Zusammenfassung
Dem Journalismus eine Kontrollfunktion zuzuschreiben, gehört zur herrschenden Lehre in allen demokratietheoretisch argumentierenden Analysen über das Verhältnis zwischen Medien und Politik. Vor allem in der Metapher von der Publikative als „Vierter Gewalt“ ist diese Sichtweise populär geworden — bei Festrednern, die es mit den Medien gut meinen, ebenso wie bei Bedenkenträgern, die glauben, vor der Macht der Medien warnen zu müssen. Erstaunlicherweise gibt es trotz dieser scheinbar hohen Wertschätzung der politischen Kontrollfunktion der Massenmedien nur vereinzelte Analysen und überhaupt keine empirischen Untersuchungen (vgl. Friedrich 1977). Im Gegenteil ist die umgekehrte Perspektive in den vergangenen Jahren zum Ausgangspunkt empirischer Forschung geworden, ausgehend von einem steuerungstheoretischen Ansatz, wie er sich zuerst bei Karl W Deutsch findet.1 Die Annahme, daß Parteien und Staat versuchen würden, die politische Kommunikation zu kontrollieren, und daß ihnen dies zumeist gelingt, wurde in immer zahlreicheren Untersuchungen bestätigt (vgl. Langenbucher und Lipp 1982). Gegenthesen dazu sind dagegen bislang über kulturkritische Spekulationen nicht hinausgekommen (vgl. Oberreuter 1985).
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Deutsch, Karl W.: Politische Kybernetik. Modelle und Perspektiven, Freiburg i. Br. 1969.
Friedrich, Ingo: Die politische Kontrollfunktion des Massenkommunikationssystems im Rah-men der in einem demokratisch verfaßten politischen System sich vollziehenden Kontroll-prozesse, Nürnberg 1977.
Gerlich, Peter: Liberalismus. Chancen und Grenzen in üsterreich, in: Sozialwissenschaftliche Rundschau, Heft 4, 1988.
Haller, Michael: Recherchieren. Ein Handbuch für Journalisten, München 1987.
Langenbucher, Wolfgang R., und Wolfgang Lipp: Kontrollieren Parteien die politische Kommunikation?, in: Joachim Raschke (Hrsg.), Bürger und Parteien. Ansichten und Analysen einer schwierigen Beziehung, Bonn 1982.
Mantl, Wolfgang: Demokratie und Kontrolle, in: politicum. Josef-Krainer-Haus-Schrif ten, Heft 41, IX, 1989.
Melzer, Holger: Nachrichtenmagazine als Kontrollorgane ü Korruption und ihre Aufdeckung in üsterreich am Beispiel von profil, Magisterarbeit an der Universitüt München, München 1984.
Muzik, Peter: Die Zeitungsmacher, Wien 1984.
Oberreuter, Heinrich: übermacht der Medien: Erstickt die demokratische Kommunikation?, Zürich 1982.
Pichocinski, Nicole: Investigativer Journalismus in üsterreich üMüglichkeiten und Grenzen kritischer Berichterstattung am Beispiel des üFalles Androsch“. Diplomarbeit, Universitüt Wien, Wien 1989.
Staudacher, Irmgard: Kontrollfunktion und Kontrollpotential eines kritischen Nachrichtenmagazins in üsterreich. Wirtschaftsaffairen in profil und ihre Folgen. Zehn deskriptive Konsequenzanalysen zu Fallstudien der profil-Wirtschaftsberichterstattung aus den Jahren 19811985, Diss. phil. Universitüt Wien, Wien 1989.
Worm, Alfred: Funktioniert die Finanzkontrolle in üsterreich, in: politicum, Josef-Krainer-HausSchriften, Heft 41, IX, 1989.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1989 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Langenbucher, W.R., Staudacher, I. (1989). Journalismus als Komplementärinstitution Politischer Kontrolle. In: Kaase, M., Schulz, W. (eds) Massenkommunikation. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Sonderhefte, vol 30. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83571-0_12
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83571-0_12
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-12103-1
Online ISBN: 978-3-322-83571-0
eBook Packages: Springer Book Archive