, a.a.O., S. 285.
Paul Szende, Eine soziologische Theorie der Abstraktion, in: Arch. f. Sozialwissenschaft und Sozialpolitik L (1923), S. 443.
G. A. Wetter, Der Dialektische Materialismus, a.a.O., S. 249.
Vgl.: Mao Tse-tung, Über den Widerspruch, in: Mao Tse-tung, Ausgewählte Schriften in vier Bänden, Berlin 1957, Band I, S. 353ff., ferner dazu Manfred Hertwig, Mao Tse-tung: Über den Widerspruch, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie IV/3 (1955), S. 501ff., sowie Yung Ping Chen, Chinese Political Thought: Mao Tse-tung and Lu Shao-Chi, Ph. D. dissertation 1959, University of Maryland, Michigan 1959 (microf.), besonders Kapitel II: »Philosophical viewpoint«.
G. A. Wetter, Der Dialektische Materialismus, a.a.O., S. 251.
Stalin hat übrigens schon relativ früh in seinen Vorlesungen an der Swerdlow-Universität »Über die Grundlagen des Leninismus« 1924 in der Interpretation von Lenins Imperialismusdoktrin die Konflikte innerhalb der Sowjetunion selbst behandelt (vgl. J. Stalin, Über die Grundlagen des Leninismus, in: J. Stalin, Fragen des Leninismus, Berlin 1954, S. 21, S. 80).
A. A. Zdanov, Kritische Bemerkungen zu dem Buch G. F. Aleksandrovs: Geschichte der westeuropäischen Philosophie, Rede auf dem Philosophentag in Moskau, Juni 1947, abgedruckt in: Marxistische Forschung. Mitteilungen des Forschungsinstituts für den wissenschafdichen Sozialismus beim Parteivorstand der SED, Berlin 1949, S. 116/117.
J. Stalin, Der Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft (Kleine Bücherei des Marxismus-Leninismus), Berlin 1954, S. 34/35 (Kursiv von P. L.).
J. Stalin, ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR (Kleine Bücherei des Marxismus-Leninismus), Berlin 1952, S. 68.
Ausführlich dazu: G. A. Wetter, Der Dialektische Materialismus, a.a.O., S. 467ff.
W. I. Lenin, Was tun? (Brennende Fragen unserer Bewegung), in: W. I. Lenin, Ausgewählte Werke in zwei Bänden, Moskau (Verlag für fremdsprachige Literatur) 1946, Band I, S. 175ff.
Vgl. dazu vom Verf., Revisionistische Konzeptionen von 1956/57 in der »DDR«, in: Moderne Welt II/3 (1961)
Zu den »nicht-antagonistischen« Widersprüchen vgl. Mao Tse-tung, Über den Widerspruch, a.a.O., sowie G. A. Wetter, Der Dialektische Materialismus, a.a.O., S. 468ff. Erik Boettcher hat im Anschluß an Wetter auf den Wandel der »Marxschen Ideologie« durch die Industrialisierungsprozesse in der Sowjetunion eindringlich hingewiesen (Boettcher, Die sowjetische Wirtschaftspolitik am Scheidewege, a.a.O., S. 2561., S. 266f.); vgl. auch: Joseph M. Bochénski, Einführung in die sowjetische Philosophie der Gegenwart, in: Beilage zur Wochenzeitung »Das Parlament«, Nr. 45, vom 4. Nov. 1959, S. 597/98.
Mao Tse-tung, »Über den Widerspruch«, a.a.O., S. 367.
B. M. Kedrov, Das Gesetz der »Negation der Negation«, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1957, H. 2, S. 146ff.; ders., Gibt es eine Höherentwicklung? Über das Gesetz der Negation der Negation, Leipzig-Jena 1959, S.
A. M. Minasjan, Zum Problem des Widerspruchs zwischen Form und Inhalt, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1956, H. 3, S. 305ff.; ders., Das Gesetz der Negation der Negation, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie VHI/1-2 (1960), S. 63ff.
