Zusammenfassung
Die Beziehung der Soziologie zur Planung ist — in einer keinesfalls zufälligen Weise — mehrschichtig und vielfältig. „Planung“ ist ein Objektbereich, der die Soziologie in mehrfacher Weise und an unterschiedlichen Punkten ihres Erkenntnisprogramms „betrifft“ und der somit ihre Polyvalenz herausfordert. Einerseits ist „Planung“ dann, wenn man sie von den überall und immer antreffbaren Ausprägungen der Alltagsrationalität abhebt, ein Spezifikum komplexer und dynamischer Gesellschaften, das deren Systemsignatur mitcharakterisiert und ihren Entwicklungsgang prägt. Die soziologische Auseinandersetzung mit der Planung findet auf dieser Ebene ihr naheliegendes Bezugsfeld in der Makrotheorie des sozialen Wandels (oder auch in der Modernisierungstheorie) und erweist sich gleichzeitig als ein unverzichtbares Element des auf dieser Ebene ansetzenden soziologischen Denkens. Auf der anderen Seite finden wir heute eine Fülle von Dokumentationen „planungssoziologischer“ Aktivität, in denen Informationen über Anlässe und Bedingungen, Ziele und Konzepte, Erfolge und Mißerfolge von städtischen Entwicklungsplanungen, von Einzelplänen in bestimmten staatlichen Tätigkeitssektoren, von Planungsorganisations- und -koordinationsansätzen, von planungsbezogenen Einrichtungen in Verwaltungen, wie auch von planungsorientierten Gesetzen geliefert werden. Die Soziologie operiert hier im Bezugsfeld einzelner Subsystemprozesse und -entwicklungen, wie auch im Mikrobereich gesellschaftlicher Handlungsverflechtungen und sie nimmt dabei oft genug die Position einer „instrumentellen“ Wissenschaft ein, deren Aussageleistungen unmittelbar in planerische Zweck-Mittel-Kalküle eingehen.
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Anmerkungen
Amitai Etzioni,The Active Society, London und New York 1968.
Abraham Maslow,Motivation and Personality, New York 19702 (deutsch: Motivation und Persönlichkeit, Olten und Freiburg 1977).
Jetzt Institut für Zukunftsforschung der Gesellschaft für Zukunftsfragen e.V.
Helmut Klages,Planungspolitik, Probleme und Perspektiven der umfassenden Zukunftsgestaltung, Stuttgart—Berlin—Köln—Mainz 1971.
Vgl. insbesondere Karl R. Popper, The Poverty of Historicism, London 19602 (deutsch: Das Elend des Historizismus, Tübingen 1965); Charles E. Lindblom, The Intelligence of Democracy, Decision Making through Mutual Adjustment, New York und London 1965; David Braybrooke und Charles E. Lindblom, A Strategy of Decision, Policy Evaluation as a Social Process, New York und London 1963.
Vgl. u. a. Klaus Lompe, Gesellschaftspolitik und Planung, Probleme politischer Planung in der sozialstaatlichen Demokratie, Freiburg 1971; Wolf-Dieter Narr und Frieder Naschold, Theorie der Demokratie, Stuttgart—Berlin—Köln—Mainz 1971; Thomas Ellwein, Politik und Planung, Stuttgart—Berlin—Köln—Mainz 1968; Fritz W. Scharpf, Demokratietheorie zwischen Utopie und Anpassung, Kronberg/Ts. 1975.
Vgl. hierzu Heribert Schatz, Auf der Suche nach neuen Problemlösungsstrategien, Die Entwicklung der politischen Planung auf Bundesebene, in: Renate Mayntz und Fritz Scharpf (Hrsg.), Planungsorganisation, München 1973, S. 9–67.
Vgl. hierzu verschiedene Beiträge in: Wissenschaftszentrum Berlin (Hrsg.), Interaktion von Wissenschaft und Politik, Frankfurt und New York 1977.
Vgl. Renate Mayntz und Fritz Scharpf (Hrsg.), a.a.O., passim.
Vgl. Helmut Klages, Politische Planung, Ziele, Methoden und Zwänge aus verwaltungswissenschaftlicher Sicht. Bisher unveröffentlichtes Manuskript 1978.
Die Feststellung ist anhand der „Rundbriefe“ der Deutschen Vereinigung für politische Wissenschaft verhältnismäßig gut dokumentierbar.
Vgl. Wolfgang Zapf, Einleitung zu: ders., Theorien des sozialen Wandels, Köln und Berlin 1969, S. 11–32.
Vgl. hierzu insbesondere Friedrich A. Hayek,Mißbrauch und Verfall der Vernunft, Tübingen 1969, passim; Wilhelm Röpke,Die Gesellschaftskrisis der Gegenwart, Erlenbach und Zürich 1948, passim; Jaques Ellul,La technique ou l’enjeu du siècle, Paris 1954, passim; Karl R. Popper,Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, 2 Bände, Bern 1957, passim.
Helmut Schelsky,Planung der Zukunft, Die rationale Utopie und die Ideologie der Rationalität, in: Soziale Welt, Bd. 17 (1966), S. 155–172; Friedrich H. Tenbruck,Zu einer Theorie der Planung, in: Wissenschaft und Praxis, Festschrift zum zwanzigjährigen Bestehen des Westdeutschen Verlages 1967, Köln und Opladen 1967.
