Zusammenfassung
Die Gründung des DGB als Dachverband der—damals sechzehn, heute siebzehn—Einzelgewerksehaften im Oktober 1949 wurde von allen Mitgliedern und Funktionären als Realisierung und Institutionalisierung der Einheitsgewerkschaft verstanden. Entgegen den ursprünglichen Intentionen, einen einzigen, zentralistisch organisierten Gewerkschaftsbund zu schaffen, hatten die westlichen Besatzungsmächte auf einer Konstruktion nach dem Industrieverbandsprinzip bestanden, die Abschaffung der Richtungsgewerkschaften jedoch unterstützt. Trotz der relativ großen Autonomie der Einzelgewerkschaften aufgrund dieser Organisationsstruktur, kommt dem DGB eine übergeordnete Funktion für die Definition dessen zu, was als Aufgabe und Rolle der Gewerkschaften nach dem Krieg verstanden wurde und wird.
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References
Diese Aufzählung der Faktoren zur Herstellung von sozialer Identität ist keineswegs vollständig und systematisch.
Hans Böckler, Die Aufgaben der deutschen Gewerkschaften in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft; in: DGB (Hg.), Protokoll des DGB-Gründungskongresses, Oktober 1949 in München, S.184–205 (im folgenden zitiert als Protokoll mit anschließender Seitenangabe)
Die Territorialtopik vom ‘Weg’ in den verschiedensten Varianten—insbesondere in der Form des ‘dritten Wegs’—wird zu einem späteren Zeitpunkt ein konstitutives Element des gewerkschaftlichen Diskurses.
Protokoll, S. 204
Hans Böckler, Die Stellung der Gewerkschaften in der Deutschen Bundesrepublik; in: Gewerkschaftliche Praxis. Informationsdienst für Mitarbeiter im DGB, 3. Jg., Heft 12, Dezemter 1949, S. 353–360, hier S. 358. ‘Gewerkschaftliche’ Praxis’ war das Funktionärsorgan des DGB bis 1949 und wurde dann in ‘Die Quelle’ umbenannt.
C.L. Lerman. Dominant Discourse: The Institutional Voice and Control of Topic; in: H. Davis, P. Walton (Hg.), Language, Image, Media, a.a.O., S. 75–103
C.L. Lerman, Dominant Discourse …, a.a.O., S. 77. Hervorhebung und Übersetzung von mir; BK.
Protokoll, S. 193
zitiert nach: Protokoll, S. 198
vgl. Protokoll, S.199
Protokoll, S.193
Protokoll, S. 205
Protokoll, S. 205
Protokoll, S. 198
Protokoll, S. 194
vgl. Protokoll, S. 194ff.
vgl. ausführlich zu diesem Kontext: U. Pruss-Kaddatz, Wortergreifung. Zur Entstehung einer Arbeiterkultur in Frankreich, Frankfurt/M. 1982 und M. Foucault, Überwachen und Strafen, Frankfurt/M. 1976
Protokoll. S. 199
Protokoll, S. 189; Hervorhebungen von mir, BK
Protokoll, S. 190
Protokoll, S. 193
Hans Böckler, Die Stellung der Gewerkschaften in der Deutschen Bundesrepublik, a.a.O., S. 358f.
Fritz Naphtali, Wirtschaftsdemokratie—Ihr Wesen, Weg und Ziel, Neuausgabe Frankfurt/M. 1966. Ich zitiere im folgenden nach: Rudolf Kuda, Das Konzept der Wirtschaftsdemokratie; in: H.O. Vetter (Hg.), Vom Sozialistengesetz zur Mitbestimmung. Zum 100. Geburtstag von Hans Böckler, Köln 1975, S. 253-274, hier S. 265. Kudas Aufsatz in der Böckler-Festschrift verdanke ich wichtige Anregungen für die folgenden Ausführungen.