V. M. Kovalgin, Zum Wesen des Überbaus, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1957, H. 4. S. 484ff.
B. Kedrov, Das Gesetz der »Negation der Negation«, a.a.O., S. 62.
A. M. Minasjan, Das Gesetz der Negation der Negation, a.a.O., S. 92.
B. Kedrov, Das Gesetz der »Negation der Negation«, a.a.O., S. 151.
A. M. Minasjan, Das Gesetz der Negation der Negation, a.a.O., S. 73, 87.
B. Kedrov, Das Gesetz der »Negation der Negation«, a.a.O., S. 151.
A. M. Minasjan, Das Gesetz der Negation der Negation, a.a.O., S. 70.
A. M. Minasjan, Zum Problem des Widerspruchs zwischen Form und Inhalt, a.a.O., S. 313.
Wir übernehmen im folgenden die Termini »official ideology« und »operating ideology« von Barrington Moore, Jr. (vgl. sein Buch »Soviet politics. The dilemma of power«, Cambridge 1950, S. 420f.). »Operating ideology« gebrauchen wir meist im Plural als konkrete, besonders innen-, aber auch außenpolitische Aktionsprogramme der kommunistischen Parteiführung. Im folgenden erhalten die beiden Begriffe teilweise eine andere Bedeutung als bei Barrington Moore.
C. A. Stefanjan, Lenin über die allgemeinen Gesetzmäßigkeiten und die konkreten Formen des Übergangs zum Sozialismus, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1957, H. 9, S. 1043.
W. I. Lenin, Aus dem philosophischen Nachlaß …, a.a.O., S. 146.
J. W. Stalin, Anarchismus oder Sozialismus?, in: J. W. Stalin, Werke, hrsg. vom Marx-Engels-Lenin-Institut beim ZK der SED, Band I, Berlin 1953, S. 257f.
J. W. Stalin, Anarchismus oder Sozialismus?, a.a.O., S. 336.
Vgl. dazu Henri Chambre, Le Marxisme en Union Soviétique. Idéologie et institutions. Leur évolution de 1917 à nos jours, Paris 1955, Kapitel XIV: »Le parti et révolution de l’idéologie«, S. 4841.
Barrington Moore, Jr., Soviet politics …, a.a.O., S. 420. Diese Unterscheidung kreuzt sich in gewissem Sinne mit der von Daniel Bell getroffenen (D. Bell, The End of Ideology. On the Exhaustion of Political Ideas in the Fifties, Glencoe, 111., 1960, S. 373).
Z. K. Brzezinski (The Soviet Bloc. Unity and conflict, Cambridge 1960, S. 384) definiert: »Modern revolutionary ideology is essentially an action program derived from certain doctrinal assumptions about the nature of reality and expressed through certain stated, not overly complex, assertions about the inadequacy of the past or present state of societal affairs. These assertions include an explicit guide to action outlining methods for changing the situation, with some general, idealized notions about the eventual state of affairs«; vgl. auch die verschiedenen Elemente des Ideologischen in: Z. K. Brzezinski, Communist ideology and international affairs, in: Conflict Resolution IV/3 (1960), S. 26/7. Brzezinskis Definition von Ideologie berücksichtigt u.E. die spezifischen Probleme der sowjetrussischen Industriegesellschaft, die sich etwa in der Spannung von Theorie und Ideologie im Rahmen der »Widerspruchstheorie« ausdrücken, nicht.
W.W. Rostow, in collaboration with Alfred Levin, The dynamics of Soviet society, London 1953, S. 93. Für die »DDR« vgl. etwa das vielleicht eindrucksvollste Dokument zu diesen Problemen: »Neues Leben—Neue Menschen« (Konferenz des Lehrstuhls Philosophie des Instituts für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED über theoretische und praktische Probleme der sozialistischen Moral am 16. und 17. April 1957, Berlin 1957).
H. Marcuse, Soviet Marxism …, a.a.O.
Vgl. hierzu für die Sowjetunion kritisch: C. J. Friedrich, Totalitäre Diktatur, a.a.O., S. 161f.; für die DDR: Reinhard Bendix, Herrschaft und Industriearbeit. Untersuchungen über Liberalismus und Autokratie in der Geschichte der Industrialisierung, Frankfurt/Main 1956, S. 453f.
N. Z. Kelle und M. Ja. Kovalzon, Die Kategorien des Historischen Materialismus, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1957, H. 1, S. 50.
Friedrich-Christian Schröder, Die Entwicklung rechtsstaatlicher Elemente in der UdSSR, Referat, gehalten am 11. März 1960 vor der Marxismus-Kommission der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg (Manuskr.), S. 23.
Erik Boettcher, Die sowjetische Wirtschaftspolitik am Scheidewege, a.a.O., S. 289f.
