Bürokratie: Die Geschichte eines politischen Schlagwortes

Zusammenfassung

Als Max Weber in seinem berühmten, vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges verfassten, aber erst 1922 publizierten Aufsatz über “Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft” Bürokratie^l bzw. “Herrschaft mittelst bureaukratischem Verwaltungsstab” zum “technisch reinstem Typus der legalen Herrschaft” (Weber 1964: 151,153) erklärte, übernahm er einen in Politik und Umgangssprache geläufigen Begriff, definierte ihn als wissenschaftlichen Terminus neu und verschaffte ihm damit in der soziologischen Fachsprache und insbesondere bei der Analyse moderner Großorganisationen einen zentralen Platz. Im Rahmen der aus dem 19. Jahrhundert stammenden Kritik an den aristotelischen Herrschaftstypen hatte Max Weber den Nachdruck in seiner Herrschaftssoziologie von den Herrschenden weg und auf den “Verband” und “Verwaltungsstab” gelenkt. Dementsprechend war es nur konsequent, wenn er einen Begriff der Umgangssprache aufgriff, der Herrschaft von ihren Mitteln her definierte. Im folgenden soll nicht auf den Bürokratiebegriff bei Max Weber eingangen werden, sondern die Entstehung, Vorgeschichte und Entwicklung des Begriffes Bürokratie vor seiner Verwissenschaftlichung durch Max Weber untersucht und vor dem Hintergrund der Verwaltungsgeschichte des 19. Jahrhunderts nachgezeichnet werden. Der Streit um den Begriff Bürokratie war eine Form, in der einzelne Bevölkerungsgruppen sich mit dem neuen Phänomen des modernen Staates auseinandersetzten und dazu Stellung nahmen.