Zusammenfassung
In der Mitte des 19. Jahrhunderts stellte das Habsburgische Österreich noch eine überwiegend ländliche Gesellschaft und Wirtschaft dar 1. Über drei Viertel der Bevölkerung wohnten auf dem Lande in Ortschaften mit weniger als 2000 Einwohnern. Nur in zwei Städten, Wien und Prag, lebten mehr als 100 000 Einwohner, und nur sechs andere Städte wiesen eine Bevölkerungszahl von über 20 000 auf. Zusammen haben in diesen größeren Gemeinden um 1850 etwa 5 Prozent der Gesamtbevölkerung des Staates gewohnt 2.
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Anmerkungen
Hier wird Österreich mit Zisleithanien gleichgesetzt.
Adna F. Weber, The Growth of Cities in the Nineteenth Century, Ithaca, N.Y., 1963 (1899), S. 98. Dieses Werk ist noch immer die umfassendste Darstellung der Verstädterung im 19. Jahrhundert.
österreichisches Städtebuch (zit. Öst. Stb.) 14 (1911), S. 4 f.; österreichische Statistik (zit. Ost. Stat.), N.F. 8. Jg., Heft 1, S. 112 f.; Wilhelm Hecke, Die Städte Österreichs nach der Volkszählung vom 31. Dezember 1910, in: Statistische Monatsschrift 39 (1913), S. 179–221.
Jiřĺ Klabouch, Die Gemeindeselbstverwaltung in Österreich 1848–1918, München/Wien 1968. Siehe auch Felix Czeike, Liberale, christlichsoziale und sozialdemokratische Kommunalpolitik (1861–1934), dargestellt am Beispiel der Gemeinde Wien, München/Wien 1962, und Rudolf Till, Geschichte der Wiener Stadtverwaltung in den letzten zweihundert Jahren, Wien 1957.
In den USA ist der bekannteste Vertreter dieser Richtung Eric Lampard.Vgl. seine Aufsätze Urbanization and Social Change. On Broadening the Scope and Relevance of Urban History, in: The Historian and the City, hrsgg. von Oscar Handlin und John Burchard, Cambridge (Mass.) 1963, S. 225–247; Historical Aspects of Urbanization, in: The Study of Urbanization, hrsgg. von Philip Hauser und Leo Schnore, New York 1965, S. 519–554. Wichtig ist ferner Charles Tillys Besprechung des zuletzt genannten Sammelbandes unter dem Titel The State of Urbanization, in: Comparative Studies in Society and History 10 (1967), S. 100–113. In Deutschland sind vor allem die Arbeiten von Günther Ipsen und Wolf gang Köllmann von Bedeutung. Vgl. W. Köllmann, The Population of Barmen before and during the Period of Industrialization, in: Population in History, hrsg. von D. V. Glass und D. E.C. Eversley, London 1965, S. 588–607; ders., The Process of Urbanization in Germany at the Height of the Industrialization Period, in: Journal of Contemporary History 4 (1969), Heft 3, S. 59–76; ferner ders., Zur Bevölkerungsentwicklung ausgewählter deutscher Großstädte in der Hochindustrialisierungsperiode, in: Jahrbuch für Sozial Wissenschaft 18 (1967), S. 129–144.
Zitiert nach E. Lampard, Urbanization and Social Change, a.a.O., S. 238.
Öst. Stb. 14(1911), S. 8.
Ebda.
Richard Engelmann, Österreichs städtische Wohnplätze mit mehr als 25 000 Einwohnern Ende 1910, in: Statistische Monatsschrift 40 (1914), S. 413–510. Bei Verwendung des Begriffs »städtischer Wohnplatz« käme zu den untersuchten Großstädten Österreichs eine weitere hinzu: Mährisch-Ostrau. Dieses Zentrum der österreichischen Schwerindustrie besaß 1910 eine Einwohnerzahl von 157 583 (und damit eine Zunahme von 562,2 Prozent gegenüber 1869).
Vgl. die Besprechung und vergleichende Statistik über »primate cities«, in: Emrys Jones, Towns and Cities, New York/London 1966, S. 81–84.