Julian Hochfeld, Ideology and Sociology, in: Polish Perspectives IV/6 (1961), S. 4.
Leszek Kolakowski, Marxismus und personalistischer Freiheitsbegriff, in: »Das Problem der Freiheit im Lichte des wissenschaftlichen Sozialismus«, Konferenz der Sektion Philosophie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, März 1956, Protokoll, Berlin 1956, S. 153ff.
Vgl. dazu Erich Hahn, Über die objektiven und subjektiven Grundlagen der Kritik und Selbstkritik, in: Probleme des Historischen Materialismus und der marxistischen Sozialforschung. Fünf Aufsätze, hrsg. von Hermann Scheler, Berlin 1958, S. 42.
Georg Lukács, Geschichte und Klassenbewußtsein. Studien über marxistische Dialektik, Berlin 1923, S. 234.
J. Hochfeld, Ideology and sociology, a.a.O., S. 11.
Vgl. dazu auch Herbert Marcuse, Soviet Marxism …, a.a.O., S. 114f.
C A. Stepanjan, Die Widersprüche in der Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft und die Wege zu ihrer Überwindung, in: Die Presse der Sowjetunion Nr. 88, vom 31. Juli 1955, S. 1896.
Stepanjan bezeichnet diese Konflikte als »Widersprüche des Wachstums« (Die Widersprüche in der Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft und die Wege zu ihrer Überwindung, in: Die Presse der Sowjetunion Nr. 87, vom 29. Juli 1955, S. 1873).
C. A. Stepanjan, Die Widersprüche in der Entwicklung …, a.a.O., S. 1872.
C. A. Stepanjan, ebd., S. 1896.
C. A. Stepanjan, ebd., S. 1874.
C. A. Stepanjan, ebd., S. 1896/97.
C. A. Stepanjan, ebd., S. 1898.
Vgl. etwa: Zu Aktivisten-und Neuererbrigaden: Henneberg, Horst-Otmar, Zur Entwicklung und Organisation der Arbeitsbrigaden in der volkseigenen Industrie, Berlin 1955; Kirchner, Rudolf, Der Aktivistenplan im Kampf gegen alle Produktionsverluste, Berlin. Zu Arbeitsbrigaden und Arbeitsgemeinschaften: Erfahrungen der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit, Referate und Diskussionsbeiträge der Konferenz über Probleme der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit im März 1960 in Ballenstedt, Berlin 1960; Durch sozialistische Gemeinschaftsarbeit zum wissenschafdich-technischen Höchststand im Maschinenbau und in der Metallurgie, Referate, Diskussionsreden etc. der 9. Tagung des ZK der SED, 20.-23. Juli 1960, Berlin 1961; A. S. Kudrjavcev (Hrsg.), Ökonomik der Arbeit, Berlin 1959; Neue Probleme der Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus in der DDR. Zu Fragen der sozialistischen Rekonstruktion und der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit, hrsg. vom ZK der SED, Berlin 1959. Zum sozialistischen Wettbewerb: Hoffmann, Joachim, Was ist sozialistischer Wettbewerb?, in: Einheit X/2 (1955), S. 171f. Zu Funktion und Stellung des Meisters: Köhler, Otto, Gegenwärtige Aufgaben der Betriebsorganisation, in: Der Industriebetrieb VI/2 (1958), S. 64f.; Vom Meister neuen Typs. Muß der Meister unter einem Trichter stehen?, in: Leipziger Volkszeitung XVI/139 (20. 5. 1961), S. 3; Rühr, A., Kittmann, H., und St Otte, Die Aufgaben des Meisters als Organisator, in: Der Meister. Helfer seines Kollektivs, Berlin 1960. Zu innerbetrieblichen Organisationsreformen: Emmrich, Rolf, Aufgaben und Struktur der Abteilung Arbeit in den volkseigenen Betrieben (Fragen der Arbeitsökonomik, Heft 7), Berlin 1957; Thamm, Johannes, Die Aufgaben und Prinzipien der sozialistischen Leitung der Industrie und ihre Anwendung bei der Leitung der Betriebe durch die Industrieministerien (Diskussionsbeiträge zu Wirtschaftsfragen, Heft 24), Berlin 1956; Tomuscheit, Friedrich, Die Organisation der komplexen Plankontrolle im sozialistischen Großbetrieb der Industrie (Diskussionsbeiträge zu Wirtschaftsfragen, Heft 37), Berlin 1960. Zu Masseninitiative: Glotov, I., Arbeitserfahrungen einer Abteilungsgewerkschaftsleitung, Berlin 1952; Massenkontrolle in der Maxhütte, in: Die Wirtschaft XVI/3 (1961); Sakov, M., Der Aufbau des Sozialismus und die Teilnahme der Massen an der Leitung der gesellschafdichen Produktion, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1957, H. 10, S. 1161f.; Treffpunkt Leipzig auf der Messe der Meister von Morgen, in: Junge Welt XV/11 (1961)
Leo Trotzki, Die Grundfragen der Revolution, Hamburg 1923, S. 156.
