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Zur Jüngeren Marxistischen Sozialgeschichte

Eine kritische Analyse unter besonderer Berücksichtigung sozialgeschichtlicher Ansätze in der DDR

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Soziologie und Sozialgeschichte

Zusammenfassung

In den westlichen Ländern ist die Forderung nach stärkerer Berücksichtigung der Sozialgeschichte oder auch der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte in steigendem Maße populär, wenn auch oft vieldeutig und verschwommen. Die Bezeichnung von Zeitschriften und Untersuchungen, von wissenschaftlichen Gesellschaften und Lehrstühlen als »sozialgeschichtlich« oder als »sozial- und wirtschaftsgeschichtlich« scheint auf die Existenz einer sinnvoll abgrenzbaren entsprechenden Spezialisierung innerhalb des geschichtswissenschaftlichen Gesamtbereichs hinzudeuten. Zumindest in der Bundesrepublik steht der Ruf nach mehr Sozial-, bzw. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte häufig für ein allgemeineres Unbehagen mit den tradierten Weisen geschichtswissenschaftlicher Forschung und Lehre, für den Vorschlag, die praktische gesellschaftliche Relevanz des Faches zu akzeptieren, zu verstärken und in gewisser Weise zu spezifizieren, für das Verlangen, die Geschichtswissenschaft in eine kritische Sozialwissenschaft zu transformieren — was immer das konkret heißen mag. Wenigstens hinsichtlich der programmatischen und methodologischen Diskussion — hinter der jedoch die forschungspraktische Einlösung gerade in der Bundesrepublik stark zurückhängt — läßt sich wohl sagen: »Die Sozialgeschichte ist zur Zeit in Mode1

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Anmerkungen

  1. E. J. Hobsbawm, From Social History to the History of Society, in: Daedalus 100, Nr. 1 (1971) (= Historical Studies Today), S. 20.

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  2. Vgl. die Übersicht über die historischen Lehrstühle, Institute und Fachzeitschriften in der DDR und Polen bei: W. Eckermann und H. Mohr, Hrsg., Einführung in das Studium der Geschichte, Berlin 19692, S. 9–16, S. 220–22; La Pologne au XIII e Congrès International des Sciences Historiques à Moscou. I-ère Partie: La recherche historique en Pologne 1945–1968, réd. par A. Wyczanski, Varsovie 1970, S. 87–159, S. 237–254 (Ausnahmen aber: ebd., S. 156: Lehrstuhl f. Wirtschafts-und Sozialgeschichte d. Univ. Wroclaw, und S. 245: Jahrbuch f. Sozial-und Wirtschaftsgeschichte in Poznan seit 1931). — Institute und Lehrstühle für Wirtschaftsgeschichte sind dagegen häufig, in der DDR fast ausnahmslos innerhalb der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten; ebenso für Teilgebiete der Sozial-und Wirtschaftsgeschichte, etwa für Geschichte der Arbeiterbewegung. — Vgl. weiterhin Eckermann/Mohr, a.a.O., S. 76–78: Gliederung der Geschichtswissenschaft in Wirtschafts-, politische und Kulturgeschichte. Abschnitte über Sozial-oder Sozial-und Wirtschaftsgeschichte fehlen auch in der erschöpfenden bibliographischen Selbstdarstellung der DDR-Historiker: Historische Forschungen in der DDR/1960–1970, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 18 (1970), Sonderheft. Reste des Gebrauchs des Begriffs »Wirtschafts-und Sozialgeschichte« zu Gliederungszwecken dagegen in: Historische Forschungen in der DDR, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 8 (1960), Sonderheft, S. 22 ff., S. 229 ff.; Nouvelles études historiques, publ. à l’occasion du XIIe Congrès International des Sciences Historiques par la Commission Nationale des Historiens Hongrois, Bd. 2, Budapest 1965, S. 463 ff.

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  3. Die tendenzielle Verallgemeinerung dessen, was zunächst primär Anatomie der bürgerlichen Gesellschaft gewesen sein mag, in eine geschichtsphilosophische Maxime bei K. Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie (Vorwort), in: Marx/Engels, Werke, Berlin 1957 ff. (im folgenden: MEW), Bd. 13, S. 8 ff.; K. Marx an P. W. Annenkow am 28. 12. 1846, in: MEW, Bd. 27, S. 452. Zur hegelisch geprägten Begründung der Anwendbarkeit von Kategorien, die der Gegenwart entstammen, auf vergangene Epochen vgl. d. Einleitung z. 1. Aufl. des »Kapital«, in: MEW, Bd. 23, S. 12: »Das industriell entwickelte Land zeigt dem minder entwickelten nur das Bild seiner eigenen Zukunft.« Und: Einleitung zur Kritik der politischen Ökonomie, in: MEW, Bd. 13, S. 636: »Die bürgerliche Ökonomie liefert so den Schlüssel zur antiken etc…« — Hier soll nicht der durch und durch historische Grundsatz von Marx und Engels verwischt werden. Dazu mit vielen Belegen: A. Schmidt, Über Geschichte und Geschichtsschreibung in der materialistischen Dialektik, in: Folgen einer Theorie. Essays über »Das Kapital« von Karl Marx, Frankfurt 1967, S. 103–129; ders., Geschichte und Struktur. Fragen einer marxistischen Historik, München 1971; O. Morf, Geschichte und Dialektik in der politischen Ökonomie. Zum Verhältnis von Wirtschaftstheorie und Wirtschaftsgeschichte bei Karl Marx, Frankfurt 19702; H. Fleischer, Marxismus und Geschichte, Frankfurt 1969; H.-J. Steinberg, Friedrich Engels, in: H.-U. Wehler, Hrsg., Deutsche Historiker, Bd. 3, Göttingen 1972, S. 29–40. — Jedoch muß betont werden, daß Marx selbst seinen historischen Grundansatz nicht klar durchgehalten hat, daß sein Werk insofern Widersprüche enthält, die u. a. mit dem nicht voll geklärten Übergang von Hegel zu Marx zu tun haben. Dazu u. a. J. Kocka, Karl Marx und Max Weber im Vergleich, in: H.-U. Wehler, Hrsg., Geschichte und Ökonomie, Köln/Berlin 1973; A. Wellmer, Kritische Gesellschaftstheorie und Positivismus, Frankfurt 19713, S. 45–127. — Zum Begriff der Gesellschaftsformation bei Lenin: »Was sind die >Volksfreunde<…?«, in: W. I. Lenin, Werke, Bd. 1, Berlin 19685, S. 131, S. 137. Dazu: W. I. Lenin und die Geschichtswissenschaft (russ. 1968), übers, von B. Weißel, Berlin 1970.

