Zusammenfassung
Die Lösung des Weltnahrungsmittelproblems ist von strategischer Bedeutung für die Schaffung einer neuen internationalen Ordnung. Die Meinungen darüber, worin dieses Problem besteht, weichen jedoch stark voneinander ab. Auf der einen Seite glauben manche, daß das ganze Problem nur von der „Bevölkerungsexplosion“ in der Dritten Welt herrührt. Andererseits gibt es Analytiker, die im Hinblick auf die Machtstrukturen in den Entwicklungsländern selbst wie im Hinblick auf die unterschiedlichen Verhandlungspositionen zwischen entwickelten und unterentwickelten Ländern nur politische Aspekte gelten lassen. Während es nicht überraschen kann, daß ein derart kritisches Problem zum Gegenstand einer äußerst polemischen Diskussion wurde, kann dennoch so lange keine Lösung gefunden werden, wie die damit verbundenen Fragen nicht mit der größtmöglichen Objektivität angegangen werden. Für eine objektive Beurteilung muß man sich jedoch gewisse die Situation kennzeichnende Grundtatsachen klar vergegenwärtigen. Erstens gibt es gegenwärtig in der Welt genügend Nahrungsmittel für alle, wenn die heutige Produktion gleichmäßig verteilt würde. Das Problem stellt sich nur, weil die Nahrungsmittelproduktion zwischen verschiedenen Ländern und den verschiedenen Bevölkerungsschichten innerhalb der Länder ungleich verteilt ist. Tabelle 1 gibt die Welternährungssituation wieder, mit besonderem Bezug auf Südasien, das in der laufenden Diskussion des Nahrungsmittelproblems eine herausragende Rolle spielt. Aus der Tabelle geht hervor, daß bei jedem Ernährungsindikator die Situation in Süd- und Südostasien im Vergleich mit den entwickelten Ländern einschließlich Japans ungünstiger ist. Die Tabelle zeigt auch, daß im Hinblick auf tierisches Protein Südasien weniger als ein Zehntel der relevanten Menge Nordamerikas zur Verfügung steht. Damit kommen wir zum zweiten wichtigen Charakteristikum der gegenwärtigen Nahrungsmittelsituation.
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Notes
Vgl. „Food Production and the Energy Crisis“, von D. Pimental, L. E. Hurd, A. C. Bellotli, H. J. Foster, I. N. Oka, O. D. Sholes, R. J. Whitman in „Science“, Bd. 182, S. 443–449.
Mehrere hervorragende Wissenschaftler schätzen, daß durch eine weltweite Kontrolle von Pflanzenschädlingen und-krankheiten die Nahrungsmittelversorgung mit nur geringen Kostensteigerungen für die Bauern um wenigstens 40 % gesteigert werden kann.
Angemerkt werden sollte, daß diese Voraussetzungen eine weltweite Wachstumsrate für die Landwirtschaft implizieren, die etwas niedriger als 3,5 % jährlich ist.
Zur „Grünen Revolution“ gibt es eine umfangreiche Literatur. Aufmerksamkeit verdient insbesondere S. Ishikawa, „Agricultural Development Strategies in Asia: Case Studies in the Philippines and Thailand“. Die relevante Literatur über Indien ist umfassend, eine abschließende Untersuchung ist jedoch noch nicht erschienen. Alle diese Studien unterstützen die obigen Ansichten.
Einige Möglichkeiten in dieser Hinsicht werden in Annex 2 und 6 erörtert.
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© 1977 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Chakravarty, S., Guernier, M. (1977). Nahrungsmittelproduktion und -verteilung. In: Wir haben nur eine Zukunft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83714-1_22
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83714-1_22
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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