Skip to main content

Sozialpolitik zwischen staatlicher Systematisierung und situativer Operationalisierung

Zur Problem- und Programmgeschichte sozialer Politik

  • Chapter
  • 206 Accesses

Part of the book series: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie ((KZSS,volume 19))

Zusammenfassung

Die problem- und programmgeschichtliche Aufarbeitung des Komplexes ‚soziale Politik‘ hat davon auszugehen, daß mit dem Ineinandergreifen der Begriffe des „Sozialen“ und des „Politischen“ jeweils sowohl perspektivische Fassungen gesellschaftswissenschaftlichen Erkennens, wie institutionelle Fügungen sozialstaatlichen Handelns programmiert waren. Entsprechend interessieren die Verweisungs- und Wirkungszusammenhänge zwischen einer sich wandelnden Aspekt- und Problemstruktur sozialwissenschaftlicher Gesellschaftsanalyse und einer sich wandelnden Programm- und Organisationsstruktur sozialpolitischer Entscheidungs- und Verwaltungspraxis.

Der Verfasser dankt Dr. Hans Nokielki für Hinweise, Anregung und Kritik.

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Anmerkungen

  1. Zur Begriffsgeschichte „Sozialpolitik“ vgl. L. v. Bortkiewicz, Der Begriff „Sozialpolitik“, in: Jb. für Nationalökonomie u. Statistik, Bd. 72 (1899), S. 332–349; L. v. Wiese, Einführung in die Sozialpolitik, Leipzig 1910, S. 5 ff; E. Pankoke, Sociale Bewegung — Sociale Frage — Sociale Politik, Grundfragen der deutschen Sozialwissenschaft im 19. Jahrh., Stuttgart 1970, 164 ff.

    Google Scholar 

  2. Dieses Bewußtsein, daß mit der Transformation des Feudalismus die heimlichen Leistungen ständischer Vergemeinschaftung nun zum offenen Problem und zur institutionellen Herausforderung öffentlicher Verantwortung wurde, artikulierte sich bereits in Hegels staatsphilosophischen Reflexionen der institutionellen Konsequenzen des „Herabsinkens einer großen Masse über das Maß einer gewissen Subsistenzweise“ (G.W.F. Hegel, Philosophie des Rechts § 244). Die Überführung der sozialen Hilfe wie der sozialen Kontrolle aus den primären Bindungen von Haus und Herrschaft wie aus der „Zufälligkeit subjektiver Hilfe (Almosen, Stiftungen)“ markiert § 242: „Die allgemeine Macht übernimmt die Stelle der Familie bei den Armen, ebensosehr in Rücksicht ihres unmittelbaren Mangels als der Gesinnung der Arbeitsscheu, Bösartigkeit und weiterer Lasten, die aus solcher Lage und dem Gefühl des Unrechts entspringen“.

    Google Scholar 

  3. Vgl. hierzu R. Koselleck, Preußen zwischen Reform und Revolution, Stuttgart 1967, S. 631: „Die soziale Frage war nicht mehr an Stadt oder Land, an die einzelnen Provinzen gebunden, sie war gesamtstaatlich, ja sie tauchte erst auf, weil sie regional nicht mehr lösbar war, durch die Gemeinden, Kreise und Städte hindurchgriff.“

    Google Scholar 

  4. Erste Ansätze der „gesellschaftswissenschaftlichen“ Analyse dieser Entwicklung und der gesellschaftspolitischen Möglichkeit, die „Bewegungen“ der Gesellschaft über staatlich beherrschte „Bewegungshebel“ zu steuern, finden sich bereits bei M.v. Lavergne-Peguilhen, Grundzüge der Gesellschaftswissenschaft I. Die Bewegungs-und Productionsgesetze, Königsberg 1838; dazu E. Pankoke, Sozialer Fortschritt und soziale Verwaltung. Planungstheoretische Ansätze in der deutschen Staats-und Gesellschaftswissenschaft des 19. Jahrh., in: Die Verwaltung 2 (1969), S. 431 ff.

    Google Scholar 

  5. Vgl. A. Gladen, Geschichte der Sozialpolitik in Deutschland, Wiesbaden 1974, S. 18 f.

    Google Scholar 

  6. „Das Proletariat beginnt erst durch die hereinbrechende industrielle Bewegung für Deutschland zu werden, denn nicht der naturwüchsig entstandene, sondern die künstlich produzierte Armut … bildet das Proletariat“; K. Marx, Zur Kritik der Hegeischen Rechtsphilosophie (1843/44), in: Frühe Schr. I, 1962, S. 504.

