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Der Blick auf die Kulissen der Institutionen: Zusammenschau und Folgerungen

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Institutionalisierung psychosozialer Versorgung
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Zusammenfassung

Was in diesem Kapitel geschieht, ist nichts grundsätzlich Neues. Es geht uns vielmehr um eine kurze Rekapitulation des Vorgehens und eine Zusammenfassimg und Pointierung der Ergebnisse in einem Vergleich der Institutionen (1).

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Notes

  1. In Erinnerung zu rufen ist dabei, daß es in der gesamten Arbeit — und das gilt eben auch hier — nicht um eine Effektivitätsprüfung der Arbeit in psychosozialen Institutionen geht.

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  2. Cicourel spricht hier von einem “Gespür von sozialer Ordnung” oder einem “Sinn für soziale Strukturen”, in dem die Handelnden handeln und der im Verlauf von Sozialisationsprozessen erworben wird. Vgl. Cicourel 1973 u. 1975, S. 13ff.

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  3. Zur Verbindung von Interpretationsverfahren und Oberflächenregeln vgl. ebenfalls Cicourel 1975, S. 28ff.

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  4. Hier sind “Basisregeln” und “normative Regeln” sozialer Interaktion insofern ineinander verwoben, als “Basis-und interpretative Regeln (…) die Interaktionsfolge (die Basis für soziale Ordnung) (steuern R.G.) und (…) die Bedingungen (schaffen R.G.) für die Bewertung und Erzeugung von Verhaltensdarstellungen, die der Forscher als angemessene Status-und Rollenattribute oder als ein entsprechendes Verhalten bezeichnet. Die Verbindung von Basisregeln und Oberflächen-(normativen) Regeln schafft eine Grundlage für aufeinander abgestimmte Interaktionen, die wir soziale Strukturen nennen” (Cicourel 1973, S. 185). Verfügen die Handelnden nicht über die Basisregeln sozialer Interaktion, brechen Situationen in ihrer Sinnhaftigkeit i.d.R. zusammen; d.h. die Handelnden sind nicht in der Lage, jenen “Sinn von sozialer Struktur” im Verlauf wechselnder sozialer Situationszusammenhänge aufrecht zu erhalten und sich darin auf die institutionenspezifischen “Oberflächenregeln” (Normen) zu beziehen. “Die Basisregeln verschaffen ein Gespür von sozialer Ordnung, das für die Existenz oder das Aushandeln und den Aufbau einer normativen Ordnung (für Konsens oder geteiltes Einvernehmen) fundamental ist. Beide Arten von Ordnung stehen ständig miteinander in Interaktion und es wäre absurd von der einen zu sprechen, ohne die andere zu nennen” (a.a.O., S. 173).

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  5. Die Notwendigkeit einer aktiven Mitwirkung der Betroffenen in allen personengebundenen Dienstleistungen hat auch Parsons 1968 herausgestellt. Vertieft wurde dies durch Badura/Gross (1977) und Gross (1983, S. 50ff.). Umso erstaunlicher ist es, daß sich die Literatur überwiegend auf die dienstleistenden Professionen bezieht; der Klient als “Mitproduzent sozialer Dienstleistungen” (Gross 1983, S. 80) kommt nach wie vor kaum in den Blick.

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  6. Im folgenden müßte zwischen “Kompetenz”, “Performanz” und “Performanzkapazität” begrifflich sauber geschieden werden (vgl. Schütze 1973a). Dies erweist sich aber als faktisch nicht durchführbar, ganz abgesehen davon, daß ein Begriff wie “Performanz-kapazitätsstruktur der Person” zumindest “unschön” ist. Das Problem ist aber komplexer: in dem Moment, in dem wir Aussagen über das Verhältnis von Kompetenz und Performanz(kapazität) von Personen machen, betreten wir tendenziell eine diagnostische Ebene, die wir die ganze Arbeit hindurch gezielt und bewußt zu vermeiden suchten; als Beispiel: fehlt Bewohnern der Übergangseinrichtung die Kompetenz als Gattungswesen zur Zubereitung von Mahlzeiten oder ist ihre Performanzkapazität in diesem Bereich mangelhaft oder kaum entwickelt? Insofern bleiben wir im folgenden bei den Begriffen der “Handlungs-” und “Interaktionsfähigkeit”, die auch als “Kompetenz” angesprochen wird; damit entsprechen wir einem in der Literatur zu diesem Feld durchaus üblichen Begriffsgebrauch.