F. Naphtali, Die Verwirklichung der Wirtschaftsdemokratie; in: Protokoll der Verhandlungen des 13. Kongresses der Gewerkschaften in Deutschland; abgehalten in Hamburg vom 3.-7.9.1928, Berlin 1928, S. 189; zitiert nach: R. Kuda, Das Konzept der Wirtschaftsdemokratie …, a.a.O., S. 266
Hans Böckler, Die Aufgaben der Gewerkschaft in Wirtschaft und Gesellschaft; Protokoll des DGB-Gründungskongresses, a.a.O., S. 194
Wirtschaftspolitische Grundsätze des DGB; in: Protokoll des Gründungskongresses des DGB, a.a.O., S. 318-326, hier S. 326
Hans Böckler, Die Aufgaben der Gewerkschaft …; Protokoll des DGB-Gründungskongresses, a.a.O., S. 202; Hervorhebung von mir, BK
’Sozial’ heißt in einem allgemeinen Sinne ‘gesellschaftlich’, während sozialistisch sich auf ein Produkt der Vergesellschaftung bezieht. Dieses Produkt kann in einem ökonomischen Kontext stehen oder in einem moralisch-politischen, d.h. im Sinne von Sozialisation. Im gewerkschaftlichen Diskurs sind beide Begriffe ideologisch besetzt und ihr semantisches Feld ist eingeschränkt. Sozial heißt nurmehr die Verkehrsformen und Lebensbedingungen betreffend, als sozialistisch wird eine durch bestimmte Erfahrungsansätze konstituierte Form der Herrschaft bezeichnet. Weil es keinen sozialistischen Staat gibt, geht der ‘Vorschein’ (Bloch) der Bedeutung des Vergellschaftungsmoments allerdings in die gewerkschaftlich intendierte Bedeutung des’ sozialen’ ein.
Wirtschaftspolitische Grundsätze des DGB; Protokoll des DGB-Gründungskongresses, a.a.O., S. 319
Hans Böckler, Die Stellung der Gewerkschaften in der Deutschen Bundesrepublik, a.a.O., S. 359
F. Naphtali, Wirtschaftsdemokratie—Ihr Wesen, Weg und Ziel, a.a.O., S. 14; zitiert nach: R. Kuda, Das Konzept der Wirtschaftsdemokratie, a.a.O., S. 270
ebd., S. 19; zitiert nach: ebd., S. 273
ebd., S. 19; zitiert nach: ebd., S. 274
Auch Böckler bezeichnete 1949 die kapitalistische Wirtschaft als planlos, chaotisch und konnotiert damit Tarnows Anarchievorwurf.
Tarnow war nicht nur SPD-Reichstagsabgeordneter, sondern auch Nachfolger Theodor Lei-parts im Vorsitz des Holzarbeiterverbandes im ADGB.
F. Tarnow, Kapitalistische Wirtschaftsanarchie und Arbeiterklasse; Referat auf dem sozialdemokratischen Parteitag in Leipzig vom 31.5.-5.6.1931, Protokoll, Berlin 1931, S. 32–52, hier S. 45f. Ich habe die im Protokoll verzeichneten Publikumsreaktionen ebenfalls zitiert, um den Grad der Zustimmung zu Tarnows Äußerungen deutlich zu machen.
Ende des Exkurses
Die diskursive Regelung und damit eine Befriedung dieses ständigen Konflikts erfolgte 1957. Vgl. dazu Abschnitt 1.1. im zweiten Teil der Arbeit.
Das sind “Mannesmänner und andere Kapitalisten”; ebd.
Kurt Brumlop, Vor zehn Jahren: “Das Tor ist aufgestoßen”; in: Die Quelle, 12. Jg., Heft 1, Januar 1961, S. 3–5, hier S. 5
METALL (Zeitung der IG Metall für die Bundesrepublik Deutschland) Nr. 21 vom 11.10.1950, S. 1
ebd., S. 1
J.-F. Lyotard, Essays zu einer affirmativen Ästhetik, a.a.O., S. 102f.
J.-F. Lyotard, Essays zu einer affirmativen Ästhetik, a.a.O., S. 103
ebd., S. 111
vgl. Montanmitbestimmung. Dokumente ihrer Entstehung; zusammengestellt und eingeleitet von J. Peters, Köln 1979, S. 151-157
vgl. ebd., S. 153
ebd., S. 155
ebd., S. 156
ebd., S. 157
ebd., S. 154
METALL, Nr. 3 vom 7.2.1951. S. 1
ebd., S. 1
vgl. z.B.: Horst Thum, Mitbestimmung in der Montanindustrie. Der Mythos vom Sieg der Gewerkschaften, Stuttgart 1982
W. Pahl, Mitbestimmung in der Montanindustrie; in: Gewerkschaftliche Monatshefte, Mai 1951, Heft 5, S. 225–227, hier S. 225f.