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  4. Als knappe Zusammenfassung für Historiker: Eckermann/Mohr, a.a.O., S. 29–55; dann vor allem: G. Klaus u. H. Schulze, Sinn, Gesetz und Fortschritt in der Geschichte, Berlin 1967. Bei überzeugender Abwehr der Unterstellung, der Historische Materialismus impliziere notwendig die Vorstellung eines geschichtlichen Endziels (S. 123–34) wird auch in dieser Reformulierung der historisch-materialistischen Theorie (unter Benutzung von Begriffen aus der Kybernetik) am hegelisch-marxistischen Fortschrittsbegriff festgehalten (S. 135–247). Als primäres Fortschrittskriterium gilt noch immer die Fortentwicklung der Produktivkräfte (S. 139 f.); S. 151 ff. die These von der fortschrittlichen »Selbstausrichtung des gegebenen [historischen] Prozesses«.

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  5. Der Rekurs auf die Geschichte legitimiert u. a. auch die Kompetenz der politischen Instanzen, die Interpretation der Geschichte und also die Arbeit der Historiker in den Grundlinien zu kontrollieren, was sich insbesondere am Zusammenwirken von Parteiinstanzen und Historikergruppen bei der Abfassung der achtbändigen »Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung« (Berlin 1966) im einzelnen zeigen ließe.

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  6. Ausführlicher dazu: J. Kocka, Theorieprobleme der Sozial-und Wirtschaftsgeschichte, in: H.-U. Wehler, Hrsg., Geschichte und Soziologie, Köln/Berlin 1972, S. 322–326. Zweifellos sind diese Instrumentalisierung und politische Fremdbestimmung der Historie in der DDR und der Sowjetunion sehr viel intensiver als in Polen oder in der CSSR vor dem Einmarsch der Russen 1968. Zur Explikation der entsprechenden Aufgaben der DDR-Historiker bes. deutlich: W. Schmidt, Geschichtsbild und Persönlichkeit in der sozialistischen Gesellschaft, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 18 (1970), S. 149–62; J. Streisand, Geschichtsforschung und Ge-Schichtsschreibung auf dem Wege zur sozialistischen Menschengemeinschaft, in: ebd., 17 (1969), S. 1521–32. Zur Sowjetunion A.O. Tschubarjan, Die Ergebnisse der Moskauer Beratung der kommunistischen und Arbeiterparteien über die Aufgaben der Geschichtswissenschaft, in: Sowjetwissenschaft, GWB, 1970, I, S. 129–140; S. P. Trapesnikow, Die neuen Aufgaben der Gesellschaftswissenschaften, in: ebd., 1968, I, S. 225–250. — Dagegen undogmatisch: F. Ryska, Poland. Some Recent Revaluations, in: Journal of Contemporary History 2 (1967), S. 107–124; K. Bartosek, Czechoslovakia: The State of Historiography, in: ebd., S. 143–156.

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  7. Vgl. MEW, Bd. 13, S. 8 ff. und Bd. 27, S. 452 (wie Anm. 3).

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  8. Vor allem Marx/Engels, Die deutsche Ideologie, in: MEW, Bd. 3, S. 9 ff.

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  9. Vgl. F. Engels an J. Bloch, in: MEW, Bd. 37, S. 463.

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  10. Vgl. W. J. Lenin, Karl Marx, in: Werke, Bd. 21, S. 31 ff., bes. S. 43 ff.

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  11. Vgl. K. T. Shteppa, Russian Historians and the Soviet State, New Brunswick, N.J., 1962; N. W. Heer, Politics and History in the Soviet Union, Cambridge, Mass., 1971.

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  12. Vgl. Ye. Zhukow, V. I. Lenin and the Methodology of Historical Science, in: USSR Academy of Sciences. Dep. of Social Sciences, Hrsg., Social Sciences 2 (1970), S. 40–49; W. Rüttler u. G. Lozeky Die historische Gesetzmäßigkeit der Gesellschaftsformation als Dialektik von Ereignis, Struktur und Entwicklung, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 18 (1970), S. 1117–1145.

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  13. Ausführlicher zum folgenden: Kocka, Theorieprobleme, a.a.O.

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  14. Marx Engels, Die deutsche Ideologie, a.a.O.; Hobsbawm, a.a.O., bes. S. 31; S. Pollard, Economic History — A Science of Society?, in: Past & Present 32 (1965), S. 3–22; E. R. A. Seligman, The Economic Interpretation of History (1902), Neuabdr. New York 1961; J. Bouvier, Histoire économique et histoire sociale, Genf 1968; H.-U. Wehler, Bismarck und der Imperialismus, Köln/Berlin 1969.