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  7. Hier liegt jedoch nicht das Zentrum der Fragestellung und insofern bleibt der Blick auf die institutionenspezifischen Vorgaben marginal; vgl. dazu aber die in Kap. 1.3 und 2.2 genannte Literatur.

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  8. Der Professionalisierungsbegriff wird hier nicht weiter vertieft; vgl. dazu meine Literaturaufarbeitung in: Gildemeister 1983 sowie Gildemeister/Robert 1987.

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  9. Dennoch ist zu konstatieren, daß vor allem im sog. “rehabilitativen Bereich” der Sozialpsychiatrie die Semiprofession der Sozialarbeit/-pädagogik stärker vertreten ist, vor allem hier eine Öffnung des klassisch medizinischen Bereichs der Psychiatrie gegenüber neuen Berufsgruppen erfolgt ist. Damit verbunden ist, wie in 1.3 ausgeführt, ein Behandlungsverbot der sozialpsychiatrischen Einrichtungen dieses Bereichs, ohne daß eine objektivierbare Abgrenzung möglich wäre, wann und wo “Behandlung” beginnt und endet.

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  10. Diese Dimensionen sind in den obigen detaillierten Institutionenanalysen angelegt, sind dort jedoch etwas anders geordnet. Dies ist eine Folge der materialimmanenten Rekonstruktion der einzelnen Institutionen als “Fall”, in der nicht von vornherein auf “Vergleichbarkeit” abgestellt wurde, da damit zu starke Konsistenzzwänge verbunden gewesen wären, und u.U. die Typik der Institutionen nicht klar genug herausgearbeitet hätte werden können.

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  11. Das Verhältnis von Handeln und Erleiden im Krankheitsverlauf wird vor allem bei Schütze 1981 u. 1984 thematisch; im Erleiden geht es um jenen Reichweiteverlust von Handlungsschemata, der den biographischen Entwurf des Kranken nachhaltig beschränkt. Hier werden “Verlaufskurven” — “Fallkurven” — wirksam, die progressiv den Möglichkeitsraum für Handlungsaktivitäten durch die Aufschichtung “heteronomer” Aktivitätsbedingungen einschränken, i.e. besondere Ereigniskonstellationen, die vom Betroffenen nicht kontrolliert werden können (Schütze 1981, S. 25).

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  12. In dieser “Bedürfnishierarchie” wird — kurzgefaßt — davon ausgegangen, daß erst dann, wenn grundlegende Bedürfnisse befriedigt sind, sich Bedürfnisse auf einer nächst höheren Stufe entfalten. Die Hierarchie ist so angelegt, daß sie sich von biologischen Grundbedürfnissen (Nahrung, Schlaf, Sexualität) über den Bereich sozial-emotiver Bedürfnisse bis hin zu “transzendentalen” Bedürfnissen erstreckt. Vgl. Mas-low 1973.

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  13. Vgl. dazu Jervis 1978, Chiompi 1981 u. 1982; zu den Differenzen innerhalb der psychoanalytischen Theorie zur Therapie von Psychosen: Mentzos 1986. Der Grad der Expliziertheit professioneller Therapie ist in den Institutionen allerdings unterschiedlich; in der ÜE bestehen eher eklektische Konzepte “stützender Psychotherapie” auf der Grundlage medizinisch-psychiatrischer Kategorisierungen (Diagnosen), in der TK eine psychoanalytisch orientierte Psychotherapie auf der Grundlage medizinisch-psychiatrischer und psychodynamischer Diagnostik, in der PK die “humanistische Psychologie”. Auch auf der Ebene der Professionellen laufen institutionenspezifische Selektionsprozesse ab: man rekrutiert Personen ins Team, die zu der jeweiligen Ausrichtung “passen” — ein Zitat aus der ÜE: “Also jemand, der grad Antipsychiatrie in der Ausbildung gemacht hat, den können wir hier nicht brauchen” oder eines aus der PK: “Also ein Psychoanalytiker kommt hier nicht rein”.

