Zusammenfassung
Bis jetzt war die Natur geduldig mit uns. Wir pumpen Schadstoffe in die Luft, verseuchen Seen und Meere, verwüsten den Boden überall auf der Erde, dezimieren die Artenvielfalt der Biosphäre — und immer noch spendet uns die Natur, was wir zum Leben brauchen. Mittlerweile ist uns jedoch bewußt geworden, daß wir ein gefährliches Spiel treiben. Seit Generationen verstehen wir einzelne Naturprozesse so weit, daß wir sie in wachsendem Maße für unsere Zwecke einsetzen können. Aber jetzt beginnen wir auch zu begreifen, daß wir eben dadurch das Zusammenspiel von Naturprozessen bedrohen, dem wir unser Dasein verdanken. Und die Furcht greift um sich, der Natur könne in absehbarer Zeit die Geduld mit uns Menschen ausgehen.
Vorgestern Nacht hatte ich einen eingenartigen Traum. Ich schien gedankenverloren auf den Stufen vor einer Tür zu sitzen (in irgendeiner Stadt vielleicht), und es war wohl zwölf oder ein Uhr nachts. Die Luft war lind und köstlich, kein menschliches Geräusch war zu hören, nicht einmal Fußtritte. Als einziger Laut unterstrisch das gelegentliche hohle Belen eines Hundes von weit her und die noch entferntere Antwort eines anderen Hundes diese Totenstille. Da hörte ich ein knöchernes Klack-Klack die Straße heraufkommen und hielt es für die Kastagnetten einer musizierenden Festgesellschaft. Eine Minute später kam mit weitausholenden Schritten ein großes Skelett an mir vorüber, mit Kapuze überm Kopf und nur schlecht verhüllt von einem zerrissenen und modrigen Leichentuch, dessen Fetzen um das kantige Knochengerüst seiner Gestalt herumschlenkerten, und verschwand in der grauen, nur vom Sternenlicht erhellten Düsternis.
Mark Twain: Ein sonderbarer Traum. Mit Moral
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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Jaeger, C.C. (1996). Einleitung. In: Die Zähmung des Drachens. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83671-7_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83671-7_1
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Print ISBN: 978-3-531-12762-0
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