    Google Scholar 

  7. Zu den sozialkritischen, sozialpolitischen Konzepten der ‚bürgerlichen ‘Liberalismuskritik der Jahrhundertmitte (Mohl, Schäffle, Stein) vgl. ausführlich: Pankoke, Sociale Bewegung, S. 183 ff.

    Google Scholar 

  8. Bei einer Würdigung von Riehls Programm einer „conservativen Socialpolitik“ ist zu beobachten, daß es sich sowohl um ein theoretisch-methodologisches Konzept der gesellschaftswissenschaftlichen Aufmerksamkeit für die Unterschiede der jeweils besonderen Lebenslagen von „Land und Leuten“ handelt, wie um die praktische Programmatik einer sozialpolitischen Berücksichtigung dieser Besonderheiten und Eigenheiten der Gesellschaft. W.H. Riehl, Die Naturgeschichte des Volkes als Grundlage einer deutschen Socialpolitik, Stuttgart/Tübingen 1854–1869, 4 Bände.

    Google Scholar 

  9. Vgl. G. Mayer, Die Trennung der proletarischen von der bürgerlichen Demokratie in Deutschland (1863–1870), in: Archiv f. d. Geschichte des Sozialismus II (1912), S. 1 ff. Zur sozialpolitischen Kontroverse: „Staatshilfe“ (Lassalle) oder „Selbsthilfe“ (Schulze-Delitzsch), vgl. W. Conze, Möglichkeiten und Grenzen der liberalen Arbeiterbewegung in Preußen. Das Beispiel Schulze-Delitzsch, Heidelberg 1965; E. Pankoke, Soziale Selbstverwaltung. Zur Problemgeschichte sozialliberaler Gesellschaftspolitik, in: Archiv für Sozialgeschichte, 12 (1972), S. 185-203. Daß sich an der Kontroverse um ‚Selbsthilfe ‘und ‚Staatshilfe ‘auch die Unterscheidung zwischen sozialistischer Arbeiterbewegung und sozialkonservativem ‚Staatssozialismus ‘klären konnte, zeigt D. Blasius, Konservative Sozialpolitik und Sozialreform im 19. Jahrhundert, in: G.K. Kaltenbrunner, Hg., Rekonstruktion des Konservativismus, Freiburg 1972, S. 469-88.

    Google Scholar 

  10. Zur politischen Sozialgeschichte des ‚Kaiserreiches‘ vgl. H. U. Wehler, Das deutsche Kaiserreich 1871–1918, Göttingen 1973; zur Sozialpolitik im Kaiserreich vgl. A. Gladen, Geschichte, S. 48 ff.

    Google Scholar 

  11. Vgl. G. Albrecht, Verein für Sozialpolitik, HdSW, Bd. 11 (1961), S. 10–16; D. Lindenlaub, Richtungskämpfe im Verein für Sozialpolitik. Wissenschaft und Sozialpolitik im Kaiserreich, Wiesbaden 1967.

    Google Scholar 

  12. G. Schmoller, Eröffnungsrede am 6. 10. 1872, in: Verhandlungen der Eisenacher Versammlung zur Besprechung der sozialen Frage am 6./7.10. 1872, Berlin 1873. Dazu: Lindenlaub, Richtungskämpfe S. 4; Gladen, Geschichte S. 52.

    Google Scholar 

  13. Vgl. Lindenlaub, Richtungskämpfe S. 85 ff.

    Google Scholar 

  14. Vgl. Lindenlaub, Richtungskämpfe S. 27, 31.

    Google Scholar 

  15. Zur ‚tagespolitischen ‘Wirksamkeit der vielfältigen Untersuchungs-und Verhandlungsthemen des Vereins vgl. Lindenlaub, Richtungskämpfe, S. 34 ff.

    Google Scholar 

  16. C. Menger, Untersuchungen über die Methode der Sozialwissenschaften und der politischen Ökonomie, Wien 1883; G. Schmoller, Zur Methodologie der Staats-und Sozialwissenschaften, Schmollers JB. 1883, S. 239–258. Vgl. zum ‚älteren Methodenstreit‘: Lindenlaub, Richtungskämpfe S. 96 ff.

