Modernisierung und Transformation der Gesellschaft in Frankreich nach 1945: Die Rolle der „Modernisten“

Zusammenfassung

Durch Gilbert Zieburas Arbeiten über Frankreich zieht sich wie ein roter Faden ein Grunddilemma dieser Gesellschaftsformation in Form zweier bis heute ungelöster Strukturprobleme: der permanente Entwicklungsrückstand (mit dem Effekt der untergeordneten Stellung in der internationalen Arbeitsteilung) und das Spannungsverhältnis von Staat und Gesellschaft, die Kluft zwischen “pays réel” und “pays légal” oder (in der von Ziebura aufgegriffenen Terminologie Gramscis gesagt:) das Auseinanderfallen von politischer und ziviler Gesellschaft (vgl. zuletzt Ziebura 1987; 3). Um ein Dilemma handelt es sich dabei insofern, als sich jeweils eines der beiden Strukturprobleme als ein wesentliches Hindernis für die Lösung des anderen erwiesen hat. An Versuchen der Überwindung dieses Dilemmas mit Hilfe von Strukturreformen hat es dabei wahrlich nicht gefehlt. Ginge es dabei um die ökonomische Modernisierung zum Aufholen des Entwicklungsrückstandes, so hingen diese Projekte meist gesellschaftspolitisch “in der Luft” bzw. stießen auf den Widerstand wichtiger gesellschaftlicher Fraktionen. Sollte umgekehrt eine soziale Modernisierung initiiert werden, so erwiesen sich sowohl die rückständigen Sektoren wie die außenwirtschaftliche Verletzlichkeit als eine wirksame Schranke.