Zusammenfassung
Begriff. — Der Begriff K. (Gegensatz: Divergenz) bedeutet allgemein „Annäherung“. Er erhält seine besondere Bedeutung durch die Einordnung in spezielle wissenschaftliche Systematiken (Biologie, Meereskunde, Mathematik, Medizin, Völkerkunde), in denen die Anwendung des Begriffs K. eine berechtigte wissenschaftliche Tradition hat. 2.1.1. Auf die sozioökonomische und politische Einordnung des Begriffs K. hat die inhaltliche Bestimmung der K. in der Biologie die stärkste Anziehungskraft ausgeübt. In diesem Umkreis bezeichnet K. die Erscheinung, daß systematisch entfernte Lebewesen auf Grund gleichartiger ökologischer Anforderungen „konvergente“ Organe ausgebildet haben, die sich durch gleiche Funktionsabläufe auszeichnen (z. B. Stridulationsorgane, die bei den unterschiedlichsten Gattungen einen gleichen Aufbau aufweisen). Die Übertragung der Komparabilität „konvergenter“ Organe auf die Erklärung von gesellschaftlichen Strukturen und Entwicklungstendenzen wurde durch den Einbruch organologischer und morphologischer Betrachtungsweisen in die Sozialwissenschaften vorbereitet, der dazu beitrug, Sozialordnungen als Realisierung eines Leistungsplans zu interpretieren, d. h. eine funktionale Finalität sozialer Koordination, sozialen Wandels und sozialer Differenzierung als Vermittlung einer industriellen Reichtumsvermehrung zu unterstellen. Die Evolution zur Industriegesellschaft schien einerseits die Bedingung der gleichen ökologischen Umwelt zu erfüllen und andererseits universelle und invariante soziale Elemente und Institutionen hervorzubringen, die als „konvergent“ definiert werden konnten. Das ermöglichte erst — analog zur Biologie — nach den ökologischen Bedingungen und gleichen Funktionsabläufen industriell hochorganisierter Gesellschaften zu fragen. Der K.begriff transformierte sich zu einem sozialen Struktur- und Epochenbegriff, der die Basis unterschiedlicher Varianten der K.theorie wurde.
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Literaturhinweise
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Bress, L. (1973). Konvergenz (K.). In: von Eynern, G. (eds) Wörterbuch zur politischen Ökonomie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83587-1_36
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