    Google Scholar 

  17. Lindenlaub, Richtungskämpfe, S. 38 ff.

    Google Scholar 

  18. Chr. v. Ferber. Der Werturteilsstreit 1909/1959. Versuch einer wissenschaftsgeschichtlichen Interpretation, in: Kölner Zeitschrift f. Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 11 (1959), S. 21-37.

    Google Scholar 

  19. M. Weber, Die ‚Objektivität’ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis (1904), Ges. Aufsätze zur Wissenschaftslehre, 3. Aufl. 1968, S. 146–214.

    Google Scholar 

  20. Die sozialpolitische Indifferenz des legalen Rechtsstaates gegenüber der situativen Besonderheit gesellschaftlicher Bedarfs-, Interessen-und Anspruchslagen wird von Max Weber verwaltungssoziologisch auf die strukturelle Inkompatibilität zwischen der formalen Rationalität bürokratischer und der Wertrationalität einer „materiellen Gerechtigkeit“ herausgearbeitet, die mit ihren „am konkreten Fall und der konkreten Person orientierte Postulate mit dem Formalismus und der regelgebundenen kühlen ‚Sachlichkeit ‘der bürokratischen Verwaltung unvermeidlich zusammenstößt und aus diesem Grunde emotional verwerfen muß, was rational gefordert worden war“. (M. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Studienausgabe, Tübingen 1964, S. 721). Wo im Interesse der „besitzlosen Massen … Recht und Verwaltung im Dienst des Ausgleichs der ökonomischen und sozialen Lebenschancen gegenüber den Besitzenden stehen … “, mußte für Weber „jede Art von intensiver Beeinflussung der Verwaltung durch die sog. ‚öffentliche Meinung ‘… den rationalen Ablauf von Politik und Verwaltung kreuzen“ (S. 721). Der Kontext dieser Überlegungen wird daran deutlich, daß Weber die Problematik jener „Neigung der Beamten zu material-utilitaristisch gerichteter Behandlung ihrer Verwaltungsaufgaben im Dienste der zu beglückenden Beherrschten“ ausdrücklich in den Problemzusammenhang einer „Theorie der Demokratie“ (S. 166) verwies. Genauer gesagt ging es ihm um die politischen Kosten der bonapartistischen Erzeugung von Massenloyalität, „insofern die Legitimitätsabhängigkeit plebiszitärer Gewalten von dem Glauben und der Hingabe der Massen sie zwingt, materiale Gerechtigkeitspostulate auch wirtschaftlich zu vertreten, also den rationalen Charakter von Justiz und Verwaltung durch einer materiale (‚Kadi‘—) Justiz ( … Bezugsscheinsysteme, alle Arten rationierter und kontrollierter Produktion und Konsumation) zu durchbrechen“ (S. 206). So wurde für Weber die „Zwiespältigkeit“ der Verbindung von demokratischer und bürokratischer „Minimisierung von Herrschaft“ (S. 721) als verwaltungssoziologisches Problem manifest.

    Google Scholar 

  21. Verhandlungen des Vierten Deutschen Soziologentages am 29. und 30.9. 1924 in Heidelberg, Tübingen 1924.

    Google Scholar 

  22. A. Günther, Theorie der Sozialpolitik, 1922; L. Heyde, Abriß der Sozialpolitik, 3. Aufl., Leipzig 1923.

    Google Scholar 

  23. Vgl. das Referat A. Günther, Soziologie und Sozialpolitik (S. 8–70), S. 37.

    Google Scholar 

  24. Vgl. das Referat L. Heyde, Soziologie und Sozialpolitik (S. 71–92), 89.

    Google Scholar 

  25. A. Adler, Diskussionsbeitrag, in: Verhandlungen 1924 (S. 100–105), 101.

    Google Scholar 

  26. Vgl. L. Preller, Sozialpolitik in der Weimarer Republik, Stuttgart 1949; Gladen, Geschichte S. 91–102.

    Google Scholar 

  27. Vgl. B. Nikles, Jugendpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Entwicklungen, Merkmale, Orientierungen, Opladen 1976, S. 30–38.

