Zusammenfassung
Die Befolgung von Recht durch Verwalter ist kein Gegenstand der Forschung, solange das Vertrauen in ein loyales Beamtentum ungebrochen ist. Ein Begriffsrahmen für Untersuchungen müßte rechtssoziologische und organisationstheoretische Ansätze verbinden. Die Effektivität von Regeln, die sich an Mitglieder von Organisationen richten, wirft ähnliche Probleme auf wie die von Recht, das unorganisierte Individuen als Adressaten hat. Organisatorische Möglichkeiten der Verhaltenssteuerung kommen jedoch hinzu. Managementtechniken und berufliche Sozialisation sind hier ebenso zu nennen wie die Einschränkung von Handlungsspielräumen durch organisatorische Regelungen, durch Standardisierung der Informationsaufnahme und durch den Einsatz der EDV.
Summary
Compliance of public officials with legal rules has not yet become a subject of research, at least in continental Europe where strong beliefs in a loyal Civil Service subsist. The conceptual framework for such research would combine elements of organization theory and of sociology of law. The effectiveness of rules devolving upon organization members poses problems largely similar to those of laws directed at individual (non-organized) addressees. Yet a range of organizational opportunities for directing behaviour makes some difference. These include management techniques, professional training, as well as the restriction of administrative discretion by organizational rules, by standardizing information input or by the use of ADP.
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Anmerkungen
Gerd Winter, Tausch förmiges Recht, zum Beispiel Wohnungsbausubvention und Abwasserabgabe, Kritische Justiz 11 (1978), S. 254–270.
Klaus Türk, Handlungsräume und Handlungsspielräume rechtsvollziehender Organisationen, in diesem Band.
Daß die Normadressaten vor allem in Verwaltungsstab zu suchen sind, konstatieren Erhard Blankenburg, Über Unwirksamkeit von Gesetzen, ARSP 63 (1977), S. 31–58 (36); Claus Ott, Die soziale Effektivität des Rechts bei der politischen Kontrolle der Wirtschaft, in: Zur Effektivität des Rechts, Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie, Bd. 3, S. 345 ff. (355 f.); Klaus F. Röhl, Gegenwartsströmungen der Rechtssoziologie, Informationsbrief für Rechtssoziologie, Sonderheft 1, Berlin 1977, S. 38—Röhl spricht von einer Mediatisierung des Rechts.
Christian Helfer, Dienst nach Vorschrift als rechtssoziologisches Problem, Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 17 (1965), S. 98–105.
Vgl. Eberhard Bohne, Informales Verwaltungshandeln im Gesetzesvollzug, in diesem Band.
Daran ändert auch die von Ulrich K. Preuß in seinem Kommentar S. 265 angesprochene sog. Bandbreitentheorie nichts. Abgesehen von einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwGE 39, 197) zeigen sich Praxis und Rechtsprechung gegenüber den Sub-tilitäten der neueren Lehre resistent.
Vgl. Ulrich Horn, Normvollzug in einer automatisierten Massenverwaltung, in diesem Band.
Eberhard Bohne, Jochen Hucke, Implementation als Thema der Verwaltungswissenschaft, Studien zur Reform von Regierung und Verwaltung, hrsg. vom Verein für Verwaltungsreform und Verwaltungsforschung e.V., Bonn 1978, S. 61–76 (65).
Renate Mayntz, Die Implementation politischer Programme, in: Die Verwaltung 10 (1977), S. 1–20.
Hans A. Hesse, Verhaltensänderung durch Curricula? Ein rechtssoziologischer Beitrag, in: Curriculum-Handbuch, hrsg. v. Karl Frey, München 1975, S. 103–112; Brun-Otto Bryde, The Politics and Sociology of African Legal Development, Frankfurt 1976, S. 143ff.
Hesse a.a.O., S. 105.
Klaus Lenk, Information und öffentliche Verwaltung, in: Werner Kunz (Hrsg.), Informationswissenschaft, München 1978, S. 120–128.
Klaus Lenk, Zur instrumentalen Funktion des Rechts bei gesellschaftlichen Veränderungen, in: Verfassung und Recht in Übersee 9 (1976), S. 139–156 (154f.).
Frido Wagener, Der öffentliche Dienst im Staat der Gegenwart, Veröffentlichungen der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer, H. 37, S. 215–266 (244ff).