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  15. Vgl., trotz vieler hier nicht zu behandelnder Unterschiede, O. Brunner, Neue Wege der Ver-fassungs-und Sozialgeschichte, Göttingen 19682, bes. S. 18, S. 82; W. Conze, Die Strukturgeschichte des technisch-industriellen Zeitalters als Aufgabe für Forschung und Unterricht, Köln/ Opladen 1957; S. P. Hays, A Systematic Social History, in: G. B. Billias u. G. N. Grob, Hrsg., American History, New York 1971, S. 315–366; F. Braudel, Ecrits sur l’histoire, Paris 1969, bes. S. 41–83.

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  16. Vgl. M. A. Barg, Die Strukturanalyse in der historischen Forschung, in: Sowjetwissenschaft, GWB, 1966, I, S. 194–205.

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  17. Kritik der bürgerlichen Geschichtsschreibung, hrsg. v. W. Berthold u. a., Köln 1970, S. 74 ff.

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  18. G. M. Trevelyan, English Social History (1942), Penguin Books 1967, S. 9.

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  19. Zur Kritik an Sozialgeschichte als vom Gegenstand her definierter Teildisziplin vor allem die in Anm. 15 genannten Titel von Brunner und Conze, sowie auch W. Conze, Sozialgeschichte, in: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. 6 (Tübingen 19623), S. 169–176.

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  20. Als Überblick über die entsprechende wissenschaftstheoretische Entwicklung in vergleichender Perspektive: J. Kocka, »Sozial-und Wirtschaftsgeschichte«, in: Sowjetsystem und Demokratische Gesellschaft, Bd. 6, Freiburg (vorauss.) 1973.

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  21. P. C. Ludz, Soziologie und empirische Sozialforschung in der DDR, in: ders., Hrsg., Studien und Materialien zur Soziologie der DDR, Köln/Berlin 1964, S. 327–418; ders., Neuere Entwicklungstendenzen in der Soziologie des Ostblocks, in: D. Geyer, Hrsg., Wissenschaft in kommunistischen Ländern, Tübingen 1967, S. 114–130; H. G. Bütow, Zur Entwicklung der Soziologie und Sozialpsychologie, in: Wissenschaft und Gesellschaft in der DDR, eingel. v. P. C. Ludz, München 1971, S. 166–186.

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  22. Eckermann/Mohr, a.a.O., S. 76; ähnlich schon W. Robbe, Der Gegenstand der Wirtschaftsgeschichte, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte (im folgenden: JbWG), 1962, I, S. 104.

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  23. ökonomisches Lexikon L-2, Berlin o.J. (1967), S. 1143. — Als Übersicht über die wirtschaftshistorischen Arbeiten von ostdeutschen Historikern: Historische Forschungen … 1960–1970, a.a.O., S. 95 ff., S. 121 ff., S. 248 ff.

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  24. Eckermann/Mohr, a.a.O., S. 64 f., S. 76.

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  25. Einen ähnlich weiten Bedeutungsumfang hat die traditionelle angelsächsische »economic history«, allerdings nicht die vordringende nationalökonomisierte »new economic history«. — Zum Begriff der Wirtschaftsgeschichte in der DDR, Robbe, a.a.O.; E. Engelberg, Gedanken zur zukünftigen Gestaltung des Jahrbuchs in: JbWG, 1963, I, S. 11–23; J. Kuczynski, Der Gegenstand der Wirtschaftsgeschichte, in: JbWG, 1963, I, S. 133–147.

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  26. Als Standarddarstellung über den Zeitraum in der DDR vgl.: K. Obermann, Deutschland von 1815 bis 1849, Berlin 19673.

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  27. Auf dem Gebiet der Agrargeschichte sind in den letzten Jahren von ostdeutschen Forschern äußerst wichtige und weiterführende Untersuchungen vorgelegt worden, so vor allem: H.-H. Müller, Märkische Landwirtschaft vor den Agrarreformen von 1807, Potsdam 1967; J. Šolta, Die Bauern der Lausitz, Bautzen 1968; G. Moll, Die kapitalistische Bauernbefreiung im Kloster-amt Dobbertin (Mecklenburg), Rostock 1968; R. Groß, Die bürgerlichen Agrarreformen in Sachsen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Weimar 1968; H. Harnisch, Die Herrschaft Boitzenburg, Weimar 1968; dazu auch G. Heitz, Varianten des Preußischen Weges, in: JbWG, 1969, III, S. 99–109. Auf diesem Gebiet finden sich auch einige spärliche Ansätze zur Zusammenarbeit von Historikern aus der Bundesrepublik und der DDR, vgl. die Vorträge von Henning, Bertbold und Harnisch, in: JbWG, 1970, I.

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  28. Vgl. J. Kuczynski, Fortschrittliche Wissenschaft, Berlin 1951, S. 162; ders., Studien zur Geschichte des Kapitalismus, Berlin 1957, S. 1–25; ders., Darstellung der Lage der Arbeiter in Deutschland von 1789 bis 1849, Berlin 1961, S. 88 ff.; noch akzeptiert von D. Eichholtz, Junker und Bourgeoisie vor 1848 in der preußischen Eisenbahngeschichte, Berlin 1962, S. 5.

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  29. Vgl. H. Mottek, Einleitende Bemerkungen. Zum Verlauf und zu einigen Hauptproblemen der industriellen Revolution in Deutschland, in: ders.u. a., Studien zur Geschichte der industriellen Revolution in Deutschland, Berlin 1960, S. 11–63; H. Mottek, Wirtschaftsgeschichte Deutschlands. Ein Grundriß, Bd. 2, Berlin 1964; H. Wehner, Deutschlands Weg zum Industriestaat, in: JbWG, 1969, I, S. 349 ff.; die Übergangsdiskussion ist erwähnt in: Historische Forschungen (1960), a.a.O., S. 230–33.

