Skip to main content

Reflexionen Über das Alltägliche

  • Chapter
Book cover Materialien zur Soziologie des Alltags

Zusammenfassung

Beginnen wir mit der Frage, welche Elemente der sozialen Wirklichkeit wir als alltägliche bezeichnen. Die erste Assoziation, die sich uns als Antwort stellt, ist, daß das, was Tag für Tag passiert, alltäglich ist. Jedoch schon die nächste Assoziation wird uns sagen, daß doch auch die außergewöhnlichen Ereignisse, die unmäßig selten auftreten, ebenfalls an diesen Tagen sich ereignen. Gehen wir also dem Lauf solcher Gedanken-gänge nach, dann kommen wir zu einigen Gegenüberstellungen. Mit Alltäglichkeiten verbinden wir in unserer Vorstellung vor allem den Arbeitstag, der gegenüber dem Feiertag ein gewöhnlicher Tag ist. Diese Unterteilung existiert fast in allen Kulturen, die wir auf unserem Erdball antreffen; unterschieden wird hier der Alltag, der sündige oder geradezu der unreine Tag vom heiligen, der der Gottheit oder anderen transzendentalen Kräften geweiht ist. Der Alltag ist ein menschlicher Tag und menschlichen Angelegenheiten geweiht, es ist ein Tag der Betriebsamkeit und Mühen, ein Tag, an dem man den Trieben unterliegt, den Ambitionen, Verlangen und Neigungen; dagegen ist der heilige Tag ein göttlicher Tag, geweiht dem geistigen Verlangen,sich zu offenbaren, geweiht durch das Streben zu Gott und somit dem Alltag gegenübergestellt. Am heiligen Tag regiert in uns der „starke Wille“, am Alltag das „schwache Fleisch“. Feiertage sind in der Minderzahl. Vielleicht leitete man aus dem Vertrauen in die Macht des Geistes ab, daß eine geringe Anzahl der Feiertage ausreicht; vielleicht ist es aber auch die einfache Notwendigkeit der Erhaltung des Lebens und das Streben nach Befriedigung wachsender Bedürfnisse, welche eine Begrenzung der Anzahl der Feiertage und die Umgestaltung ihres Charakters bewirkten. Im Laufe meines Lebens, wenn ich die Art und Weise vergleiche, wie meine frommen Eltern den Sonntag verbrachten und wie er heute verbracht wird, sehe ich, wie sehr der Feiertag dem gewöhnlichen Wochentag ähnlich wurde. Es verschwindet also in Europa, und das in seinen beiden Teilen, der Unterschied zwischen Wochentag und dem Feiertag; die Bedeutung der „Sündhaftigkeit“ des Wochentages geht verloren und an die Stelle des Unterschiedes zwischen dem Tag des „Sündigens“ und dem „heiligen“ Tag kommt immer stärker die Unterscheidung zwischen Werktag und dem Tag der Erholung.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Authors

Editor information

Kurt Hammerich Michael Klein

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1978 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

Szczepański, J. (1978). Reflexionen Über das Alltägliche. In: Hammerich, K., Klein, M. (eds) Materialien zur Soziologie des Alltags. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83603-8_13

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83603-8_13

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-11478-1

  • Online ISBN: 978-3-322-83603-8

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics