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Sozialpolitik und soziale Dienste: Entwurf einer Theorie personenbezogener Dienstleistungen

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Soziologie und Sozialpolitik

Part of the book series: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie ((KZSS,volume 19))

Zusammenfassung

Der Wandel sozialpolitischer Aufgaben hat zu einer zunehmenden Soziologisierung sozialpolitischer Praxis beigetragen. Im vorliegenden Beitrag geht es um die Begründung und theoretische Ausarbeitung dieser These. Behauptet wird eine wachsende Kongruenz praktischer und soziologischer Definitionen gesellschaftlicher Probleme, eine Kongruenz, von der wir annehmen, daß sie strukturell bedingt ist. Zwar ist der Soziologe — anders als der Nationalökonom — heute noch nicht in der Lage, auf eine eigenständige und ausgearbeitete Theorie der Sozialpolitik zurückzugreifen, eine „eigenständige“ Theorie wäre vermutlich auch gar nicht sinnvoll und wünschbar; dennoch stehen wir hier, hinsichtlich ausgearbeiteter Theoriestücke mit mehr als nur leeren Händen da. Eine Theorie personenbezogener Dienstleistungen, wie wir sie im folgenden zu umreißen suchen, hätte u. E. insbesondere drei Vorzüge: Zum einen erlaubt sie eine Verknüpfung makroanalytischer und mikroanalytischer Überlegungen; zum zweiten gewährleistet ihr Anknüpfen an Einsichten der Wirtschaftsstatistik und der Dienstleistungsökonomie eine direkte Verbindung zur Wirtschaftswissenschaft und damit zur im Felde der Sozialpolitik bisher wichtigsten Nachbardisziplin; zum dritten schließlich ermöglicht der hier vorgetragene Ansatz eine kritisch-integrative Aufarbeitung bereits vorhandener, bislang noch meist unverbunden nebeneinanderher existierender Bindestrichsoziologien und der dort geleisteten historischen und empirischen Forschungen. Und er vermag seinerseits — so hoffen wir — neue historische oder empirische Forschungen anzuregen.

Die Teile I und IV wurden von Bernhard Badura, die Teile II und III von Peter Gross verfaßt. Zu einer ausführlichen Behandlung einiger der hier angesprochenen Probleme verweisen wir auf B. Badura und P. Gross, Sozialpolitische Perspektiven. Eine Einführung in Grundlagen und Probleme sozialer Dienstleistungen, München 1976.

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Anmerkungen

  1. Walter Weddingen, Erdrutsch in der Wissenschaft Sozialpolitik?, in: Schmollers Jahrbuch, 87/4 (1967), S. 417–440, hier S. 419.

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  2. „Auch die Arbeit einiger angesehener Berufsstände in einer Gesellschaft ist, wie die der Dienstboten, unproduktiv … Als unproduktiv können … die Tätigkeit des Herrschers samt seiner Justizbeamten und Offiziere, ferner das Heer und die Flotte angesehen werden. In die gleiche Gruppe muß man auch einige Berufe einreihen, die äußerst wichtig und bedeutend oder sehr anrüchig sind: Zum einen Geistliche, Rechtsanwälte, Ärzte und Schriftsteller aller Art, zum anderen Schauspieler, Clowns, Musiker, Opernsänger und Operntänzer. Zweifellos hat selbst die Tätigkeit des Geringsten unter ihnen einen gewissen Wert… Dennoch vermag selbst der Ehrenwerteste und der Nützlichste unter ihnen nichts zu liefern, womit man später einen gleichen Dienst kaufen oder besorgen könnte. Wie die Deklamation eines Schauspielers, die feierliche Ansprache eines Redners oder der Ton eines Musikers, so geht auch die Arbeit der anderen in dem Augenblick unter, in dem sie entsteht… Das nationale Jahresprodukt aus Boden und Arbeit kann an Wert lediglich dann zunehmen, wenn die Zahl der produktiv Beschäftigten oder deren Produktivkraft erhöht wird“ (Adam Smith, Der Wohlstand der Nationen, München 1974, S. 273 u. S. 283). „Der großen Masse sog., „höherer“ Arbeiter — wie der Staatsbeamten, Militärs, Virtuosen, Ärzte, Pfaffen, Richter, Advokaten usw. —, die zum Teil nicht nur nicht produktiv sind, sondern wesentlich destruktiv, aber sehr großen Teil des „materiellen“ Reichtums teils durch Verkauf ihrer „immateriellen“ Waren, teils durch gewaltsame Aufdrängung derselben sich anzueignen wissen, war es keineswegs angenehm, ökonomisch in dieselbe Klasse mit den buffoons und menial servants verwiesen zu werden und bloß als Mitkonsumenten, Parasiten der eigentlichen Produzenten … zu erscheinen“ (Karl Marx, Theorien über den Mehrwert. Erster Teil, MEW Bd. 26.1, S. 127 u. S. 145).

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Christian Von Ferber Franz-Xaver Kaufmann

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Gross, P., Badura, B. (1977). Sozialpolitik und soziale Dienste: Entwurf einer Theorie personenbezogener Dienstleistungen. In: Von Ferber, C., Kaufmann, FX. (eds) Soziologie und Sozialpolitik. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, vol 19. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83545-1_15

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83545-1_15

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-11410-1

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