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  30. Vgl. A. Schröter und W. Becker, Die deutsche Maschinenbauindustrie in der industriellen Revolution, Berlin 1962; H. Blumberg, Die deutsche Textilindustrie in der industriellen Revolution, Berlin 1965; L. Baar, Die Berliner Industrie in der industriellen Revolution, Berlin 1965.

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  31. Vgl. Mottek, Wirtschaftsgeschichte, a.a.O., Bd. 1 (1957), Bd. 2 (1964) (bis 1870).

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  32. Dazu kritisch: R. Tilly, Soll und Haben, in: Journal of Economic History 29 (1969), S. 298–319.

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  33. Man vergleiche einmal in diesen und den folgenden Hinsichten das in Anm. 30 zit. Handbuch von Mottek mit: R. W. Fogel u. S. L. Engerman, Hrsg., The Reinterpretation of American Economic History, New York 1971.

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  34. Zur amerikanischen New Economic History: R. W. Fogel, The New Economic History, in: Economic History Review 19 (1966), S. 642–656; R. Andreano, Hrsg., The New Economie History, New York 1970; A. Fishlow u. R. W. Fogel, Quantitative Economie History, in: Journal of Economie History 31 (1971), S. 15–42. In Frankreich: J. Marczewski, Introduction à l’histoire quantitative, Genève 1965.

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  35. Zweifellos liegt gerade in der Vernachlässigung dieser Aspekte eine typische Schwäche der wachstumsorientierten »new economic history«, wenn umgekehrt auch als Mangel auffällt, wie durchweg Mottek u. a. Historiker aus der DDR meist auf jeden Versuch verzichten, den von ihnen konstatierten positiven Einfluß politischer Entscheidungen (etwa des Zollvereins 1834 oder der agrarischen Reformen) auf die Entwicklung der Industriewirtschaft quantitativ dingfest zu machen. Vgl. Mottek, Wirtschaftsgeschichte, Bd. 2, a.a.O., S. 18–42, 56–62.

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  36. Vgl. ders., Zum Problem Stagnation und Wachstum in der Wirtschaftsgeschichte, in: JbWG, 1969, III, S. 151–169.

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  37. Vgl. W. Jonas, Über das Problem der Gesetzmäßigkeit der Produktivkräfte, in: JbWG, 1963, I, S. 24–40, bes. 27 f. W. Jacobeit, Volkskunde und Geschichte der Produktivkräfte, in: JbWG, 1966, I, S. 175–188; W. Jonas u. a., Die Produktivkräfte in der Geschichte, Bd. 1, Berlin 1969; J. Pazdur, Die Hauptprobleme und die Organisation der Forschungen zur Geschichte der materiellen Kultur in Volkspolen, in: JbWG, 1965, III, S. 201–210.

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  38. Vgl. W. Kula, Problemy i metody historii gospodarczej, Warzaw 1963; italienische Ausgabe: Problemi e metodi della storia economica, Milano 1972; dazu auch W. Rusiński, Wirtschaftsgeschichte — neue Auffassungen von Problemen und Methoden, in: JbWG, 1966, II, S. 286–301.

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  39. So etwa R. Berthold u. a., Der Preußische Weg der Landwirtschaft und neuere westdeutsche Forschungen, in: JbWG, 1970, IV, S. 277. Diese Sammelbesprechung einiger westdeutscher Monographien demonstriert hervorragend, wie »bürgerliche« quantitative Analysen als genau, weiterführend, aber beschränkt akzeptiert werden, um dann ihre Ergebnisse in Kategorien von sozialökonomischen Herrschaftsbeziehungen und Klassenkonflikten reinterpretiert zu erhalten (vgl. ebd., S. 267–280).

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  40. Von der prinzipiell (allerdings nicht gradlinig) fortschrittlichen Rolle der »Volksmassen« ist die marxistisch-leninistische Geschichtsauffassung so überzeugt, daß bisweilen gegenteilige Evidenz nicht voll zur Kenntnis genommen wird. Grundsätzliche Formulierungen z. B. bei: Robbe, a.a.O., S. 104: Aufgabe der Wirtschaftsgeschichte sei es, »die konkrete Durchsetzung der Entwicklungsgesetze … der einzelnen Produktionsweisen durch die Volksmassen« zu untersuchen. Was erst noch zu fragen und zu erforschen wäre, wird als Teil der Definition von vornherein festgelegt. Vgl. dazu: Eckermann/Mohr, a.a.O., S. 54; E. Engelberg, Zu methodologischen Problemen der Periodisierung, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 19 (1971), S. 1222 f.: »Das Volk ist der Held der Geschichte — in der still wirkenden Kraft seines täglichen Lebens und Produzierens und auf dem lauten Schauplatz der politischen Aktion.«

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  41. Vgl. die Titel in: Historische Forschungen … 1960–1970, a.a.O., S. 390–407.

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  42. Vgl. Obermann, a.a.O., S. 38 ff. (zur Burschenschaft), S. 58 (zum Zusammenhang zwischen ökonomischem Fortschritt und bürgerlich-politischen Forderungen in den 1820er Jahren); s. die Titel in: Historische Forschungen … 1960–1970, a.a.O., S. 391 f.