    Google Scholar 

  28. Zwei Tendenzen dieses Herunterschaltens zeichneten sich ab. wobei die kontroversen Intentionen der diese neue Teilpolitik wesentlich mittragenden Parteien unterschiedlich wirksam wurden. Setzte sich insbesondere das ‚Zentrum ‘mit Erfolg dafür ein, im Sinne des Subsidiaritätsprinzips die Bearbeitung von Problemlagen des Jugendalters primär den unmittelbar damit befaßten Institutionen und Organen der Gesellschaft (Familie, Verein, Verband, Kirche) zuzuweisen, so war die dazu gegenläufige Tendenz einer Kommunalisierung, wie sie mit den neuen Institutionen des Jugendwohlfahrtsausschusses und des kommunalen Jugendamtes zum Ausdruck kam, insbesondere dem Einfluß der Sozialdemokratie zuzurechnen. Vgl. dazu Nikles, Jugendpolitik S. 35.

    Google Scholar 

  29. Zu den Auseinandersetzungen um die sog. „Krisis der Sozialpolitik“, wie sie insbesondere im Umkreis der mehr an praktischen Fragen der Arbeits-und Betriebspolitik orientierten „Gesellschaft für soziale Reform“ geführt wurde, vgl. Preller, Sozialpolitik S. 208.

    Google Scholar 

  30. So zeichnete der Arbeitswissenschaftler Götz Briefs das institutionelle Dilemma auf, wie „nach dem Kriege … der demokratische Staat ‚offen ‘geworden war für die gesellschaftlichen Mächte und mögliches Instrument für deren Ziele“ und so „Neutralität in doppeltem Sinne einbüßte: die geschichtlichen Bedingungen seines Daseins zwingen ihn stärkstens in die wirtschaftlichen und sozialen Auseinandersetzungen hinein, gleichzeitig wird er Instrument der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen“. Diesen doppelten Neutralitätsverlust, womit sich die liberale Trennung von Staat und Gesellschaft aufheben mußte, brachte Briefs auf die Formeln, daß einerseits „der Staat zum Organ der Gesellschaft geworden“, andererseits mit der Politisierung der gesellschaftlichen Gruppeninteressen diese dazu tendieren, „ein mittelbares Organ des Staates zu werden“. G. Briefs, Sozialform und Sozialgeist der Gegenwart, in: A. Vierkandt (Hg.) Hwb. der Soziologie, Stuttgart 1931 (S. 160-173) 169.

    Google Scholar 

  31. Vgl. C. Schmitt, Hüter der Verfassung, Tübingen 1931.

    Google Scholar 

  32. Zur Entwicklung der Sozialpolitik in der BRD: Gladen, Geschichte S. 14 ff. B. Külp und W. Schreiber (Hrsg.), Soziale Sicherheit, Köln und Berlin 1971; H. P. Widmaier, Sozialpolitik im Wohlfahrtsstaat. Zur Theorie politischer Güter, Reinbek b. Hamburg 1976.

    Google Scholar 

  33. Vgl. E. Liefmann-Keil, Ökonomische Theorie der Sozialpolitik Berlin u. a. 1961, S. 3: „Das Gleichheitsideal wird zu einer häufig vertretenen Normvorstellung. Mehr oder minder klare Auffassungen von Gleichheit — als Voraussetzung von Gleichbehandlung — beeinflussen die praktischen sozialpolitischen Forderungen … Die Forderungen richten sich sowohl auf einen interpersonalen wie auf einen intertemporalen Ausgleich der Einkommen … Mit der These, die Sozialpolitik sei Politik der Einkommensverteilung wird zugleich eine Betrachtungsweise — und zwar die ökonomische — ausgewählt.“

    Google Scholar 

  34. Kritisch dazu H. Achinger, Soziologie und Sozialreform, Verhandlungen des vierzehnten Deutschen Soziologentages vom 20. bis 24. Mai 1959 in Berlin, Stuttgart 1959, S. 27–52, bes. 49.

    Google Scholar 

  35. H. Achinger, Sozialpolitik als Gesellschaftspolitik, Hamburg 1958, S. 58.

    Google Scholar 

  36. G. Mackenroth, Die Reform der Sozialpolitik durch einen deutschen Sozialplan, Schriften des Vereins für Sozialpolitik. N. F., Bd. 4, Verhandlungen auf der Sondertagung in Berlin, 18. und 19. April 1952, Berlin 1952.