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  14. Für die ÜE bedeutet das als implizite Orientierung z.B.: “Bei den Leuten, die wir kriegen, kann man eh nichts anderes machen, als zu versuchen, den Alltag aufrecht zu erhalten”, d.h. man beschränkt sich per definitionem auf eine Minimalregulierung.

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  15. Hierfür sind vor allem die Interviews eine äußerst ergiebige Quelle, in denen die Betroffenen ihre eigene Prozessierung schildern. Diese systematisch auszuwerten hätte jedoch ein anderes Projekt bedeutet.

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  16. Ohne dies methodisch-systematisch am Material belegen zu können, scheint der Institutionentyp “Tagesklinik” hier eine Art “Mittelstation” oder auch Karriere-Schalt-Station zu sein. Von hier aus gehen Patienten (mit einem entsprechenden Zeitabstand) entweder den Weg weiter in den Institutionentyp “psychosomatische Klinik” oder den Weg in die Psychiatrie-Appendices wie Übergangseinrichtung und/oder Wohnheim.

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  17. Daß dies keine notwendige Relation ist, machen vor allem die kulturvergleichenden Untersuchungen im Rahmen der Ethnopsychiatrie deutlich: “Psychische Auffälligkeit” ist dort nicht notwendig mit einer Defizitkonstruktion bzw. Defizitbestimmung verbunden, wo ihr eine soziale Funktion zukommt, wie z.B. im Fall des “Schamanen”, der — gemessen an den psychiatrischen Kategorien in westlichen Gesellschaften-immer wieder “psychotische Episoden” durchlebt (Vgl. Devereux 1974, S. 36ff.). Dabei sei an dieser Stelle kurz auf eine Problematik hingewiesen, daß Devereux nämlich zwar die “Psychose” und die ihr implizite Desozialisierung als einen sozialen Prozeß analysiert, d.h., daß eine Entsprechung zu den Vorstellungen und Verhaltensweisen in einer Gesellschaft besteht. Gleichzeitig aber arbeitet er mit der konventionellen psychiatrischen Nosologie, universalisiert diese. Die Positition: “Man kann jedem Kranken ein konventionelles diagnostisches Etikett zuweisen, ganz gleich, welche Form der psychiatrischen Störung er in einer gegebenen Kultur aufweist” (a.a.O., S. 35) läßt den Verdacht einer ethnozentrischen Argumentation entstehen.

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  18. Der mögliche Aufschaukelungsprozeß, der darin liegt, wird insbesondere dann deutlich, wenn (auch) die Professionellen resignieren und sich auf einen Minimalkonsens (“immer noch besser als die Psychiatrie”) und eine Minimalregulierung reduzieren, so daß für den einzelnen Betroffenen immer weniger Chancen bestehen, sich mit seinen spezifischen Problemen in die institutionell vorgegebene Situation hinein zu verstehen, hier ein Entsprechungsverhältnis zu finden oder herzustellen. Jervis nennt dies: “Heilung durch Verzicht” — einen “Verzicht auf das Leben” (Jervis 1978, S. 167).

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  19. Diese haben, wie gesagt, einen jeweils unterschiedlichen Explizierungsgrad (vgl. Fn. 15); am stärksten sind professionelle Deutungssysteme und “praktische Sozialanthropologie” in der PK vermittelt, weil hier die Basisideologie der “Ganzheitlich-keit” bzw. die Grundannahmen der humanistischen Psychologie selbst schon explizit eine Art “praktische Sozialanthropologie” darstellen.