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  43. Bezeichnend die zutreffende Kritik des Polen L. Wiatrowski, in: JbWG, 1970, II, S. 255 f. an H. Bleiber, Zwischen Reform und Revolution. Lage und Kämpfe der schlesischen Bauern und Landarbeiter im Vormärz 1840–1847, Berlin 1966: Bleiber beschränke sich auf eine Wiedergabe der sozialökonomischen Struktur Schlesiens aus zweiter Hand; er vernachlässige die Konjunkturanalyse und verzichte auf statistische Methoden. Schließlich bezweifelt Wiatrowski Bleibers (in Lenins Thesen zum »preußischen Weg« in der Landwirtschaft ziemlich apodiktisch vor formulier tes) Ergebnis, daß als Konsequenz der Regulierung bis ca. 1840 eine Verschlechterung der Lage der Bauern stattgefunden habe (S. 260, ähnlich die Kritik von S. Midoalkiewicz ebd. S. 271). — Diese Kritik — Mangel an konkreter sozialökonomischer und statistischer Analyse und allzu schnelle Übernahme von Klassikerthesen — ließe sich an vielen ostdeutschen sozialgeschichtlichen Untersuchungen üben.

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  44. Bekanntlich liegt hierin eine bedeutende Differenz zwischen der marxistisch-leninistischen Interpretation der Arbeiterbewegungsgeschichte und wichtigen Deutungen von Historikern aus der Bundesrepublik, die das Emanzipationsstreben der Arbeiterschaft nicht unbedingt im Widerspruch zu ihrer möglichen Integration in eine sich reformierende bürgerliche Gesellschaft sehen. Vgl. bes. W. Conze u. D. Groh, Die Arbeiterbewegung in der nationalen Bewegung, Stuttgart 1966, S. 16–40; gegen diese Konzeption generell: W. Schmidt, Zur historisch-politischen Konzeption des Heidelberger Arbeitskreises für moderne Sozialgeschichte, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung (im folgenden: BzG) 9 (1967), S. 626–635; W. Seidel-Höppner, Frühproletarisches Denken oder erwachendes Klassenbewußtsein, in: Jb. f. Geschichte 3 (1969), S. 95–136.

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  45. Eine Bibliographie der Schriften J. Kuczynskis in: JbWG, 1964, II-III, S. 506–549, und 1969, III, S. 298–312; ebd. 291 f. zu den 38 Bänden der »Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem Kapitalismus« in der bisher letzten Auflage.

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  46. D. Eichholtz, Bewegungen unter den preußischen Eisenbahnbauarbeitern im Vormärz, in: Beiträge zur deutschen Wirtschafts-und Sozialgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts, Berlin 1962, S. 251–287; E. Wolfgramm u. a., Die sozialökonomischen Kämpfe der Eisenbahnbauarbeiter in Sachsen 1844–1848, in: Aus der Frühgeschichte der Arbeiterbewegung, Berlin 1964, S. 65–101; K. Obermann, Zur Rolle der Eisenbahnarbeiter im Prozeß der Formierung der Arbeiterklasse in Deutschland, in: JbWG, 1970, II, S. 129–140.

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  47. Vgl. W. Schieder, Auf dem Wege zu einer neuen Marx-Legende, in: Neue Politische Literatur 10 (1965), S. 259–74. — Allerdings ist zu bedenken, daß marxistische Historiker bei der minutiösen Erforschung der Frühgeschichte marxistischer Strömungen in der frühen Arbeiterbewegung weniger an deren wirklichem Gewicht in ihrer Zeit denn an deren Bedeutung als Ausgangspunkt späterer Bewegungen interessiert sind. Vgl. etwa H. Förder, Einleitende Bemerkungen, in: Aus der Frühgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung, a.a.O., S. 12. 47 Vgl. die offizielle Synthese: Institut f. Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. 1, Berlin 1966; als Kritik der Grundlinien der ostdeutschen Interpretation: E. Schraepler u. a., »Grundriß der Geschichte der Deutschen Arbeiterbewegung«. Kritik einer Legende, in: Jb. f. d. Geschichte Mittel-und Ostdeutschlands 13/14 (1965), S. 268–285. Vgl. auch A. Dorpalen, Die Revolution von 1848 in der Geschichtsschreibung der DDR, in: Historische Zeitschrift 210 (1970), S. 324–368, bes. S. 339 ff.

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  48. Ansätze zu einer differenzierten, weiterführenden Analyse gleichwohl u. a. bei: W. Schmidt, Zu einigen Fragen der sozialen Struktur und der politischen Ideologie in der Zeit des Vormärz und der Revolution von 1848/49, in: BzG 4 (1965), S. 645–660. Die Kritik von 1964 (H. Förder, a.a.O., S. 16), die soziale Struktur der Arbeiterklasse des Vormärz sei noch ziemlich unerforscht in der DDR-Literatur, dürfte allerdings auch noch heute zutreffen.

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  49. Eckermann/Mohr, a.a.O., S. 34; Sachwörterbuch der Geschichte Deutschlands und der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. 2, Berlin 1970, S. 595.

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  50. Vgl. Kuczynski, Darstellung der Lage, a.a.O., S. 90 ff., 106; Bleiber, a.a.O., S. 213; Eich-holtz, a.a.O., S. 39, 69; Mottek, Einleitende Bemerkungen, a.a.O., S. 34 (jeweils mit einigen Qualifikationen).

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  51. Zu solchen Funktionen der Bürokratie im Prozeß der Modernisierung: R. Koselleck, Preußen zwischen Reform und Revolution, Stuttgart 1967; zur ostdeutschen Kritik an dieser Sicht: H. Bleiber, in: Zeitschrift f. Geschichtswissenschaft 19 (1971), S. 112–115. In prinzipiell ähnliche Probleme gerät die sozialökonomische Geschichtsinterpretation marxistisch-leninistischer Prägung bei der Analyse des Absolutismus und des staatsmonopolistischen Kapitalismus seit 1900.

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  52. Dazu allgemein: Hobsbawm, a.a.O.; Hays, a.a.O.; L’histoire sociale. Sources et méthodes, Paris 1967.

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  53. Vgl. W.O. Aydelotte, Quantifikation in History, in: American Historical Review 71 (1966), S. 803–825; A. Soboul, Description et mesure en histoire sociale, in: L’histoire sociale, a.a.O., S. 9–25; J. H. Hexter, History, the Social Sciences and Quantification, Moskau (XIII. International Congress of Historical Sciences) 1970.

