Zusammenfassung
Nach einem bekannten Wort Emile Zolas ist die Kunst: Natur, gesehen durch das Medium eines Temperaments (l’art c’est la natur vue au travers d’un tempérament). Gilt, was hier von der Kunst gesagt ist, auch von der Wissenschaft? Für die Geisteswissenschaften kann das kaum zweifelhaft sein. Allerdings wird beispielsweise vom Historiker gefordert, daß er sich an die Wahrheit halte. Bei der Feststellung dessen, was wirklich geschehen ist, hat er sein „tempérament“ auszuschalten. Dennoch wird er kein bloßer Chronist sein, wird weit über die Feststellung der nackten Tatsachen hinausgehen, mit seiner ganzen Persönlichkeit den Stoff durchdringen. Erst damit beginnt wissenschaftliche Geschichtsschreibung. Wenn eine volle, interessante Persönlichkeit hinter der Darstellung zu spüren ist, verzeihen wir am Ende ein Maß von Subjektivität — jedenfalls lieber, als daß wir uns von einem gewissenhaften Chronisten langweilen lassen.
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Notes
Erweiterter Vortrag vor der Phys.-Math. Klasse der preußischen Akademie der Wissenschaften am 18. Februar 1932.
Diese Einschränkung muß man für den Energiesatz machen, ganz abgesehen von der Tendenz der modernen Quantenmechanik, exakte Gesetzmäßigkeit überhaupt zu leugnen. Der Energiesatz kann für die Schwerpunktsbewegung allein nicht gelten, weil beim Stoß im allgemeinen ein Energieaustausch mit den inneren Bewegungen des Moleküls und mit seiner Rotationsbewegung veranlaßt wird.
Dem indischen Denken ist die Sache seit grauer Vorzeit geläufig.
Wenn man beim Wechsel des Koordinatensystems verabsäumt, die Komponenten eines Vektors in der vorgeschriebenen Weise umzurechnen, so verlieren sie deshalb nicht jeden Sinn. Sie bleiben Vektorkomponenten, aber nach Richtungen, die unmotiviert schief gegen das neue Achsenkreuz orientiert sind.
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© 1994 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden
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Schrödinger, E. (1994). Ist die Naturwissenschaft milieubedingt? (1932). In: von Meyenn, K. (eds) Quantenmechanik und Weimarer Republik. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83655-7_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83655-7_9
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag
Print ISBN: 978-3-528-08938-2
Online ISBN: 978-3-322-83655-7
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