Der ‘Katachresen-Mäander’ ist definiert als “Normalfall interdiskursiver Rede, durch den sich der synchrone Status der Kollektivsymbolik einer Kultur erweist.” Die Möglichkeit der alternierenden “Montage” beruht auf der “symbolischen Äquivalenz” verschiedener Picturae auf der Basis eines gemeinsamen kulturellen Systems. A. Drews, U. Gerhard, J. Link, Moderne Kollektivsymbolik, a.a.O., S. 266f.
vgl. J. Link, Die Struktur des Symbols in der Sprache des Journalismus, München 1978, S. 208ff.
J. Link, Die Struktur des Symbols in der Sprache des Journalismus, a.a.O., S. 33
IG Metall (Hg.), Protokoll des 2. ordentlichen Gewerkschatstages der IG Metall in Stuttgart vom 15.-20.9.1952, S. 38
“Mitbestimmung heißt nicht Unterwerfung”; in: Das Mitbestimmungsgespräch, 1. Jg., Heft 12, Dezember 1955, S. 2f., hier S. 3
vgl. zu diesem Problem ausführlich Abschnitt 4.2 im zweiten Teil der Arbeit.
besonders in: M. Foucault, Überwachen und Strafen, a.a.O.; und: ders., Sexualität und Wahrheit, Bd. 1: Der Wille zum Wissen, a.a.O.
P. Bourdieu, Sozialer Raum und Klassen, a.a.O., S. 9f.
ebd., S. 10
W. Pahl, Mitbestimmung in der Montanindustrie; in: Gewerkschaftliche Monatshefte 5/1951, a.a.O., S. 225
vgl. J. Link, Die Struktur des Symbols in der Sprache des Journalismus, a.a.O., S. 45
Potthoff war damals Leiter des Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts des DGB.
E. Potthoff, Wirtschaftliche Mitbestimmung im Betrieb; in: Gewerkschaftliche Monatshefte, 1. Jg., Heft 3, März 1950, S. 97–102, hier S. 97
vgl. J. Link, Kollektivsymbolik und politische Taxonomie, unveröffentlichtes Manuskript eines Vortrags, Bochum 1983, S. If. Ich zitiere nach diesem Manuskript. Der Vortrag ist jedoch auch in einer überarbeiteten Fassung publiziert als: J. Link, Diskursive Rutschgefahren ins Vierte Reich? Rationales Rhizom; in: kultuRRevolution Nr. 5, Februar 1984, S. 12-20
J. Link, Kollektivsymbolik und politische Taxonomie, a.a.O., S. 2
Fette war der einzige Christdemokrat, der je den DGB-Vorsitz innehatte. Seine Wahl galt wohl der Verhinderung von Abspaltungstendenzen des christlichen Flügels. Seitdem ist die Verteilung der Führungspositionen traditionell so geregelt, daß ein Sozialdemokrat den DGB-Vorsitz hat, ein Christdemokrat und eine Frau die beiden Stellvertretungspositionen. Von der Verabschiedung des BVG hatten sich die Gewerkschaften eine Ausweitung der Montanmitbestimmung erhofft. Adenauer weigerte sich unter Streikdrohungen zu verhandeln, und nachdem Fette den Streikbeschluß zurückgezogen hatte, wurde das neue Gesetz in der von den Gewerkschaften abgelehnten Form durch den Bundestag gebracht.
Wenn auch die Führungsqualitäten Fettes wesentlich geringer waren als diejenigen Böcklers, so läßt sich daraus doch nicht die ganze Niederlage begründen. In diesem Zusammenhang scheint die These von H. Thum immer einleuchtender, daß Adenauer der Montanmitbestimmung nur deshalb zustimmte, weil er im Ausgleich dafür die Zustimmung der Gewerkschaften zu seiner Politik der Westintegration benötigte. Zum Zeitpunkt der Auseinandersetzung um das BVG war Adenauers politische Macht so weit stabilisiert, daß er auf die Gewerkschaften keine Rücksicht mehr nehmen mußte.