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  54. Vgl. J. Habermas, Zur Logik der Sozialwissenschaften. Materialien, Frankfurt 1970, S. 116.

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  55. Dazu vgl. zuletzt Kocka, Theorieprobleme, a.a.O.

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  56. Vgl. Klaus/Schulze, a.a.O., S. 81. — Die Untersuchung argumentiert in Kap. I und II in äußerst beachtenswerter Weise für einen Begriff marxistischer Einheitswissenschaft, der starke — jedoch meist nur graduelle — methodische Unterschiede zwischen Gesellschafts-und Naturwissenschaften einerseits, zwischen Geschichte und systematischen Gesellschaftswissenschaften andererseits jedoch anerkennt und herausarbeitet.

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  57. Vgl. etwa Küttler/Lozek, a.a.O., S. 1120, 1122, 1129; zum Gesetzesbegriff: Klaus/Schulze, a.a.O., S. 30, 37 f., 54, 84 f.; P. Bollhagen, Soziologie und Geschichte, Berlin 1966, S. 172–216; knapp und prägnant zusammengefaßt in: Eckermann/Mohr, a.a.O., S. 250–64.

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  58. So besonders weitgehend: C. Bobinska, Historiker und historische Wahrheit, Berlin 1967 (poln. Originaltitel: Historyk, fakt, metoda, 1964), S. 81; daneben etwa Klaus/Schulze, a.a.O., S. 129.

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  59. Vgl. Bobinska, a.a.O., S. 38 ff., 46 ff., 60 ff.; Eckermann/Mohr, a.a.O., S. 269–76; E. Engelberg, Über Theorie und Methode in der Geschichtswissenschaft, in: Zeitschrift f. Geschichtswissenschaft 19 (1971), S. 1352, 1360. Als äußerst problematische Aufforderung zur Parteilichkeit und zum Dogmatismus in Auswahl und Aufbereitung historischer Dokumenta-tionen und Datenbanken vgl. aber B. Brachmann, Die Anwendung von Methoden der Informationstheorie in der Arbeit des Historikers, in: Zeitschrift f. Geschiditswissenschaft 19 (1971), S. 339–351, bes. S. 344–48.

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  60. Als kurze Beschreibung dieser Methoden: Eckermann /Mohr, a.a.O., S. 243–249.

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  61. Als Beispiel vgl. Obermann, Deutschland, a.a.O., S. 1 f. zum »nationalen Verrat« des Bürgertums an seiner Aufgabe; Kuczynski, Darstellung der Lage, a.a.O., S. 51 zum Krieg von 1813/15; Mottek, Wirtschaftsgeschichte, Bd. 2, a.a.O., S. 4 zur »politischen Hauptaufgabe der Revolution«. Wenn D. Eichholtz (Junker, a.a.O., S. 151 f.) den Eintritt von Adligen in die Ver-waltungs-und Aufsichtsräte der neuen Eisenbahngesellschaften als objektive »klassenmäßige Korruption« bezeichnet, so steht dahinter die klare Vorstellung des Historikers von der eigentlichen »klassenmäßigen Aufgabe« der Adligen (nämlich: Widerstand gegen den Eisenbahnbau als Vehikel der Stärkung der Bourgeoisie)! — Vgl. auch Th. Nipperdey, Die Reformation als Problem der marxistischen Geschichtswissenschaft, in: D. Geyer, Hrsg., Wissenschaft, a.a.O., S. 243 f.

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  62. Vgl. A. Jezierski u. E. Kaczynska, Geschichte der Industrie im 19. Jahrhundert. Forschungen 1946–1958, in: Acta Poloniae Historica 4 (1961), S. 175–194; E. Bahr, Neue polnische Veröffentlichungen zur Sozial-und Wirtschaftsgeschichte Westpreußens, in: Jb. f. d. Geschichte Mittel-und Ostdeutschlands 13/14 (1965), S. 241–267; J. Topolski, Le développement des recherches d’histoire économique en Pologne, in: Studia Historiae Oeconomicae 1 (1966), Poznan 1967, S. 3–42; ders., Développement des études historiques en Pologne 1945–1968, in: La Pologne au XIII e Congrès International des Sciences Historiques, a.a.O., S. 7–75, bes. 12 f., 16, 23 f., 32–38, 44–53, 74 f. — Aufbau, Grundbegriffe, Periodisierung und allgemeine Orientierung dieser beiden repräsentativen Überblicke zeigen, wie sehr die gegenwärtige polnische Geschichtsschreibung von jedem historisch-materialistischen Schematismus und jeder marxistisch-leninistischen Orthodoxie entfernt ist. Ein Vergleich mit den entsprechenden Selbstdarstellungen der DDR-Historie (s. Anm. 2) zeigt diesbezüglich geradezu frappante Unterschiede. — Vgl. weiter W. Kula, Histoire et économie. La longue durée, in: Annales. E.S.C. 15 (1960), S. 294–313 (demn. dt. in: H.-U. Wehler, Geschichte und Ökonomie, a.a.O.), weiterhin die oben in Anm. 37 zit. Titel; eine Analyse des polnischen Jahrbuchs f. Sozial-und Wirtschaftsgeschichte durch W. Rusinsky in: JbWG, 1968, I, S. 377–93. — Unter Leitung W. Kulas untersucht ein Kollektiv im Institut f. Geschichte der polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau soziale Schichtung und Mobilität im Kgr. Polen im 19. Jahrhundert, u. a. durch systematische Auswertung von Trauungsmatrikeln, Notariats-und Hypothekenakten. Darüber: S. Kowalska, Ausgewählte Probleme der Sozialstrukturforschung, in: JbWG, 1970, III, S. 239–46. — Prof. Georg G. Iggers verdanke ich wertvolle Hinweise auf die polnische Situation.