Adam Podgorecki, Dreistufen-Hypothese über die Wirksamkeit des Rechts, in: Studien und Materialien zur Rechtssoziologie, hrsg. von Ernst E. Hirsch und Manfred Rehbinder, Köln 1967, S. 271ff.
Hesse a.a.O., S. 111.
Klaus Lenk, Juristen in der öffentlichen Verwaltung; Überlegungen zur gegenwärtigen Bedeutung des Juristenprivilegs, in: Die Verwaltung 8 (1975), S. 277–294 (282ff.)
Robert K. Merton, Bürokratische Struktur und Persönlichkeit, in: Renate Mayntz (Hrsg.), Bürokratische Organisation, Köln 1968, S. 265–276.
Vgl. dazu Beobachtungen bei Ulrich Billerbeck, Bericht über eine Untersuchung von Arbeitssituationen in der Landesversicherungsanstalt Oldenburg-Bremen, Schriftenreihe des Vereins für Verwaltungsreform und Verwaltungsforschung e.V., Nr. 5, Bonn 1976.
Niklas Luhmann, Lob der Routine, in: ders., Politische Planung, Opladen 1971, S. 130ff.
Anders Blankenburg a.a.O., S. 38.
Richterliches Handeln ist schon deshalb freier gestellt, weil es größtenteils Konfliktentscheidung zum Gegenstand hat, die auch dann gelingen kann und darstellbar ist, wenn ihre Maßstäbe nicht aus dem Gesetz entnommen werden.
Vgl. die Darstellung von Fritz Ossenbühl in: Allgemeines Verwaltungsrecht, hrsg. v. H.-U. Erichsen und W. Martens, 2. Aufl. Berlin 1977, S. 73ff. m.w.N.
Die Verbesserung des Wirkungsgrads im Hinblick auf die Erreichung des manifesten Primärziels des Verwaltungshandelns bleibt hierbei in der Regel das alleinige Ziel. Die Arbeitssituation der Beschäftigten wird nur insoweit berücksichtigt, als sie nach Auffassung der Organisatoren der Erreichung dieses Ziels dient.
Vgl. etwa James G. March, Herbert A. Simon, Organizations, New York 1958, S. 150ff.
Herbert Kubicek, Informationstechnologie und organisatorische Regelungen, Berlin 1975, S. 122ff.; vgl. auch Christopher Hood, The Limits of Administration, London 1976, S. 118 ff.
Lotte Tuner, Die Bedeutung des Formularwesens für den Datenschutz, in: Datenschutz und Datensicherung, hrsg. v. Dierstein, Fiedler, Schulz, Köln 1976, S. 254ff.; Wolfgang Schäfer, Die Abbildung von Gesetzestexten auf Formulare in der Rentenversicherung, Schriftenreihe des Forschungsprojekts Verwaltungsautomation an der Gesamthochschule Kassel, H. 17, März 1979.
Zur Kritik vgl. Carl Böhret, Marie Th erese Junkers, Führungskonzepte für die öffentliche Verwaltung, Stuttgart 1976, S. 87ff.
Als wichtige Ausnahme Gerhard Banner, Der menschliche Faktor: Unterwegs zu einer intensiven Verwaltungskultur?, in: transfer 4, Planung in öffentlicher Hand, Opladen 1977, S. 79ff.
Zu diesem Konzept vgl. Herbert A. Simon, Administrative behavior, 2. Aufl. New York 1957, bes. S. 133ff.
Helmut Klages, Grenzen der Organisierbarke it von Verwaltungsorganisationen, Die Verwaltung 10 (1977), S. 31–49 (44).
Vgl. Otto Ernst Kempen, Zwischen Gemeinwohlpostulat und demokratischen Verfahrensgarantien. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur regierungsamtlichen Öffentlichkeitsarbeit, Der Staat 18 (1979), S. 81–101 (87f.).
U.a. Herbert Kaufman, The Forest Ranger: A Study in Administrative behavior, Baltimore 1960; Jeffrey Jowell, The Legal Control of Administrative Discretion, Public Law 1974, S. 178-220.
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Lenk, K. (1980). Steuerung des Handelns von Verwaltern. In: Blankenburg, E., Lenk, K. (eds) Organisation und Recht. Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie, vol 7. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83669-4_14
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