Von den wenigen Arbeiten zur modernen österreichischen Wirtschaftsgeschichte seien genannt: Herbert Matis, Die Wirtschaft der franzisko-josephinischen Epoche, in: Wirtschaftsgeschichte Österreichs, hrsg. vom Institut für Österreichkunde, Wien 1971, S. 151–184; Nachtim Gross, Industrialization in Austria in the Nineteenth Century, unveröffentl. Diss., University of California, Berkeley 1966; Richard Rudolph, The Role of Financial Institutions in the Industrialization of the Czech Crownlands, 1888–1914, unveröffentl. Diss., University of Wisconsin, Madison 1968; Ferdinand Tremel, Wirtschafts-und Sozialgeschichte Österreichs, Wien 1969.
Von den zahlreichen Arbeiten zur Démographie sind vor allem die folgenden herangezogen worden: Robert Kuczynski, The Measurement of Population Growth: Methods and Results (Demographic Monographs, Bd. 6), New York 1969 (1935); E. A. Wrigley, Population and History, London 1969; Roland Pressat, Population, Baltimore 1971; Gerhard Mackenroth, Bevölkerungslehre, Berlin 1953; Louis Henry, Manuel de démographie historique, Genève/ Paris 1967.
Vgl. W. Köllmann, The Process of Urbanization in Germany, a.a.O., S. 66.
A. F. Weber, a.a.O., S. 238.
Wenn nicht anders vermerkt, beziehen sich die demographischen Daten auf die rechtlichen Stadtgebiete.
Thomas H. Hollingsworth, The Importance of the Quality of the Data in Historical Demography, in: Daedalus, Spring 1968, S. 415–432. Siehe auch T. H. Hollingsworth, Historical Demography, London 1969.
Berechnet auf Grund der Daten in den Diagrammen 1–8.
Berechnet auf Grund der Daten in den Diagrammen 1–16 und Tabelle 9.
Arthur Red ford, Labour Migration in England, 1800–1850, 2. Aufl., Manchester 1964, S. 185.
Vgl. die Aufsätze von W. Köllmann (zit. in Anm. 5).
Über das österreichische Heimatrecht im allgemeinen vgl. Ludwig Spiegel, Das Heimatrecht und die Gemeinden, in: Schriften des Vereins für Sozialpolitik 122 (1907), Heft 6, S. 7–50. Die Heimatgesetznovelle von 1896 hat seit 1901 den Erwerb eines neuen Heimatrechts nach zehn Jahren ununterbrochenen Aufenthalts, in denen der Antragsteller der öffentlichen Armenversorgung nicht zur Last gefallen ist, ermöglicht.
In den übrigen Volkszählungen sind die entsprechenden Daten nicht erhoben worden.
Heinrich Rauchberg, Der Zug nach der Stadt, in: Statistische Monatsschrift 19 (1893), S. 125–171; wenn nicht anders vermerkt, entstammen sämtliche Daten über die Wanderung in Graz der Öst. Stat., 33. Jg., Heft 4, S. 5–103.
R. Engelmann, a.a.O. (Anm. 9), S. 480.
Johann Kleinoscheg, Wie macht man aus Graz eine Fremden-Stadt? Graz 1890.
Entnommen dem Statistischen Monatsbulletin, hrsg. vom Stadtphysikat Graz, Graz 1884 bis 1893.
Im Jahre 1888 gehörten fast 60 Prozent der unverehelichten Mütter der Hausdienerschaft an (vgl. Öst. Stb. 4 [1891], S. 184).
Statistisches Monatsbulletin, a.a.O. (Anm. 26).
Dieses Problem ist jetzt ein Hauptforschungsgebiet der amerikanischen Stadthistoriker. Vgl. Stephen Thernstrom und Peter Knights, Men in Motion: Some Data and Speculations about Urban Population Mobility in Nineteenth-Century America, in: Journal of Interdisciplinary History 1 (1970), S. 7–36; Peter Knights, »Population Turnover, Persistence and Residential Mobility in Boston, 1830–1860«, in: Nineteenth-Century Cities. Essays in the New Urban History, hrsg. von Stephen Thernstrom und Richard Senne tt, New Haven 1969, S. 258–274.