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  63. Vgl. Eckermann Mohr, a.a.O., S. 55; R. Ahlberg, Entwicklungsprobleme der empirischen Sozialforschung in der UdSSR (1917–1966), Berlin 1968; und Anm. 21 ob

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  64. Vgl. z. B. R. T. Vann, History and Demography, in: History and Theory, Beih. 9: Studies in Quantitative History, 1969, S. 64–78; J.-M. Price, Recent Quantitative Work in History, in: ebd., S. 1–13 ;M. R. Reinhard u. a., Histoire générale de la population mondiale, Paris 19685.

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  65. Dies betont selbstkritisch: P. Khalatbari, Zu einigen Grundfragen der marxistisch-leninistischen Démographie, in: JbWG, 1971, II, S. 248; s. auch K. Lehmann, in: JbWG, 1970, III, S. 289. — Die Analyse des vormärzlichen Pauperismus durch ostdeutsche Historiker leidet ganz besonders unter der wohl ideologisch bedingten Sperrung gegen die Einsicht, daß das Bevölkerungswachstum (dessen Ursachen nur schwer eindeutig zu fixieren sind) ein sehr wichtiger Grund für die verbreitete Verarmung darstellte, die insofern nicht ganz so einfach als Folge von Ausbeutung und Kapitalismus hingestellt werden kann. Vgl. dazu die Sammelbesprechung von F. D. Marquardt in: Central European History 2 (1969), S. 77–88, bes. S. 78; Kuczynski, Darstellung der Lage, a.a.O., S. 148, 150, 344; dagegen zutreffender: Mottek, Wirtschaftsgeschichte, Bd. 2, a.a.O., S. 225–37. Vgl. ausführlich W. Köllmann, Bevölkerung und Arbeitskräftepoten-tial in Deutschland 1815–1865. Ein Beitrag zur Analyse der Problematik des Pauperismus, in: Jb. d. Landes NRW. Landesamt f. Forschung, 1968, S. 209–54.

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  66. J. Kuczynski, der ja in seinen Arbeiten zur Arbeitergeschichte bei der Berechnung von Preis-und Lohnbewegungen Pionierdienste geleistet hat, scheint auch in der empirisch-historischen Sozialforschung einige Durchbruchsfunktionen ausgeübt zu haben. Vgl. J. Kuczynski, Zur Soziologie des imperialistischen Deutschland, in: JbWG, 1962, II, S. 11–90. Der Einfluß tschechischer Wirtschafts-und Sozialhistoriker (J. Purš und A. Klima) wird deutlich auf dem internationalen Kolloquium in Ost-Berlin über »Strukturprobleme der Arbeiterklasse« im Okt. 1964 — dazu: JbWG, 1964, IV, S. 130–155; ein zweites Kolloquium zum selben Thema fand Ende 1967 statt: JbWG, 1968, II, S. 333–36. Vgl. als weitere Beispiele: R. Hoppe u. J. Kuczynski, Eine Berufs-bzw. auch Klassen-und Schichtenanalyse der Märzgefallenen 1848 in Berlin, in: JbWG, 1964, IV, S. 200–276; J. Kuczynski, Zur Soziologie der nicht-monopolistischen Bour-geosie, in: JbWG, 1966, II, S. 190–215; empirisch-statistische Untersuchungen zur ostelbischen Landarmut vor 1800 durch J. Peters in: JbWG, 1967, III, S. 255–302 und 1970, I. S. 97–126; zur Sozialstruktur der brandenburgischen Klein-und Mittelstädte im 18. Jahrhundert schreibt K. Vetter in: JbWG, 1969, II, S. 225–63 und in: Zeitschrift f. Geschichtswissenschaft 18 (1970), S. 1061–67; vgl. auch H. Thümmler, Zur sozialen Struktur der Ausgewiesenen unter dem Sozialistengesetz (1878 bis 1890), in: JbWG 1971, III, S. 131–140; K. Obermann, Die soziale Zusammensetzung der Bürgerwehr in Köln 1848/49, in: JbWG, 1970, IV, S. 141–158; E. Behm u. J. Kuczynski, Die Reflexion der Arbeiterbewegung in der Regierungspresse vor dem Ersten Weltkrieg. Eine vornehmlich quantitative Analyse (Deutschland), in: JbWG, 1971, III, S. 123–30. Zur Sowjetunion vgl. H. Palli, Lochkarten ver fahren und mathematische Methoden in der Geschichtswissenschaft, in: Zeitschrift f. Geschichtswissenschaft 17 (1969), S. 504–514; J. Kachk, Brauchen wir eine neue Geschichtswissenschaft?, in: Sowjetwissenschaft, GWB, 1970, I, S. 96–109; I. Kowalchenko, Mathematico-Statistical Research into Socio-Economic History, in: USSR Academy of Sciences, a.a.O., 2 (1970), S. 61–71; D. V. Deopic u. a., Quantitative and Machine Methods of Processing Historical Information, Moskau (XIII. International Congress of Historical Sciences) 1970.