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  20. Die Frage, wie es zu den unterschiedlichen Fokussierungen kommt, liegt wiederum jenseits der rekonstruktiven Analyse; hier spielen professionelle Theorien zur Krankheitslehre und die Therapiekonzeptionen sicherlich eine Rolle, ebenso auch die “Ziel-definitionen” in der Institution. In keinem Fall besteht hier jedoch m.E. eine lineare Beziehung.

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  21. Dies wäre natürlich nur auf der Grundlage eines Experiments zu überprüfen, z.B. in der Rosenhanschen Anlage (1973, 1979); in einem “Denkexperiment”, in dem man einen “typischen” Patienten der PK in die ÜE versetzen würde (z.B. einen 35-jährigen Lehrer, depressiv, suizidgefährdet), läßt sich annehmèn, daß dieser als einzelner vermutlich entweder resigniert oder aber eine Kontra-Haltung zur Institution einnimmt und diese so schnell wie möglich wieder verläßt. Ein umgekehrtes Denkexperiment ist schwieriger, da ein “typischer” Bewohner der ÜE vermutlich nur sehr selten die Aufnahmebedingungen der PK erfüllt, d.h. er fällt durch das Selektionsraster hindurch.

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  22. Jede Institution hat, wie gesagt, ihr “ideales Klientel” und “andere”. Diese anderen stellen die “Schnittmenge” dar, die potentiell zwischen den Institutionen verschiebbar ist — hier liegt auch das Risiko von “Fehlzuweisungen”. Tauschte man die gesamte Klientel der Institutionen untereinander aus, würden sich die vorgefundenen Strukturen vermutlich nicht in der beschriebenen Weise reproduzieren, sondern “anders”. Genau dies aber entzieht sich einer systematischen Überprüfung. Im Falle einer “Fehlzuweisung” kommt der-/diejenige als Einzelperson in die Institution und findet seinen/ihren Platz hier in eben jener “Schnittmenge”. Darin kann er/sie vergleichsweise problemlos in die Institution integriert werden. Und damit wird nicht nur die Person integriert, sondern es gerät das Risiko der “Fehlzuweisung” selbst aus dem Blick. Grundsätzlich besteht natürlich die Möglichkeit, die jeweilige Institution zu verlassen — genau dies wird jedoch dann schwierig, wenn keine Alternative besteht (außer der Psychiatrie).

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  23. Dies bedeutet, wie oben ausgeführt, nicht, daß sich eine Art subkulturelle “Schattenstruktur” entwickelt, in der die institutionelle Welt mit der eigenen als Klienten/Patienten verkoppelt wird. Es bleibt bei jeweils individuellem “Unterleben” und/oder individueller “Abweichung”.

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  24. Dies gilt für die ÜE etwas anders: hier besteht zum einen keine so ausgeprägte zeitliche Strukturierung, daß von einer “Schlußphase” gesprochen werden kann (vgl. 4.1.43), zum anderen ist der Handlungszusammenhang selbst auf weitere Prozessierung hin ausgerichtet.

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  25. Diese mögen uns vielfach “unverständlich” erscheinen, der Hinweis, daß in jeder Bedürftigkeit und in jedem Leiden nicht nur eine Vorstellung davon ist, “daß etwas fehlt”, sondern auch “wie es besser sein könnte” ist von Brumlik/Keckeisen 1976 als “utopischer Gehalt” angesprochen worden: “Die Vorstellungen, Träume und Entwürfe, die das Daseiende auf eine bessere, erfülltere Lebenspraxis, auf’ noch ungewordene Möglichkeit’ (…) hin überschreitet, die auch und gerade dasjenige in sich trägt, was gesellschaftlich als Abweichung und Hilfsbedürftigkeit gilt” (a.a.O., S. 254).

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  26. Mit dieser Bestimmung verhalten wir uns wiederum in dem Sinne “neutral” zu psychiatrischen Klassifikations-und Erklärungsmustern, daß wir sie selber nicht verwenden. Es geht uns um die Analyse von Institutionalisierungsformen, und in diesem Rahmen um das Verstehen sozialen Handelns, unabhängig davon, wie die Handelnden psychiatrisch diagnostiziert sind. D.h. aber nicht, daß wir nicht prinzipiell der Meinung sind, daß die Soziologie einen durchaus eigenständigen Beitrag auch zur Entstehung und zum Verlauf psychischer Störungen leisten kann. Vgl. dazu auch Hildenbrand u.a 1984.