    Google Scholar 

  37. V. Ronge und G. Schmieg (Hrsg.), Politische Planung in Theorie und Praxis, München 1971, S. 7.

    Google Scholar 

  38. Zu den organisatorischen Aspekten von Reformpolitik: R. Mayntz und F. W. Scharpf (Hrsg.), Planungsorganisation, München 1973; F. W. Scharpf u. a., Politische Durchsetzbarkeit innerer Reformen, Göttingen 1974; C. Offe, Berufsbildungsreform. Eine Fallstudie Frankfurt/Main 1975.

    Google Scholar 

  39. Zur Sozialberichterstattung vgl. die „Materialien zum Bericht zur Lage der Nation“ (1971, 1972, 1974), die Jugendberichte (1965, 1968, 1972, in Vorbereitung 1976), die Familienberichte (1968, 1975), vgl. zur gesellschaftlichen Funktion von Sozialberichterstattung das „Besprechungsforum zum Zweiten Familienbericht“, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 5 (1976) S. 285-306. Zum politischen Stellenwert der Jugendberichte vgl. die Studie B. Nikles, Jugendpolitik, Opladen 1976. Das politische Interesse an sozialwissenschaftlicher Politikorientierung dokumentiert auch die Schriftenreihe der „Kommission für wirtschaftlichen und sozialen Wandel“, Göttingen 1973 ff.

    Google Scholar 

  40. Diese Entwicklung war insoweit vorbereitet, als die thematische Ausweitung sozialer Politik zu einer Nachfrage nach sozialwissenschaftlicher Entscheidungshilfe geführt hatte, wie man sie zunächst von einer breit angelegten sozialempirischen Enqueteforschung erwartet hatte. Der Ausbau der Sozial Wissenschaft in den 1960er Jahren war zumindest äußerlich durch diese Nachfrage bestimmt. Hierbei führte insbesondere das den sozialpolitischen Teilplanungen zugeordnete Instrument einer nach Teilpolitiken spezifizierenden Sozialberichterstattung dazu, in der Sozialwissenschaft ressortspezifische Forschungsaktivitäten zu fördern. Hinzuweisen ist auf den Aufbau und Ausbau staatlicher Forschungsstellen, auf die Flankierung der teilpolitischen Planwerke und Berichterstattung durch gezielte Forschungsaufträge und auf die Forderung nach sozialwissenschaftlich orientierten Spezialisten — was etwa Mitte der 1960er Jahre einer Wachstumsschub beim Ausbau der akademischen Soziologie in Lehre und Forschung auslöste.

    Google Scholar 

  41. Vgl. F. X. Kaufmann und Schneider, Modelleinrichtungen — ein Instrument für experimentelle Reformverfahren in der Sozialpolitik?, in: Neue Praxis, 3/75, S. 206–218; E. Pankoke, H. Nokielski, Th. Beine, Neue Formen gesellschaftlicher Selbststeuerung in der Bundesrepublik Deutschland, Göttingen 1975.

    Google Scholar 

  42. Vgl. J. Habermas, Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus, Frankfurt/Main 1973; C. Offe, Strukturprobleme des kapitalistischen Staates, Frankfurt/Main 1973.

    Google Scholar 

  43. Erst die staatliche, als Reformpolitik verfaßte Modernisierung konnte durch ihr Zusammentreffen mit der als basisdemokratisch inszenierten Alltagspolitisierung jene (sozial-)politische Sensibilität erzeugen, die im Bereich der Sozialwissenschaft zu einer exensiven Beschäftigung mit den Folgen staatlicher Intervention (bzw. Nicht-Intervention) in den Verfügungs-, Lebens-und Handlungsraum der als Bürger, Betroffene oder auch als Situationsgruppen bezeichneten „Akteure“ führte. Vgl. auch J. Bergmann, G. Brand, K. Körber, C. Offe, E. Th. Mohl, Herrschaft, Klassenverhältnis und Schichtung, in: Verhandlungen des 16. Deutschen Soziologentages (1968), Frankfurt 1969, S. 67-86, bes. 86 f.