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  67. Diese wissenschaftstheoretische Diskussion kann hier nicht skizziert werden. Vgl. Klaus/ Schulze, a.a.O., Kap. I-III zur Überwindung des Gegensatzes »idiographisch-nomothetisch« im historischen Gesetzesbegriff der marxistischen Geschichtswissenschaft; zusammenfassend zum Gesetzesbegriff und zur Logik der historischen Forschung: Eckermann/Mohr, a.a.O., S. 241–264; Bollhagen, a.a.O., S. 28–116 zur Bestimmung des prinzipiell historischen Charakters der marxistischen Soziologie und ihres Platzes im System der Gesellschaftswissenschaften; dazu auch: G. W. Ossipow u. A. M. Rumjazew, Die marxistische Soziologie und die konkrete Sozialforschung, in: Sowjetwissenschaft, GWB, 1968, II, S. 1112–1124; W. A. Jadow, Zur Frage der marxistischen Soziologie als Wissenschaft, in: ebd., 1968, II, S. 1031–40; ders., Zur Wechselbeziehung von theoretischer und empirischer Analyse in der soziologischen Forschung, in: ebd., 1972, I, S. 53–62. — Zum Charakter der Geschichte als Gesellschaftswissenschaft: Trapesnikow, a.a.O., S. 237 ff.; Klaus/Schulze, a.a.O., S. 82. Marxistische Positivismuskritik: I. S. Kon, Der Neopositivismus und die Logik der Geschichtswissenschaft, in: Sowjetwissenschaft, GWB, 1964, I, S. 385–410. — Allgemein: A. Weymann, Gesellschaftswissenschaften und Marxismus. Zur methodologischen Entwicklung der Gesellschaftswissenschaften der DDR, Düsseldorf 1972.

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  68. So fürs Verhältnis Wirtschaftsgeschichte-Ökonomie: Robbe, a.a.O., bes. S. 104 f.; kritisch Kuczynski, Der Gegenstand der Wirtschaftsgeschichte, a.a.O., für den der Unterschied zwischen Politökonom und Wirtschaftshistoriker darauf zusammenschrumpft, daß dieser — aber nicht jener — die Kunst der Darstellung beherrschen, »kunstfertiger Berichterstatter«, »großer Erzähler der Vergangenheit«, »Propagandist des Fortschritts« sein müsse (S. 142, 145). Vgl. auch E<kermann/Mohr, a.a.O., S. 67 f.

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  69. Ebd., S. 57, 56; zum Verhältnis zwischen Soziologie und Geschichte ausführlich: Bollhagen, a.a.O. Verschwimmende Grenzen zwischen den beiden Wissenschaften sieht Bobinska, a.a.O., S. 85 ff., die im übrigen den Unterschied am ehesten in der Art der den beiden Wissenschaften zur Verfügung stehenden Quellen sehen will.

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  70. Innerhalb dieser entstehen für Sozialtheoretiker wichtige soziologisch-historische Arbeiten. Vgl. z. B. H. Steiner, Soziale Strukturveränderungen im modernen Kapitalismus. Zur Klassenanalyse der Angestellten in Westdeutschland, Berlin 1967.

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  71. Vgl. z. B. Rüttler/Lozek, a.a.O., S. 1119, passim.

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  72. Vgl. zuletzt die Kurzformulierung der Hauptinhalte dieser Theorie als Ausgangspunkt jedes marxistisch-leninistischen Historikers bei: Engelberg, TAX methodologischen Problemen der Periodisierung, a.a.O., S. 1219–1223.

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  73. Hier wurden längst nicht alle Funktionen der historisch-materialistischen Geschichtstheorie für die Geschichtswissenschaft analysiert, z. B. nicht ihre Funktionen für das Periodisierungs-problem. Prinzipiell bietet der Historische Materialismus ein Periodisierungsschema, das primär sozialökonomische Kriterien verwendet, eng mit dem Grundbegriff der sozialökonomischen Gesellschaftsformation verknüpft ist und durch Unterteilungen ein hohes Maß an Flexibilität gewinnen kann. Einführend dazu: Eckermann/Mohr, a.a.O., S. 81–84. — Welch problematische Aspekte diese Periodisierung enthält, sei nur an einem Beispiel kurz angedeutet: Engelberg (Zu methodologischen Problemen der Periodisierung, a.a.O., S. 1227) fordert zu Recht, daß eine Periodisierung scharfe Einschnitte liefern müsse. In bezug auf den Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus in Deutschland gelingt dies aber gar nicht. Engelberg datiert den Beginn dieses Übergangs um 1517–1536 (»frühbürgerliche Revolution«), ebd., S. 1238 ff.; Mottek sieht sein Ende um 1870 (Wirtschaftsgeschichte, Bd. 2, a.a.O., S. 17). Was leistet aber eine Periodisierung, die den »Übergang« von einer Epoche zur anderen mehr als 500 Jahre dauern läßt? Jedenfalls kommt dann alles darauf an, nach welchen Kriterien und in welcher Weise die Epochen und die »Übergänge« weiter unterteilt werden. Darüber besteht aber keine Klarheit.

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  74. Kritik der bürgerlichen Geschichtsschreibung, a.a.O., S. 79 ff.; Der XIII. Internationale Historikerkongreß, in: Zeitschrift f. Geschichtswissenschaft 19 (1971), S. 170 ff., 245 f. — Die Darstellung der marxistischen Position u. a. bei Lozek/Küttler, a.a.O.; die erkenntnistheoretisch-methodologische Position der Soziologie in der DDR skizziert zuletzt mit weiterer Literatur: P.C. Ludz, Soziologie und Marxismus in der DDR, in: ders., Hrsg., Soziologie und Marxismus in der Deutschen Demokratischen Republik, Bd. 1, Neuwied-Berlin 1972, S. XVIII-XXX (mit einigen Modifikationen auch für die Geschichtswissenschaft der DDR zutreffend).

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  75. Dazu: Kocka, Karl Marx und Max Weber im Vergleich, a.a.O. (s. Anmerk. 3).

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Peter Christian Ludz

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Kocka, V.J. (1972). Zur Jüngeren Marxistischen Sozialgeschichte. In: Ludz, P.C. (eds) Soziologie und Sozialgeschichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83551-2_20

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