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  27. Schon Durkheim hat 1897 in seiner Untersuchung des Selbstmords den Grad sozialer Integration als “soziale Gründe” für die Selbstmordraten in den Mittelpunkt seiner Selbstmord-Typologie gestellt: “egoistischer”, “altruistischer”, “anomischer” Selbstmord verweist auf Art und Grad sozialer Konhäsion der Gruppen, an denen das Individuum partizipiert (vgl. Durkheim 1973).

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  28. Zu einer übersichtlichen Darstellung dieser Dimensionen vgl. Rubbert 1987, S. 115; sie integriert hier Arbeiten aus der kognitiven Entwicklungspsychologie, Arbeiten zum Erwerb der Grundqualifikationen des Rollenhandelns und Arbeiten aus der psychoanalytischen Entwicklungslehre.

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  29. Dies ist ein möglicher Ausdruck; im Kap. 1.2 wurde aufgewiesen, daß diese Reaktionsform selbst auf sozialkulturelle Muster zurückzuführen ist, erst auf dem Hintergrund des Ideals der “autonomen Ich-Identität” die Reaktionsform psychischen Leidens zur “normalen Abweichung” wird.

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  30. Der Bezug zwischen Voluntarismus und “modernem Individualismus” ist vor allem in Max Webers Ausführungen “Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus” hergestellt, in denen die “Sekten” als ein “voluntaristischer Verband” zur “Züchtung” bestimmter, persönlicher “Qualitäten” gekennzeichnet sind (Weber 1920, S. 234). Im Rahmen dieser voluntaristischen Verbände muß das Individuum sich permanent bewähren, nachweisen, daß es über eben jene persönlichen “Qualitäten” verfügt. “Die asketische Konventikel-und Sektenbildung (…) bildete einen der wichtigsten geschichtlichen Grundlagen des modernen’ Individualismus’” (Weber 1920, S. 235).

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  31. Der Terminus “Drift” ist der Soziologie abweichenden Verhaltens entlehnt, hier aber auf einen anderen Zusammenhang bezogen. Vgl. Matza 1964.

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  32. So Garfinkel über Grundannahmen im Rahmen der Soziologie strukturfunktiona-listischer Prägung und Habermas über Garfinkel.

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  33. Diesbezüglich kann die soziologische Analyse sicherlich einiges von der Psychoanalyse lernen. Ein Versuch der Integration in: Lorenzer 1970 u. 1970a, Horn u.a. 1983 u. 1984.

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  34. Zur Kategorie der “Gemeinschaft” vgl. oben Kap. 2.1.

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  35. Eine Kritik an Webers Konzept des sozialen Handelns, die auf weite Bereiche soziologischer Gesellschaftstheorien anwendbar ist, wird von Hochschild formuliert: vgl. Hochschild 1975, S. 284f.

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  36. Einen Überblick über die “soziale Dimension der Gefühle” bzw. ihre Abhandlung in verschiedenen soziologischen Ansätzen findet sich in Kahle 1981. Ein neuerer Versuch stammt von Denzin 1984, nach Abschluß dieser Arbeit erschien Gerhards 1988.

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  37. Die Begriffe “Wesenwille” und “Kürwille” als Pendant zu “Gemeinschaft” und “Gesellschaft” sind einmal in ihrem ontologisierenden Charakter problematisch, zum anderen aber in dem faktischen Ausschluß “negativer”, destruktiver Gefühle. Die “Verträglichkeit” von Grundannahmen von Tönnies zu der Sozialpsychologie Meads sind bei Cahnmann (1981) herausgearbeitet; dieser Rezeption folgen wir auch hier. Dennoch ist nicht zu übersehen, daß Tönnies in sehr viel stärkerem Maße als Mead von einem “Naturwesen” Mensch ausgeht, die “soziale Konstruktion” der Person in seiner Argumentation kaum Gewicht hat. Vgl. dazu Zander 1985, S. 180f.