J. Link, Die Struktur des Symbols in der Sprache des Journalismus, a.a.O., S. 110
ebd., S. 203
vgl. ebd., S. 220
“Der Hessische Landbote”: in: Georg Büchner, Werke und Briefe, München 1980, S. 210ff.
Die Grundlage für diese Hypothese bildet eine These Links, die “von der ständigen Evolution der Kollektivsymbolsysteme” nach dem Schema der erweiterten Reproduktion ausgeht, welche “in der Regel durch Innovationen im sozialen Umfeld” (z.B. neue Praxisarten oder Produktionsweisen) hervorgerufen werden; J. Link, Über ein Modell synchroner Systeme von Kollektivsymbolen … a.a.O., S. 85
vgl. ebd., S. 85
Paul Weh (Vorsitzender des Ortsausschusses der Kölner Gewerkschaften), Die Gewerkschaften und die deutsche Wirtschaft. Vortrag auf einer Veranstaltung der Kölner Gewerkschaften am 24.3.1948; in: Gewerkschaftliche Vorstellungen über dte Neuordnung in Wirtschaft und Gesellschaft. Sammlung von Broschüren und hektographierten Manuskripten aus den Jahren 1947—1949, o.O., oJ., S. 2-14, hier S. 13. Fundstelle: IG Metall Archiv Frankfurt/M.
J. Link, Über ein Modell synchroner Systeme von Kollektivsymbolen…, a.a.O., S. 69
ebd., S. 70
vgl. J. Link, Die Struktur des Symbols in der Sprache des Journalismus, a.a.O., S.205
vgl. ebd., S.220
hier. Kuno Brandel, Zwischenbilanz des Kampfes um die Montanmitbestimmung; in: METALL Nr. 3 vom 7.2.1951, S. 2; Hervorhebung von mir, BK.
Diese Aussage taucht in verschiedenen Reden Böcklers und Fettes auf.
F. Tarnow, Kapitalistische Wirtschaftsanarchie und Arbeiterklasse, a.a.O., S. 50. Hervorhebungen von mir, BK
vgl. dazu ausführlich Abschnitt 3.1.1 im zweiten Teil dieser Arbeit
Ch. Fette, Rede auf dem 1. außerordentlichen Bundeskongreß des DGB vom 22.-23.6.1951, Protokoll, Köln 1951, S. 143-151, hier S. 147
METALL Nr. 7 vom 2.4.1952, S. 3
METALL Nr. 11 vom 285.1952, S. 2
METALL Nr. 7 vom 2.4.1952, S. 1
METALL Nr. 11 vom 28.5.1952, S. 2
ebd., S. 2
ebd., S. 2
METALL Nr. 3 vom 6.2.1952, S. 1
ebd., S. 1
METALL Nr. 7 vom 2.4.1952, S. 1
ebd., S. 3
METALL Nr. 10 vom 145.1952, S. 1
ebd.,S.l
METALL Nr. 7 vom 2.4.1952, S. 1
METALL Nr. 11 vom 285.1952, S. 2
ebd.,S.2
ebd., in beiden METALL-Ausgaben
METALL Nr. 11 vom 285.1952, S. 2
METALL Nr. 10 vom 145.1952, S. 1
METALL Nr. 11 vom 285.1952, S. 2
vgl. dazu: H.P. Kasper, J. Link, Kann man die Diskurstaktik’ spieß umdrehen’ auf Türkenwitze anwenden? in: kultuRRevolution Nr. 1, Oktober 1982, S. 63–67
Zur Eröffnung der Kampfmaßnahmen hatten die Gewerkschaften einen dreitägigen Druk-kerstreik durchgeführt, der sich als taktischer Fehler erwies, da er auch in der Öffentlichkeit abgelehnt wurde.
Zum Thema ‘Klassenkampf von oben’ vgl. ausführlich Abschnitt 3.1.3 im zweiten Teil dieser Arbeit.
METALL Nr. 11 vom 28.5.1952, S. 2
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Kehm, B.M. (1991). Der Formationsprozeß. In: Zwischen Abgrenzung und Integration. Kulturwissenschaftliche Studien zur deutschen Literatur. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83637-3_5
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