Über die nationale Tradition in Graz vgl. Berthold Sutter, Die Badenischen Sprachenverordnungen von 1897 (Veröffentlichungen der Kommission für neuere Geschichte Österreichs, Bde. 46–47) Graz/Köln 1960–65; William H. Hubbard, Politics and Society in the Central European City: Graz, Austria, 1861–1918, in: Canadian Journal of History 5 (1970), S. 25–45.
H. Rauchberg, a.a.O. (Anm. 23), legte eine gründliche Untersuchung der Wanderung in Wien um 1890 vor.
Ein größerer natürlicher Zuwachs bei den Tschechen hat zumindest in Prag auch zu dieser Verschiebung beigetragen. Vgl. Jan Havránek, Social Classes, Nationality Ratios and Demographic Trends in Prague, 1880–1890, in: Historica 13 (Prag 1966), S. 171–208.
R. Engelmann, a.a.O. (Anm. 9), S. 480.
Ebda., S. 474–479.
G. Mackenroth, a.a.O. (Anm. 12), S. 128.
Über diese Problematik siehe Mackenroth, ebda., S. 388 ff. In einem jüngst erschienenen Aufsatz untersucht Edward Shorter die Illegitimität als Indiz der Modernisierung: Illegitimacy, Sexual Revolution and Social Change in Modern Europe, in: Journal of Interdisciplinary History 2 (1971), S. 237–272. Von demselben Verfasser siehe auch »Sexual Change and Illegitimacy: The European Experience«, in: Modern European Social History, hrsg. von Robert J. Bezucha, Lexington (Mass.) 1972, S. 231–269.
Besonders Günther Ipsen, Stadt (VI), in: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Bd. IX, Stuttgart 1965, S. 788 ff.
So genannt in: Encyclopaedia Britannica, 11th ed., Bd. 4, New York 1911, S. 684–685.
Dies war auch in Graz der Fall; der Vorort Eggenberg war eine ausgesprochene Arbeiterkolonie.
Zur allgemeinen Problematik vgl. Industrialization and Society, hrsg. von Bert F. Hoselitz und Wilbert E. Moore, Paris 1966; W. E. Moore, Order and Change. Essays in Comparative Sociology, New York 1967; The Sociology of Economic Development, hrsg. von Gayl D. Ness, New York 1970.
Stanley H. Udy, Jr., Work in Traditional and Modern Society, Englewood Cliffs, N.J., 1970, S. 59–96.
Vgl. Michael Mitterauer, Das Problem der zentralen Orte als sozial-und wirtschaftshistorische Forschungsaufgabe, in: Vierteljährschrift für Sozial-und Wirtschaftsgeschichte 58 (1971), S. 433; ferner Allgemeine Stadtgeographie, hrsg. von Peter Schoeller (Wege der Forschung, Bd. 181), Darmstadt 1969; sowie die beiden grundlegenden Werke von Robert E. Dickinson: The West European City, 2. Aufl., London 1961; The City Region in Western Europe, London 1967.
W. E. Moore, The Impact of Industry, Englewood Cliffs, N.J., 1965, S. 80–82. In mancher Beziehung gilt dieses Phänomen auch für Triest.
Dazu siehe auch St. Thernstrom, Reflections on the New Urban History, in: Historical Studies Today, hrsg. von Felix Gilbert und Stephen Graubard, New York 1971, S. 320–336.
Über Kommunalpolitik und Elitenstruktur in Graz vgl. William H. Hubbard, Politics and Society in the Central European City …, a.a.O. (Anm. 30); ders., Die Entwicklung der Grazer Stadtverfassung, 1869–1918, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz 4 (1971), S. 7–46. Wichtige ökologische Studien sind: Soziologische Studien zur Verstädterung der Prager Umgebung, hrsg. von Zdenék Ullrich, Prag 1938; Hans Bobeck und Elisabeth Lichtenberger, Wien. Bauliche Gestalt und Entwicklung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, Graz/Köln 1966.
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Hubbard, W.H. (1972). Der Wachstumsprozess in den ÖSterreichischen Gross-Städten 1869–1910. In: Ludz, P.C. (eds) Soziologie und Sozialgeschichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83551-2_16
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