Zusammenfassung
Im Mittelpunkt dieser Ausführungen stehen die Arbeiten Gerhard Weissers, die sich auf die Gestaltung des Verhältnisses von Politik und Wissenschaft beziehen, wobei er der Wissenschaft explizit eine Beraterfunktion zuweist. Die Forderung an die Wissenschaft, durch die ausgewiesene Beachtung der normativen Prämissen einen rationalen Zielfindungsprozeß zu gewährleisten, bildet den Kerngedanken seiner wissenschaftlichen Bemühungen. Diese gehen seit Jahrzehnten dahin, eine systematische Ordnung der Sozialwissenschaften unter ihrem erkenntnisleitenden Aspekt zu postulieren1. Neben den „explikativen“ (= seinswissenschaftlichen) Wissenschaften, die sich auf die Erweiterung unserer Erkenntnisse beziehen, sollen dann die „praktischen“ (= normativen) Sozialwissenschaften stehen, die die handlungsbestimmenden Grundanliegen, sowie ihre daraus abgeleiteten Forderungen als „praktische“ Prämissen in konkrete Systeme der Politikberatung einführen. „Angeregt wird also, daß die Gesamtheit der sozialwissenschaftlichen Disziplinen in zwei Hauptgruppen gegliedert wird. Die eine Gruppe umfaßt die explikativen Aussagen der einzelnen Bereiche sozialwissenschaftlicher Forschung, die andere die „normativen“. Jede der beiden Gruppen sollte zweckmäßig eine Grunddisziplin enthalten2.“ Grunddisziplin der explikativen Sozialwissenschaft ist — nach Weisser — die Soziologie, Grunddisziplin der normativen Sozialwissenschaft soll die „Gesellschaftspolitik“ sein. Das „System der „praktischen“ Gesellschaftspolitik“ soll eine Zusammenfassung aller allgemeinen menschlichen Grundanliegen und der daraus abgeleiteten Postulate beinhalten und es dadurch dem Wissenschaftler und dem Praktiker ermöglichen in konkreten Beratungssituationen auf bereits erarbeitete, reflektierte und explizit ausgewiesene normative Prämissen zurückzugreifen.
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Stelzig, T. (1977). Gerhard Weissers Konzept einer normativen Sozialwissenschaft. In: Von Ferber, C., Kaufmann, FX. (eds) Soziologie und Sozialpolitik. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, vol 19. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83545-1_10
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