Vgl. M. Rainer Lepsius, Einleitung, in: ders. (Hrsg.), Zwischenbilanz der Soziologie, Stuttgart 1976, S. 1–13.
Vgl. insbesonders Hans Ulrich Derlien,Die Erfolgskontrolle staatlicher Planung, Baden—Baden 1976, passim; Carol Weiß,Evaluierungsforschung, Opladen 1974, passim; Werner Jann und Eva Kronenwetter,Handlungsspielräume und Entscheidungsfähigkeit des Staates untersucht am Beispiel der Implementation politischer Programme, Speyerer Arbeitshefte 21, 1978.
Vgl. neben vielen anderen Veröffentlichungen z. B. den jährlich erscheinenden Jahresbericht der Bundesregierung, Hrsg., Presse-und Informationsamt der Bundesregierung.
Vgl. die einschlägigen Veröffentlichungen des Bundesministeriums der Finanzen, so z. B.: Der Finanzplan des Bundes 1971 bis 1975, Bonn 1971.
Vgl. Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (Hrsg.), Bericht der Bundesregierung und Materialien zur Lage der Nation 1972, Bonn 1972.
Vgl. neben verschiedenen Dokumenten zur Landesplanung in den Bundesländern u. a. die Städtebauberichte und die Raumordnungsberichte der Bundesregierung.
Vgl. die vom Bundesministerium der Verteidigung herausgegebenen Weißbücher zur Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und zur Lage der Entwicklung der Bundeswehr.
Vgl. z. B. Hellmut Rohde,Gesellschaftspolitische Planung und Praxis, Bonn—Bad Godesberg 1974, passim.
Vgl. insbesondere den vom Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit erarbeiteten Bundesjugendplan wie auch die Landesjugendpläne der Bundesländer; ebenso Renate Krysmansky und Bernhard Schäfers (Hrsg.), Planung und Interessen im Gesundheitswesen, Düsseldorf 1972, passim.
Vgl. die vom Bundesministerium des Innern herausgegebene Dokumentation Umweltplanung — Umweltschutz, in: Umweltbriefe, 8, Bonn 1974.
Vgl. Raymond Micoulaut,Structure et planification de la recherche et du développement en R.F.A., Paris 1977, passim.
Vgl. z. B. Klaus König, Hans M. Kosow und Dieter Schimanke,Reform des öffentlichen Dienstes, Entwurf eines mittelfristigen Aktionsprogramms.
Vgl. im Hinblick auf die Länderebene: Klaus König (Hrsg.), Koordination und integrierte Planung in den Staatskanzleien, Vorträge und Diskussionsbeiträge der Verwaltungswissenschaftlichen Arbeitstagung 1975 der Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer, Berlin 1976, passim.
Vgl. Eckart Pankoke und Hans Nokielski,Verwaltungssoziologie, Einführung in Probleme öffentlicher Verwaltung, Stuttgart—Berlin—Köln—Mainz 1977, S. 8 und passim.
Frieder Naschold, Dietrich Senster, Werner Väth, Oskar Zipfel,Untersuchung zur mehrjährigen Finanzplanung des Bundes, Bonn 1971.
Vgl. z. B. Karl-Heinrich Hansmeyer und Klaus Mackscheidt,Finanzpsychologie, in: Fritz Neumark (Hrsg.), Handbuch der Finanzwissenschaft, Tübingen 19763, S. 553–583.
Vgl. insbesondere Max Weber,Der Sinn der „Wertfreiheit“ der soziologischen und ökonomischen Wissenschaften (zuerst 1917), in: ders. Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 19683, S. 489–540.
Vgl. Hans Albert,Nationalökonomie als Soziologie, Zur sozial-wissenschaftlichen Integrationsproblematik, in: Kyklos, Bd. 13 (1960), S. 1–43.
Vgl. zu der bisher noch nicht voll entwickelten Diskussion über diese Problematik Horst Baier, Medizinsoziologie in den medizinischen Fakultäten — Isolation oder Integration, in: ders., Medizin im Sozialstaat, Medizinsoziologische und medizinpolitische Aufsätze, Stuttgart 1978.
Vgl. Helmut Schelsky,Die Soziologen und das Recht, in: Rechtstheorie, Bd. 9 (1978).
Vgl. zu den Bedingungen der horizontalen und vertikalen Berufsmobilität im öffentlichen Tätigkeitssektor Gerhard Brinkmann, Aufgaben und Qualifikation der öffentlichen Verwaltung, Göttingen 1976 (Band 90 der Veröffentlichungen der Kommission für wirtschaftlichen und sozialen Wandel); Niklas Luhmann und Renate Mayntz, Personal im öffentlichen Dienst, Eintritt und Karrieren, Baden—Baden 1973.
Vgl. Joachim Matthes,Soziologie ohne Soziologen? in: Zeitschrift für Soziologie, Bd. 2 (1973), S. 47–58.
Vgl. Auguste Comte Soziologie, Jena 1907, Kapitel 4 und 15.
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Klages, H. (1979). Soziologie und Planung. In: Lüschen, G. (eds) Deutsche Soziologie Seit 1945. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, vol 21. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83690-8_14
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