Zusammenfassung
Information ist die wohl älteste und wichtigste Funktion der Medien, ja vermutlich wurden Medien wegen dieser und für diese Funktion erst geschaffen. Sie war auch schon sehr früh Gegenstand der empirischen Kommunikationsforschung. Dabei orientierte man sich lange Zeit an einem Modell, das den Kommunikator und seine Informationsabsichten in den Mittelpunkt des Interesses stellte. Geprüft wurde, ob publizierte Informationen, die vor dem Hintergrund einer bestimmten Norm positiv oder negativ bewertet sind, vom Publikum wahrgenommen und verstanden wurden. Dies ist zwar eine nach wie vor legitime, aber nicht die einzige Perspektive. Als man in den sechziger Jahren den „aktiven Rezipienten“ in der Forschung wiederentdeckt1 hatte, richtete sich das Interesse sehr bald neben den bekannten Selektions- bzw. Vermeidungsstrategien auch auf die konstruktiven, ja kreativen Informationsverarbeitungsprozesse beim Publikum. Es begann mit den sogenannten „Neugier- oder Erregungstheorien“ (vgl. z.B. Berlyne 1960) und mündete in die sogenannten „Information-processing-approaches“ (vgl. z.B. Schroder, Driver und Streufert 1967). Der aktive Rezipient war hier nicht nur eine selektiv registrierende, sondern eine produktiv transformierende Instanz. Einflüsse für diese theoretische Neuorientierung kamen insbesondere aus der kognitiven Psychologie, später teilweise auch aus der theoretischen Linguistik. Dort hatten sich konstruktivistische Strömungen entwickelt, die sich als theoretische bzw. philosophische Grundlage auf Autoren wie Frederic C. Bartlett, Ulric Neisser, Humberto R. Maturana oder Paul Watzlawick beriefen.
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Literatur
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Früh, W. (1989). Semantische Struktur- und Inhaltsanalyse (SSI). In: Kaase, M., Schulz, W. (eds) Massenkommunikation. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Sonderhefte, vol 30. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83571-0_31
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Print ISBN: 978-3-531-12103-1
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