Vgl. sein Buch: Oekonomik der Transformationsperiode, Hamburg 1922, bes. S. 84f, 127f
Vgl. V. E. Kozlovskij, Antagonistische und nichtantagonistische Widersprüche, Berlin 1956, S. 11.
Vgl. V. E. Kozlovskij, Antagonistische und nichtantagonistische Widersprüche, a.a.O., S. 74, sowie V. P. Rozin und V. P. Tugarinov, Über Widersprüche und Triebkräfte, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1957, H. 12, s. 1575.
Vgl. dazu: V. Kalackij und I. Petrov, Über die Widersprüche in der sozialistischen Gesellschaft, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1959, H. 4, S. 797, sowie V. E. Kozlovskij, Antagonistische und nichtantagonistische Widersprüche, a.a.O., S. 61, und N. M. Medvedev, Über den Grundwiderspruch der sozialistischen Produktionsweise, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1956, H. 12, S. 1541.
V. P. Certkov, Die Einheit der Sowjetgesellschaft und der Kampf zwischen Neuem und Altem, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1956, H. 8, S. 1064/65.
Vgl. z.B. Ja. A. Kronrod, Über die ökonomischen Widersprüche im Sozialismus, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1956, H. 8, S. 1553.
Vgl. dazu I. V. Malysev, Die Triebkräfte der sozialistischen Gesellschaft, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1954, H. 3, S. 386.
Siehe: Das Widerspruchsprinzip in der neueren sowjetischen Philosophie, Texte, ausgewählt, übersetzt und eingeleitet von N. Lobkowicz (Sovietica, Band IV), Dordrecht 1959, S. 33, vgl. auch S. 44.
Vgl. dazu: G. A. Volkov, Zu Fragen der Widersprüche in Wissenschaft und Praxis (Bericht über eine Konferenz in Moskau), in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1959, H. 4, S. 451/52.
Ja. A. Kronrod, Einige Besonderheiten der sozialistischen Reproduktion in der gegenwärtigen Etappe, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1960, H. 3, S. 323. 96 Ja. A. Kronrod, Über die ökonomischen Widersprüche im Sozialismus, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1956, H. 8, S. 1036f.
N. M. Medvedev, Über den Grundwiderspruch der sozialistischen Produktionsweise, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1956, H. 12, S. 1541f.
Arne Benary, Zu Grundproblemen der politischen Ökonomie des Sozialismus in der Übergangsperiode, in: Wirtschaftswissenschaft V/3. Sonderheft (1957), S. 82 und passim.
»Soziologische Gesetze« befassen sich mit dem Verhältnis der Parteibürokratie zur Bevölkerung unter dem Aspekt des »ideologischen Reifegrades« (J. Kuczynski, Soziologische Gesetze, in: Voprosy filosofii [Fragen der Philosophie], Jg. 1957, Nr. 5, S. 97; den., Über einige Probleme des Historischen Materialismus, dargestellt vornehmlich an Beispielen aus der deutschen Geschichte, Berlin 1956, S. 9f.).
Vgl. P. N. Trusov, Über die Widersprüche im Sozialismus, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1956, H. 9, S. 1177, sowie B. Ukraincev, Probleme der Dialektik des Übergangs vom Sozialismus zum Kommunismus, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1961, H. 1, S. 14.
Vgl. E. P. Dunaev, Stellung und Rolle der Leitung der Produktion im System der gesellschaftlichen Verhältnisse, in: Sowjetwissenschaft, Jg. 1961, H. 6, S. 668.
Vgl. dazu vom Verf., Totalitarismus oder Totalität?, a.a.O.
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Ludz, P.C. (1976). Konflikttheoretische Ansätze im historischen Materialismus. In: Ideologiebegriff und marxistische Theorie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83715-8_11
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