    Google Scholar 

  44. Vgl. als kritische Stellungnahmen gegen eine Ausweitung des Themenfeldes der „Sozialpolitik“ auf Fragestellungen der „Volkswohlfahrtspolitik“ wie der „Gesellschaftspolitik“: G. Albrecht, Gesellschaftspolitik — Sozialpolitik — Volkswohlfahrtspolitik, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft, Jg. 81 (1961), 2. Hb., S. 385-419. Albrecht begründet seine Politik an der „Sach-und Begriffsverwirrung“ vor allem damit, daß diese in Deutschland „mit der Errichtung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ zusammenfalle. „Mit der aus rein politischer Sicht dekretierten ‚Volksgemeinschaft’ sollte das Erfordernis einer Politik hinfällig geworden sein, die dem Ausgleich von Interessenunterschieden und-gegensätzen innerhalb der Wirtschaftsgesellschaft zu dienen bestimmt war, da es solche per ordre de mufti nicht mehr gab.… und so gab es bald auch im Bereich der Wissenschaft an Stelle der früher zu hohem Ansehen gelangten sozialwissenschaftlichen Teüdisziplin ‚Sozialpolitik ‘nur noch eine Lehre von der Sozial-und Arbeitsverwaltung“ (S. 385). Ähnlich argumentierte auch Krüger, wenn er darauf hinweist, daß die „universalistischen“ Argumente für soziale Sicherung wie für soziale Investitionen zu der Unterstellung führen, „daß alle Gesellschaftsmitglieder gleich betroffen … seien. Diesen Fiktionen muß eine Sozialpolitik zur Beseitigung sozialer Ungleichheiten systematisch nachgehen … Das alte und unverändert aktuelle Problem einer so verstandenen Sozialpolitik ist also die unterschiedliche Verteilung von Lebenschancen.“ J. Krüger, Soziale Ungleichheit und Sozialpolitik, in: Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit, Jg. 6, (1975), S. 258 f.

    Google Scholar 

  45. Vgl. auch H. Günter, Sozialpolitik und post-industrielle Gesellschaft; in: Soziale Welt, Jg. 24 (1973), S. 1–24. Speziell zu Entwicklungen im Bereich Industrial Relations: H. Hartmann, H. W. Hetzler, W. Pöhler, O. Neuloh, Industrial Relations im kommenden Jahrzehnt, in: Soziale Welt, Jg. 21/22(1971), S. 419-438.

    Google Scholar 

  46. Allgemein zum Problem der Sozialklientel-Gruppen vgl. H. Baier in diesem Heft.

    Google Scholar 

  47. Dazu Offe, Strukturprobleme.

    Google Scholar 

  48. Zu ersten Hinweisen: Arbeitsgruppe „Industrieller Ballungsraum“ (Universität Essen: Lück, Nokielski, Pankoke und Rohe), Industrieller Ballungsraum, Zur sozialwissenschaftlichen Problematisierung, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 5 (1976), S. 309-318.

    Google Scholar 

  49. So konnte gerade im Zusammenhang mit der Erforschung der Praxisfelder sozialer Arbeit nachgewiesen werden, daß wirtschaftliche Deprivationen, soziale Stigmatisierungen, aber auch physische Behinderungen in der Regel noch dadurch verschärft werden, daß die Betroffenen aufgrund ihrer Sozialisation — aber auch aufgrund partieller Entmündigungen seitens der Instanzen sozialer Kontrolle — kaum artikulations-und konfliktfähig sind.

    Google Scholar 

  50. Vgl. Widmaier., Sozialpolitik, S. 112 ff.

    Google Scholar 

  51. Vgl. die Beiträge von Kaufmann und Hondrich in diesem Heft.

    Google Scholar 

  52. Vgl. A. Murswieck, Politische Steuerung und soziale Integration — Handlungsgrenzen einer staatlichen Sozialpolitik, in: P. Grottian und A. Murswieck, Haod’iungsspielräume der Staatsadministration, Hamburg 1974, S. 190–210.

    Google Scholar 

  53. G. Böhme, W.v.d. Daele und W. Krohn, Die Finalisierung de, Wissenschaft, Zeitschrift für Soziologie, Jg. 2 (1973), S. 128–144.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Christian Von Ferber Franz-Xaver Kaufmann

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1977 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

Pankoke, E. (1977). Sozialpolitik zwischen staatlicher Systematisierung und situativer Operationalisierung. In: Von Ferber, C., Kaufmann, FX. (eds) Soziologie und Sozialpolitik. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, vol 19. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83545-1_3

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83545-1_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-11410-1

  • Online ISBN: 978-3-322-83545-1

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics