Zusammenfassung
Im Verlauf der Beschäftigung mit sozialer Ungleichheit ist immer wieder die Frage nach ihren Ursachen aufgeworfen worden.1 Inzwischen ist klar, daß es sich hierbei um eine sehr komplizierte und noch keinesfalls voll befriedigend geklärte Problematik handelt. Überblickt man die bisher vorliegenden Antworten, so gehen sie mehr oder weniger weit auseinander, und es wird erkennbar, daß jeder Erklärungsansatz offenbar nur Teileinblicke in die Problematik vermittelt. Nachstehend sollen charakteristische Ansätze skizziert und der derzeitige Wissensstand kommentiert werden.
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Anmerkungen
Siehe dazu u.a. die Darstellungen bei R. Dahrendorf 1961
Aristoteles 1955, hier zitiert nach R. Dahrendorf 1961, S. 355
Vgl. HJ. Eysenck 1975; K.V. Müller 1956; A.R. Jensen 1973; Chr. Jencks 1973
Siehe dazu K.M. Bolte 1979
Siehe dazu bei G. Hartfiel 1978, S. 24
P. Rössinger 1975, S. 10 f
J.J. Rousseau 1754. Siehe dazu auch die Darstellungen bei G. Kiss 1977 S. 25 ff.
Bekanntlich bricht das 53. Kapitel im Bd. 3 des Marxschen Werkes „Das Kapital“, das sich offenbar in systematischer Weise mit den „Klassen“ befassen sollte, nach wenigen Sätzen ab. Eine systematische Zusammenstellung der für die Marxsche „Klassentheorie“ relevanten Aussagen findet sich u.a. bei R. Dahrendorf 1957.
Eine liberalistisch-kapitalistische Gesellschaft ist dadurch gekennzeichnet, daß sich in ihr bestimmte Freiheitsrechte (Gewerbefreiheit, Freizügigkeit, Vertragsfreiheit, unternehmerische Entscheidungsfreiheit, Wettbewerbsfreiheit) mit weitgehendem Privateigentum an Produktionsmitteln und dessen profitorientiertem Einsatz verbinden.
K. Marx 1969, Bd. 13, S. 8 f
Ebd., S. 8
K. Marx 1953, S. 361
Siehe dazu bei S.M. Lipset 1953, S. 30 ff.
Neben der allgemeinen Entfremdung, der nach Marxscher Ansicht alle Gesellschaftsmitglieder kapitalistischer Gesellschaften unterliegen, indem menschliche Beziehungen als Verhältnisse zwischen Dingen und Waren erlebt werden, bestehen für das Proletariat darüber hinausgehende besondere Entfremdungsaspekte (siehe Handwortbuch der Sozialwissenschaften 1960, Marx II).
Es muß in diesem Zusammenhang aber daran erinnert werden, daß — wie Th. Geiger, R. Dahrendorf und neben ihnen viele andere immer wieder betont haben — die Erkenntnisabsicht von Marx nicht darin bestand, die sozialen Ungleichheiten seiner Zeit im einzelnen zu erklären, sondern die entscheidenden Entwicklungsprinzipien der Gesellschaft und die prinzipiell Ungleichheiten produzierenden Kräfte des liberalistisch-kapitalisti-schen Gesellschaftssystems herauszuarbeiten.
So erkennt z.B. auch die Soziologie in den sozialistischen Ländern heute die Existenz von „Gruppen“ in ihren Gesellschaften an, die sich in unterschiedlicher Lebenslage befinden, und befaßt sich mit den Ursachen dieser Differenzierungen. Es wird dabei allerdings stets betont, daß es sich nicht um Gruppen mit antagonistischen (d.h. einander konträr entgegenstehenden) Interessen handelt, wie es Marx für „Kapitalisten“ und „Proletarier“ betont hatte.
Vgl. M. Weber 1976, S. 177–180, S. 531–540
M. Weber 1976, S. 532 f
Ebd. S. 533
Ebd. S. 179
Auf diese Theorieelemente greifen u.a. neuere Arbeitsmarkttheorien zurück. Siehe dazu in diesem Kapitel weiter hinten.
M. Weber 1976, S. 539
Ebd., S. 539
Siehe z.B. R.M. Lepsius 1979; R. Bendix 1974; A. Giddens 1979, S. 46 bis 60; K.U. Mayer 1975 a; S. 154ff.
Siehe dazu u. a. W.L. Warner 1942
Vgl. R. Kreckel 1976, S. 338 ff.
R.M. Lepsius 1979
So z.B. von mehreren deutschen Ökonomen der Jahrhundertwende, u.a. G. Schmoller und K. Bücher
Siehe dazu z.B. G. Schmoller 1960, S. 78
K. Davis/W.E. Moore 1945
R. Mayntz 1961, S. 13
Ebd., S. 20
Siehe Hinweise auf solche Äußerungen von K. Marx bei W.D. Hund (1982, S. 176 ff.)
Ein interessanter, allerdings nur skizzenhaft entworfener Ansatz, der zeigt, wie Ungleichheit aus politischer Macht begründet wird, die aus revolutionärem Umsturz hervorging, wurde von S. Eisenstadt am Beispiel einiger Entwicklungsländer entwickelt und anläßlich des 3. Weltkongresses der International Sociological Association vorgetragen. (S. Eisenstadt 1957)
H. Schelsky 1975
M. Weber 1976, S. 696 ff.
H. Schelsky 1975, S. 41
Ebd., S. 43
Ebd., S. 43
Ebd., S. 43
Ebd., S. 44
H. Schelsky 1975, S. 41 ff.
R. Dahrendorf 1961 a
R. Dahrendorf 1961a, S. 21 f
Ebd., S. 28
Siehe dazu R. Lepsius 1961, S. 54 ff.; E. Wiehn 1965
R. Dahrendorf 1967
R.M. Lepsius 1961, S. 61 ff.
G. Lenski 1973, zuerst 1966
Lenski hat das selbst klar erkannt und eine Reihe von Variablen bezeichnet, mit deren Hilfe er hofft, diesen Ansatz verbessern zu können. Vgl. hierzu die Kritik Wiehns (1968, S. 279 ff.)
Siehe dazu J. Bergmann u.a. 1969, S. 67 ff., sowie C. Offe 1969, S. 155 ff.
C. Offe 1969, S. 183
M. Baethge 1970, S. 13 f.
C. Offe 1970; K.M. Bolte 1979
G.S. Becker 1964. Zur Interpretation und Kritik des Humankapitalansatzes als Theorie sozialer Ungleichheit siehe B. Krais 1983
Siehe dazu u. a. bei W. Sengenberger 1978 a und bei R. Kreckel 1983
W. Sengenberger 1978 a, S. 20 f.; vgl. M. Piore 1969; D.M. Gordon 1972
W. Sengenberger 1978 a, S. 22; vgl. M. Piore 1972; M. Reich/D. Gordon/ R. Edwards 1973
Siehe dazu W. Sengenberger 1978 b
Siehe dazu u. a. W. Sengenberger 1975, 1978 b; C. Offe/K. Hinrichs 1977
Der Versuch einer Sichtung, Kombination und Ergänzung verschiedenartiger Segmentationstheorien zum Zwecke der Anwendung auf alle Arbeit-nehmergruppen findet sich bei R. Kreckel 1983
Siehe dazu Hinweise bei U. Beck/M. Brater/H.J. Daheim 1980, S. 42 ff.
Siehe dazu F. Parkin 1983 (1974)
M. Haller 1983, S. 77
A. Giddens 1979 (1973), bes. S. 120–143
ebd., S. 130
ebd. S. 127 ff.
Siehe dazu u. a. R. Kreckel 1980 b
K.U. Mayer 1977 b, S. 490 f.
Siehe dazu u.a. bei W. Godzik u.a. 1976 und D. Senghaas (Hg.) 1972 1974, 1979, 1982
Siehe ausführlicher dazu z.B. bei J. Wallerstein 1983; V. Bornschier 1983
Siehe dazu H.S. Becker 1973; J. Hohmeier 1975; H. Keupp 1976
Deshalb erscheint er u.a. zur Erklärung der Situation von Randgruppen (vgl. Abschnitt 6.6) und der intensiven Strafverfolgung unterer Statusgruppen (7.6.) besonders geeignet.
Siehe u.a. H. Keupp 1976, S. 17 ff.
H. Fallada hat in seinem Roman „Wer einmal aus dem Blechnapf fraß“ eine solche „Karriere“ beschrieben
D. Bell 1976
Dies ist z.B. hinsichtlich der Bellschen Thesen durch T.A. Herz (1983) geschehen, welcher sie — soweit sie sich auf Ungleichheit beziehen — bisher nicht bestätigt findet. (S. 83 f)
Aus dieser Sicht wird u.E. auch die außerordentlich starke Wirkung der Marxschen Analysen verständlich. Sie verweisen nicht einfach auf Ursachen, die generell oder partiell Ungleichheit bewirken können, sondern sie decken einen der sicher wesentlichsten Mechanismen zur Produktion und Reproduktion von Ungleichheit in jenem Gesellschaftstyp auf, in den die westlichen Industrieländer mit dem Industrialisierungsprozeß hineinwuchsen. Es handelt sich um Mechanismen, deren problematische Auswirkungen nach ihrem Bewußtwerden dann in den verschiedenen Ländern mit mehr oder weniger Erfolg zu „bändigen“, umzusteuern, abzuschwächen oder außer Kraft zu setzen versucht wurde.
K.M. Bolte 1983, S. 401
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© 1988 Leske + Budrich, Opladen
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Bolte, K.M., Hradil, S. (1988). Ursachen sozialer Ungleichheit. In: Soziale Ungleichheit in der Bundesrepublik Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83663-2_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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