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  38. Badura (1985) kennzeichnet diese “psychosozialen Lebensgrundlagen des Menschen” folgendermaßen: “Die Befriedigung psychosozialer Grundbedürfnisse nach Zugehörigkeit, Zuwendung und Anerkennung, im Ergebnis also das Gefühl einer sinnvollen und emotional befriedigenden Teilhabe am Alltagsleben, hängt — da ist der Forschungsstand mittlerweile recht eindeutig — vor allem anderen ab von der Stabilität und von der praktischen und psychosozialen Leistungsfähigkeit sozialer Netzwerke, innerhalb derer sich unsere Persönlichkeit und soziale Identität entwickelte und innerhalb derer wir mit unseren kleinen und großen Lebensproblemen fertig werden müssen. Stabilität und Leistungsfähigkeit sozialer Netzwerke einer Gesellschaft sind ihrerseits bedingt u.a. durch die traditionellerweise gehegte, d.h. kulturell geprägte Wertschätzung sozialer, insbesondere familiärer Beziehungen, durch soziale Mobilität erzwingende sozioökonomische Entwicklungen, durch die Vielfalt der dem einzelnen sich eröffnenden Optionen (…) sowie durch Umfang und Qualität sozialpolitischer Einkommen-und Dienstleistungen. Insbesondere in persönlichen Krisensituationen (…) aber auch bei der normalen Bewältigung alltäglicher Probleme und Belastungen, bildet die Stabilität sozialer Beziehungen und die Supportivität sozialer Interaktionen die wichtigste Voraussetzung für das seelische und vermutlich auch das körperliche Wohlbefinden jedes einzelnen” (Badura 1985, S. 345).

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  39. Vgl. dazu wiederum die Arbeiten von Hochschild 1975 u. 1979, sowie Denzin 1984, S.146.

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  40. Zu diesem Typus “moralischen Bewußtseins” vgl. Gilligan 1984, von ihr hier als der Typ moralischen Bewußtseins gekennzeichnet, der vor allem in der und für die Entwicklung von Frauen typisch ist.

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  41. Der entsprechende Titel von M. Selvini Palazzoli u.a. (1985) “Hinter den Kulissen der Organisation” bezieht sich indes auf eine Weiterentwicklung (und Übertragung) der systemtheoretischen Familientherapie an (und auf) Organisationen.

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  42. Schmidbauer, selbst Psychoanalytiker, schreibt vor dem Hintergrund seiner Supervisionserfahrungen kritisch: “Er (der Helfer R.G.) hat nicht nur die Macht (oder bildet sie sich ein), Beziehungen auch dann noch zu beeinflußen, wenn eine zweckrationale Grenze deutlich wird, sondern er ist auch nicht geübt, die für eine solche Grenzziehung notwendigen Versagungen zu ertragen. Er wird es beispielsweise als sehr schmerzlich empfinden, wenn sich ein Gesprächspartner enzieht (…). Für den Intimitätsarbeiter ist dieser Rückzug ein Ausdruck von persönlichem Versagen (…) er wird zum Beispiel lieber einen Streit einleiten, eine heftige Zurückweisung provozieren, als eine schlichte Absage hinnehmen. Er findet sehr viel mehr Gründe und Hintergründe, warum eine Beziehung nicht so weitergeht, wie er es will — und damit auch mehr Anlässe zu Vorwürfen und Kritik. Vernunft wird Unsinn, Wohltat zur Plage, wenn Beziehungsinstrumente, die ein therapeutisches Bündnis voraussetzen, angewendet werden, um sachlich begründete Differenzen auszutragen” (Schmidbauer 1983, S. 74).

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Gildemeister, R. (1989). Der Blick auf die Kulissen der Institutionen: Zusammenschau und Folgerungen. In: Institutionalisierung psychosozialer Versorgung. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83601-4_6

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